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Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Titel: Mein Bild sagt mehr als deine Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Levithan
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fragte Jack. Er wirkte verschlafen, als wären die Synapsen in seinem Gehirn immer noch vernebelt, obwohl sein Körper die normalen Morgentätigkeiten ausführte.
    »Noch nicht lang«, sagte ich, weil ich keine Ahnung hatte, wie lang ich schon hier war.
    »Was hast du gestern Abend gemacht?«
    Ich mache nie irgendwas. »Nicht viel. Du?«
    »Nichts.«
    Ich war mir nie ganz sicher, ob Jack immer so früh in den Pausenhof kam, weil er wusste, dass ich dort sein würde, oder ob er sowieso um diese Zeit dort hingekommen wäre. Wir waren gut miteinander befreundet, rein automatisch sozusagen, aber auch unsere Freundschaft war irgendwie verschlafen. Jeder von uns hatte dir nähergestanden als wir beide uns gegenseitig. Deine Abwesenheit schob sich wie ein Dämpfer zwischen uns und die Welt.
    Jack zog eine Zigarette raus und fragte: »Was dagegen?«
    Er fragte das immer, und ich antwortete immer, dass ich nichts dagegen hätte, obwohl es nicht stimmte.
    Warum willst du deinen Kopf noch mehr vernebeln?
    Du hast behauptet, du würdest seine Raucherei hassen. Aber das stimmte nicht. Jedenfalls hast du sie nicht so sehr gehasst wie andere Dinge, zum Beispiel das Leben .
    Er zündete sich die Zigarette an und nahm abwechselnd immer wieder einen Zug davon und einen Schluck von seinem Kaffee. Meine Aufmerksamkeit zersplitterte und begann sich auf tausend Details zu richten, zum Beispiel wie seine Oberlippe eine Sekunde lang am Rand der Plastiktasse klebte oder welches Gewicht die Asche hatte, die von seiner Zigarette fiel. Man glaubt ja normalerweise, dass Asche schwebt, aber in Wirklichkeit haften die Partikel aneinander, bis sie so schwer sind, dass sie in gerader Linie nach unten sinken. So etwas würde dir auch auffallen. So etwas würdest du auch sagen.
    Ich musste auf einmal an das Foto in meiner Hosentasche denken und zog den Umschlag raus.
    »Ist das von dir?«, fragte ich.
    »Was ist damit?«
    »Hab ich gefunden. Drin ist ein Foto.«
    Jack schüttelte den Kopf und blies den Rauch aus. Der Rauch und der Himmel hatten dieselbe Farbe, aber ich konnte immer noch genau sagen, wann der Rauch sich auflöste.
    »Stammt nicht von mir«, sagte er. »Wo hast du es gefunden?«
    »Am Waldrand.«
    »Was ist drin?«
    »Hab ich doch gesagt, ein Foto.«
    Jack nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette, ließ die Kippe dann auf den Boden fallen und trat sie aus. Er streckte die Hand aus und ich gab ihm den Umschlag. Als er ihn öffnete, konnte ich spüren, wie sich der Rauch, der noch an seinen Fingern klebte, auf das Papier übertrug. Flecken. Die Zigarette auf dem Boden brannte immer noch.
    »Ziemlich gut getroffen«, sagte er. »Wer hat das geschossen?«
    »Weiß ich nicht. Das ist ja der Punkt. Ich weiß es nicht.« Dann erzählte ich ihm die ganze Geschichte, angefangen bei dem ersten Foto und dass die Person, die das zweite gemacht hatte, mich beobachtet haben musste, als ich das erste fand.
    »Interessant«, sagte Jack, aber der Klang seiner Stimme verriet, dass sein Interesse nicht viel länger andauern würde als eine Zigarettenlänge.
    »Dann warst du es also nicht?«, fragte ich.
    »Nein«, sagte er, den Blick immer noch auf das Foto gerichtet.
    »Vielleicht war es Ariel?«
    Sag ihren Namen.
    Jetzt blickte Jack auf, er wirkte leicht genervt von mir.
    »Ev, du weißt, dass es Ariel nicht gewesen sein kann.«
    Er hat deinen Namen ausgesprochen.
    »Vielleicht ist sie ja wieder da?«
    Jack drehte das Foto um und zündete sich die nächste Zigarette an, diesmal ohne mich zu fragen, ob ich was dagegen hatte.
    »Sie ist nicht wieder da, Ev.«
    »Aber was wenn …«
    »Sie war es nicht.«
    »Dann hat also irgendein Fremder gestern Abend zufällig das Foto von mir gemacht und es heute früh für mich da hingelegt?«
    »Es war nicht gestern Abend.«
    »Was?«
    Er beugte sich zu mir und zeigte auf das Foto. Die Zigarette ragte wie ein Schlot zwischen seinen Fingern heraus.
    »Du hast gestern was anderes angehabt. Und die Sonne schien auch nicht so stark. Das Foto ist an einem anderen Tag aufgenommen worden.«
    Ich bemühte mich. Versuchte, mich angestrengt zu erinnern, wann jemand ein Foto von mir gemacht haben könnte. Ohne Vorwarnung. Kein gestelltes Foto. Ganz spontan.
    Nie.
    Die einzige Ausnahme warst du.
    »Voll durchgeknallt«, sagte Jack. Dann blickte er hoch, nicht zu mir, sondern zu den anderen Schülern, die mit uns auf dem Pausenhof herumstanden. Zwei Freunde, die auf dem Pausenhof miteinander reden. Alltag. Alles normal. Ohne

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