Mein digitales Ich
haben werden.
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http://youtu.be/oHg5SJYRHA0
Sind noch Fragen offen geblieben? Natürlich können wir nicht auf alle Aspekte eingehen. Aber hinter dem folgenden Link werden Sie auf jede Frage eine Antwort finden. (Video)
Z um Schluss
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Die Bewerberin, die eine Absage bekommt, weil der Firmenchef nassfröhliche Partybilder von ihr in der Facebook-Chronik gefunden hat; der Personaler, der künftige Mitarbeiter nach ihren Social-Scoring-Werten auswählt; die Krankenversicherung, die Leistungen aufgrund schlechter Gesundheitswerte verweigert … Dies alles sind mögliche Konsequenzen der Digitalisierung des Ich und teilweise heute schon Praxis. Der vermessene Mensch wird zu einem Pool an Features, die entweder zum Bedarf eines Entscheiders passen oder nicht. »Nützt uns dieser Mensch oder nicht? Können wir ihn gebrauchen oder nicht? Wollen wir ihn oder nicht?«
Der vermessene und skalierte und nach seiner Nützlichkeit für bestimmte Zwecke bewertete Mensch passt nicht in unser humanistisches Menschenbild. »Wo kommen wir hin, wenn nicht mehr der ganze Mensch gesehen, sondern nur noch gescannt wird, ob seine für den jeweiligen Kontext relevanten Daten ober- oder unterhalb bestimmter Grenzwerte liegen?« So könnte man fragen. Wir aber geben zu bedenken: Kann es nicht auch praktisch sein, wenn beide Seiten von vornherein wissen, woran sie sind, wie das Gegenüber tickt? Ein Chef, der sich von meinen Partybildern abschrecken lässt – würde ich für den überhaupt arbeiten wollen? Höchstwahrscheinlich nicht.Und mit einer Firma, die mich nicht kennenlernen will, nur weil ich ihren Social-Scoring-Wünschen nicht entspreche, verbindet mich ganz offensichtlich so wenig, dass wir dauerhaft eh nicht ins Geschäft kämen. Und spricht nicht sogar einiges dafür, dass Leute aufgrund von Ähnlichkeiten in ihren Datenprofilen Bindungen eingehen? Wird solche Zusammenarbeit nicht viel bessere Früchte tragen als ein auf Unterordnung und Anpassung bis zur Selbstverleugnung basierendes Arbeitsverhältnis?
Die Nutzung von selbst gesammelten Daten durch Dritte ist ein weites und wichtiges Thema. Wir konnten es in diesem Buch nur hier und da berühren, es tiefergehend zu erörtern hätte den Rahmen gesprengt. Außerdem wären wir dabei allzu oft auf bloße Spekulationen angewiesen gewesen.
Auch die unzähligen Aspekte, die unter das Stichwort Datenmissbrauch gehören, wie beispielsweise Identitätsklau oder Datenmanipulation, konnten wir nur in Ansätzen behandeln. Dieser Verzicht fiel uns zugegeben nicht allzu schwer, denn es versteht sich für uns von selbst, dass derart hoch sensible Daten wie die Körperdaten eines Menschen in fremden bzw. nicht vom Besitzer autorisierten Händen nichts zu suchen haben.
Auch das Klischee vom leistungsbesessenen, von Optimierungszwängen getriebenen Fitnessjunkie hat sich für uns nirgends bestätigt. Wir haben die Selbstvermesser-Szene als einen äußerst lebendigen Haufen voller kreativer Querköpfe erlebt, die das Interesse am Menschen und seinen Besonderheiten eint. Die Selbstvermesser, die wir kennengelernt haben, sind alles andere als verbissen trainierende Robotermenschen,sondern offene und kluge Leute mit Freude am Ausprobieren, am Experimentieren, am Entwickeln, Anwenden und Weiterentwickeln neuer technischer Erfindungen, am Finden neuer Fragen und Suchen nach neuen Lösungen und andersrum. Sie haben sowohl Spaß als auch ernsthaftes Interesse daran, sich selbst mit Hilfe spielerisch gestalteter Technologien kennenzulernen, zusammen mit der Community oder allein. Ihnen gefällt es, Kontrolle über das eigene Verhalten zu erlangen, ist es erst einmal als typisches Muster erkannt. Sie wollen herausfinden, was den menschlichen Körper wie bewegt, und da es »den Menschen« nicht gibt, fängt jeder bei sich an und gibt seine Erkenntnisse gegebenenfalls an andere weiter. Die Selbstvermesser stärken ihr Selbst, indem sie ihre Eigenarten und Sensibilitäten ausloten. Lange genug musste man einfach nur »stark sein« und »gut performen«, ohne Rücksicht auf Verluste. Die eigene Natur und die Natur der anderen zu erkennen und zu achten ist, könnte man sagen, das einende Element dieser so bunten Szene.
Aber: Natürlich ist es gut, dass es warnende Stimmen gibt. (Auch wir haben ja nicht ganz darauf verzichtet und Risiken da, wo sie vor uns aufleuchteten, benannt). Es ist gut, dass es Dystopien gibt wie den großartigen Roman Corpus Delicti von Juli Zeh, der uns in aller Intensität
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