Mein Ex, der Schneesturm und ich
stellen, doch zumindest rief sie ihr einmal mehr ins Gedächtnis, dass er ein Leben führte, in dem sie keine Rolle spielte.
„Ich besitze eine Wohnung in Connecticut, aber ich reise viel. Darum habe ich auch kein richtiges Büro. Marjorie hat sich selbst zur Chefsekretärin erklärt, obwohl sie eigentlich von zu Hause aus für mich arbeitet.“
Er lebte also in Connecticut. Nicht gerade um die Ecke, aber auch keine Weltreise entfernt. Unfassbar. Delaney hätte ihn nur zu gern gelöchert, wie seine Wohnung aussah, damit sie sich ihn zu Hause vorstellen konnte, aber sie befürchtete, er könne ihre Fragen befremdlich finden.
„Sandy erzählt nicht viel über dich“, stellte sie fest. „Ich glaube, weil sie Angst hat, mich zu verletzen. Ich weiß also fast nichts darüber, was du in den letzten fünf Jahren so getrieben hast.“
„Wie gesagt, eigentlich habe ich nur gearbeitet.“
Keine Frauen? Bestimmt hatte er sich mit der einen oder anderen getroffen, schließlich war er sehr attraktiv und hatte sich nie über einen Mangel an weiblicher Aufmerksamkeit beklagen können. Selbst, als sie beide noch zusammen gewesen waren, hatten sich ständig Frauen nach ihm umgedreht. Aber hatte er sich auch wieder verliebt? Eine Heirat und spätere Scheidung ließ sich ausschließen, denn das hätte sich trotz allem in Tucker’s Point herumgesprochen. Aber hatte es ernsthafte Beziehungen gegeben?
Brody drückte ihre Hand. „Wenn du gerade das denkst, was ich denke, dass du denkst, so lautet die Antwort Nein.“
„Was denkst du denn, dass ich denke?“
„Nach dir habe ich keine andere Frau mehr geliebt.“
Delaney musste blinzeln, denn plötzlich verschleierten ihr Tränen den Blick. „Ich habe auch versucht, einen Mann zu finden, der deinen Platz einnehmen könnte. Es hat nicht geklappt.“
„Ein Glück, sonst wäre es noch peinlicher, dass wir hier zusammensitzen.“
Sie lachte leise und bemerkte, dass Noah sie mit seinen babyblauen Augen ernst ansah. „Er sieht dir sehr ähnlich.“
„Ja, er ist ein richtiger Rollins. Wenn erin die Pubertät kommt, können Mike und Sandy sich auf einiges gefasst machen.“
Noah hörte seinen Onkel sprechen und musterte ihn mit einem durchdringenden Blick. Der Kleine schien fasziniert von Brodys Gesicht, was Delaney sehr gut nachvollziehen konnte.
Wie sich die beiden in die Augen sahen, wurde Delaney schließlich zu viel und sie wandte sich verbittert ab. Er hatte ihren Traum von einer gemeinsamen Familie mit seiner Flucht aus der Stadt zerstört. Das konnte sie ihm nie verzeihen.
„Er ist so ein süßer, kleiner Kerl“, schwärmte Brody. Sein versonnener Tonfall tat weh.
„Was meinst du, wie viel Zeit bleibt uns noch, bevor er wieder zu weinen beginnt?“, fragte sie und sah sich gleichzeitig suchend nach Sandy um.
Und da war sie auch schon. Sie musste instinktiv gefühlt haben, dass ihr Sohn sie brauchte, denn sie kam sofort zu ihnen und nahm Noah mit zu ihrem Feldbett.
Wieder allein, legte Brody den Arm um Delaneys Schultern, zog sie an sich und küsste sie auf den Scheitel. Delaney seufzte und versuchte, sich in seinen Armen zu entspannen. Es war sinnlos, wieder und wieder altes Leid heraufzubeschwören. Ihr Leben war nicht so verlaufen, wie sie es geplant hatte, aber zumindest hatte sie diesen Moment und sie würde ihn genießen, solange er dauerte.
Brody half bei der Zubereitung und Verteilung des Abendessens. Er hätte auch noch den Abwasch übernommen, doch darauf ließ Delaney sich nicht ein.
„Aber ich verbringe gern Zeit mit dir, selbst, wenn ich dabei Teller spülen muss.“
Sie lachte ihn aus. „Das ist lieb, aber eigentlich wechseln die Arbeitsdienste turnusmäßig und der eine oder andere hat seine Pflichten schleifen lassen, weil du dich so stark engagiert hast.“
Ihm entging der vielsagende Blick nicht, den sie Alice dabei zuwarf. „Na gut, dann werde ich mal nach Dad sehen. Wenn wir ihn immer schön bei Laune halten, geht er seltener in die Kälte raus, um zu rauchen.“
Nach kurzer Suche fand er seinen Vater. Er lag ausgestreckt auf seiner Pritsche und blätterte in einer Jagdzeitschrift. Wahrscheinlich hatte er sie sich von einem Bekannten geliehen, denn soweit Brody wusste, hatte sich sein Vater niemals etwas aus der Jagd gemacht.
„Erhellende Lektüre?“
„Allerdings.“ Sein Vater schlug das Heft zu und setzte sich auf. „Unglaublich, was man alles in Tarnoptik kaufen kann.“
Brody ließ sich eben seinem Vater nieder. Was für
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