Mein Ex, der sinnliche Verführer
in abgewetzten Jeans – würde er sich wohl kaum interessieren.
„Was meinst du, Angel? Soll ich Lippenstift auflegen?“ Sie hielt dem Tier eine Karotte hin, was ihm ein freundliches Wiehern entlockte.
„Also gut. Dann mit Lippenstift. Wer weiß, vielleicht verbringt Mr Raffi Bin Najjar ja tatsächlich ein Wunder.“
Später am Tag sollte sie sich darüber klar werden, dass es eher verwunderlich war, dass ihr nicht der leiseste Verdacht gekommen war, dieser Raffi könne gar kein Fremder sein – weder auf der Wild Horse Ranch noch für sie.
Am Nachmittag hatte Caitlyn andere Sorgen als ihren Lippenstift. Dafür sorgte ein Anruf ihrer Freundin Lisa, der Besitzerin der Nachbarranch.
„Ramblin’ Man ist letzte Woche im Pferdeanhänger von einer Biene gestochen worden, und seitdem ist er nur noch ein Schatten seiner selbst. Ich wollte ihn zu meiner Mom fahren, damit er eine Stute deckt, aber ich krieg ihn nicht in den Hänger. Was soll ich denn jetzt machen? Hilfst du mir?“
„Ja, wenn du ihn hierher reiten kannst und jemand deinen Hänger auf meine große Koppel bringt. Daniel ist mit Manuel weggeritten. Und ich habe einen wichtigen Termin. Ich treffe mich mit Hassans Sohn.“
„Ach ja, wegen der Hypothek.“
„Der Fahrer hat schon angerufen, dass sie auf dem Weg vom Flughafen hierher sind. Das heißt, ich kann hier nicht weg.“
„Okay, alles klar“, sagte Lisa. „Ich denke, das krieg ich hin.“
Statt sich also auf die wichtige Begegnung vorzubereiten – nochmals die Bücher durchzugehen oder sich hübsch zu machen –, stand Caitlyn jetzt mit einer Führleine in der Hand im Pferdeanhänger.
Einen Huf im Hänger, stand Ramblin’ Man mit aufgerissenen Augen wie erstarrt da.
„Schon gut, mein Schöner. Du brauchst keine Angst zu haben“, sagte Caitlyn sanft und löste die Leine vom Halfter. „Gut gemacht, mit einem Bein warst du schon drin.“
Sie gab ihm das Kommando zurückzugehen. Sichtlich erleichtert sprengte der Hengst über die Wiese.
Caitlyn sah ihm nach und sprang aus dem Hänger. In ein paar Minuten würde sie es nochmals versuchen, um das Pferd nicht zu überfordern.
„Caitlyn!“, rief Lisa von der anderen Seite der Koppel. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass Luke Kilgore kommt?“
Als sie den Namen des Mannes hörte, den sie einmal geliebt hatte, krampfte sich Caitlyn das Herz zusammen.
Luke? Der sie verlassen hatte, als sie einundzwanzig und schwanger gewesen war? Er kam hierher? Aber weshalb? Und warum, in drei Teufels Namen, ausgerechnet auch noch … jetzt ?
Sie wandte den Kopf und sah den großen, schlanken dunkelhaarigen Mann in einem eleganten Anzug lässig am Gatter lehnen.
Caitlyn schluckte.
Luke! Er wirkte unbeschreiblich männlich und anziehender denn je.
Wie oft hatte sie sich in der Vergangenheit nach ihm gesehnt! Von ihm geträumt … Aber jetzt, da er gekommen war, erschien ihr das Ganze wie ein Albtraum.
Die grünen Augen, das markante Gesicht mit dem klassischen Profil und vor allem die sinnlichen Lippen – das war unverwechselbar Luke.
Jäh überflutete sie die Erinnerung an zärtliche Stunden mit ihm.
Seine Ausstrahlung war noch immer genauso elektrisierend wie damals – aber war dieser Mann im Maßanzug tatsächlich der Cowboy, den sie einst so geliebt hatte?
„Was machst du denn hier?“, fragte sie entgeistert.
„Mein Fahrer hat mich doch angekündigt. Du und ich haben einen Termin.“
„Du bist Raffi Bin Najjar?“
Er nickte. „Ja, so nennt man mich.“
„Ungewöhnlich für einen Mann, seinen Namen zu ändern.“
„Ich habe zwei Namen. Den einen habe ich bei meiner Geburt bekommen, den anderen hat Hassan mir gegeben, als er mich zu seinem Sohn gemacht hat. Warum soll er mich nicht Raffi nennen, wenn es ihm gefällt? Es war schon immer eine Schwäche von mir, den Menschen, die ich mag, entgegenzukommen.“
„Du bist zu alt, um adoptiert zu werden.“
Seine Lippen umspielte ein Lächeln, aber die Augen blieben ernst. Ohne Zweifel, aus ihm war ein Mann von Welt geworden. „Eine Adoption im eigentlichen Sinne ist es nicht. Wenn du es genau wissen willst, musst du Hassan fragen. Er hat sich das Ganze ausgedacht.“
Lachend stieß Luke sich vom Gatter ab. „Ich glaube, ich bin weltweit der einzige Mann, der ehrenhalber als Sohn angenommen wurde.“ Für einen Moment hielt er inne. „Tut mir übrigens leid, dass mein Auftauchen dich erschreckt hat.“
„Tut es nicht!“, widersprach Caitlyn. „Du hast mich
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