Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich (German Edition)
Und sie ist nicht gut für ihn, Ma. Das weißt du.“
„Ich weiß nur, dass du das Gefühl hast, dein Leben nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Und deswegen versuchst du, das deines Bruders zu kontrollieren.“ Sie stellte die Soßen auf den Tisch.
Terry wollte tausend bittere Dinge erwidern, doch sie schluckte sie alle herunter. „Vielleicht.“
„Oder vielleicht geht es gar nicht um Joe. Vielleicht befürchtest du ja, dass sie dich wieder verlässt.“
Oder vielleicht sollte ihre Mutter auch ein paar Selbsthilfeprogramme weniger im Fernsehen gucken.
„Habt ihr schon einen Termin beim Eheberater, Evan und du?“
Da wir gerade von Selbsthilfe sprechen.
„Nein. Ich rufe einen Scheidungsanwalt an, wenn wir wieder zu Hause sind.“
„Selbst nach all den Jahren kann ich nicht behaupten, dass ich alles über die Ehe weiß. Aber du könntest versuchen, mit ihm zu reden, bevor du dich von ihm scheiden lässt.“
„Er
will sich scheiden lassen, Ma.“
„Nicht, wenn ihr euch aussprecht.“
Genau. Denn Terry war ganz versessen darauf, noch einmal einen Satz wie
Ich bin lieber alleine, als mit dir verheiratet zu sein
zu hören. „Vielleicht hätten wir darüber reden können, wenn er mir gesagt hätte, dass er unglücklich ist. Wir hätten zur Eheberatung gehen können. Aber er ist einfach abgehauen.“
„Du solltest …“
„Hör auf“, unterbrach Terry ihre Mutter. „Bitte, Ma. Kann ich meinen Urlaub nicht genießen? So wie alle anderen auch?“
Als ihre Mutter die Arme ausstreckte, konnte Terry gar nicht anders, als sie zu umarmen.
„Es macht mich traurig“, sagte ihre Mutter leise, „dass du nicht um ihn kämpfen willst. Ich weiß doch, dass du ihn liebst.“
Das stimmte. Aber Terry hatte nicht die Kraft. Sie wollte Evan nicht nach Hause zerren und sich jeden Tag fragen müssen, ob er sie heute wieder verlassen würde.
„Manchmal reicht Liebe einfach nicht.“
Soweit Keri sich erinnern konnte, hatte sie zum ersten Mal seit Jahren vierundzwanzig Stunden ohne Handy, E-Mail und Internet verbracht. Sie hatte sogar mit möglichen Entzugserscheinungen gerechnet: ein Zittern, ein Zucken in den Fingern, ein plötzlicher Tipp-Anfall auf einer eingebildeten Tastatur.
Stattdessen war sie entspannt und beinahe erleichtert. Es war ein bisschen wie fasten. Auf einmal hatte sie eine Ahnung, wie man sich nach dem ersten Tag ohne Essen fühlen musste.
Entgiftet.
Sie hörte Joes dunkle Stimme, als er sich mit Kevin unterhielt. Sie sprachen über etwas, das mit Kevins Geländemaschine zu tun hatte. Unauffällig beobachtete Keri die beiden aus dem Augenwinkel.
Unauffällig konnte man Joes Verhalten wiederum nicht gerade nennen. Was hatte er sich dabei gedacht, sie vor der gesamten Familie zu küssen? Er hätte sie gar nicht küssen dürfen – egal wo. Zwar machte es ihr nicht wirklich etwas aus. Aber trotzdem …
Und was hatte es zu bedeuten? Er hatte es geschafft, mit ihr in einer Hütte zu schlafen und seine Finger bei sich zu behalten. Und plötzlich verspürte er das Bedürfnis, sie vor den Augen seiner Mutter und Terrys abzuknutschen?
Es war erschreckend gewesen, dass ihr Körper sich instinktiv an die Schließfachposition erinnert hatte. Doch Keri fand es geradezu verstörend, dass ihre Lust sie bei Joes Kuss genauso überwältigt hatte wie früher.
Kaum hatten seine Lippen die ihren berührt, hatte sie ein gewisses Kribbeln gefühlt. Es war an ihrem Hals hinabgewandert und hatte ihre Brustspitzen dazu gebracht, sich aufzurichten. Offensichtlich wusste ihr Körper noch ganz genau, welchen Weg Joes Küsse immer gegangen waren.
Und dann war das Kribbeln noch weiter hinabgewandert – bis Bobby sie unterbrochen hatte. Doch selbst jetzt konnte sie nicht aufhören, an den Sex mit Joe zurückzudenken.
Sie hatten einige Zeit gebraucht, bis sie herausgefunden hatten, was sie anmachte. Aber sie hatten sich auch viel Zeit zum Üben genommen. Whitesnake aus den Lautsprechern des Granada, der süße Geschmack von Apfelwein auf Joes Lippen, das Gelächter, als sie aus Versehen gegen die Hupe gestoßen waren.
Und schließlich war
es
passiert. Immer wieder hatte er dabei innegehalten und sie angesehen. Seine Muskeln hatten vor Anstrengung gezittert, wenn er dann „Ich liebe dich, Baby“ gesagt hatte …
„Hör auf, meinem Bruder auf den Hintern zu starren.“
Erwischt.
Keri spürte, wie sie rot anlief. Ärgerlich sah sie ihre ehemals beste Freundin an. „Wo ist mein Brownie?“
„Den hab ich
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