Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich (German Edition)
aus, wie sie tat. „Gut.“
„Du solltest rübergehen. Die Kids warten am Eingang. Sie dürfen erst rein, wenn ein Erwachsener dabei ist. Ich zieh mich eben um. Und das Buch solltest du lieber hierlassen.“
„Ich setz mich an den Pool, entspanne mich, lese und schaue den Kindern beim Schwimmen zu.“
„Ich hab dich gewarnt.“
Fünfzehn Minuten später war ihr Buch so nass und aufgequollen, dass es die Ausmaße von
Krieg und Frieden
angenommen hatte. Ihr Stuhl war umgestürzt und Keri selbst unfreiwillig baden gegangen. Und Steph benutzte Keris klitschnasses Tuch, um nach Danny zu schlagen.
Keri hatte längst aufgegeben, darauf zu achten, wer wen nicht jagen oder untertauchen sollte.
Es wurde geschrien, geschubst, gespritzt und gekreischt, und es war einfach unmöglich, auf alle fünf gleichzeitig aufzupassen.
Keri schleppte sich gerade an den Poolrand, als sie jemanden „Vorsicht!“ schreien hörte. Dem Ruf folgten ein lautes Platschen und eine Miniflutwelle.
„Ihr sollt doch nicht tauchen!“, rief sie. „Hier wird nicht gerannt und geschrien. Und Brian, hör auf, deinen Bruder unterzutauchen, verflixt noch mal!“
Keri hörte Joe lachen, bevor sie ihn sah. Sie drehte sich um und beobachtete, wie er und seine Brüder zum Pool kamen. Normalerweise hätte sie sich ein paar Sekunden Zeit genommen, um die drei Kowalski-Brüder in ihren Badehosen zu bewundern, doch sie musste ihre bereits erwachte Lust ja nicht zusätzlich befeuern.
„Ich dachte, du wolltest nicht schwimmen gehen“, rief Joe ihr zu.
„Wollte ich auch nicht. Aber dann wollte Joey Brian dazu überreden, irgendwas mit ihm auszuprobieren, das sich die doppelte Kanonenkugel des Grauens nennt. Ich wollte die beiden aufhalten, als noch einer von dieser Teufelsbrut – sorry, Mike – vorbeigerannt kam und mich anschubste. Und so bin ich im Pool gelandet und hab bei der dreifachen Kanonenkugel des Grauens mitgewirkt. Was nebenbei bemerkt nicht annähernd so spaßig ist, wie es klingt.“ Sie atmete tief durch. „Mein Buch war übrigens schon vorher nass.“
Joe fiel fast um vor Lachen, doch Mike steckte sofort zwei Finger in den Mund und pfiff.
Im Bruchteil einer Sekunde saßen alle fünf Kinder am Rand und hatten ihre unschuldigsten Mienen aufgesetzt.
„Das Sechser-Einmaleins“, forderte Mike sie auf. „Los.“
Keri brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass die Kinder die Multiplikationstabelle vor sich hinmurmelten. „Und das funktioniert?“
„Darauf kannst du Gift nehmen“, antwortete Mike. „Das Sechser-Einmaleins ist nur eine Warnung. Beim Siebener haben sie ein ernstes Problem. Das Elfer und das Zwölfer müssen wir aber ganz selten verlangen.“
„Wenn sie immer so bestraft werden, müssen sie ja wahre Mathe-Asse sein.“
Mike grinste. „Nur Einser. Außer Bobby, aber der geht noch in den Kindergarten.“
„Du veräppelst mich.“ Keri wischte sich mit der Hand das Gesicht trocken, da ihr Handtuch ja klatschnass war. „Frech
und
schlau. Gruselig.“
Sie nutzte die Ruhe, um ihren Stuhl wieder ordentlich hinzustellen und ihr Badetuch über den Zaum zu hängen. Ihr Buch legte sie zum Trocknen in die Sonne. Dabei war es gerade so spannend gewesen. Verdammt.
„Sechs mal zwölf ist zweiundsiebzig!“, riefen die Kinder im Chor.
„Seid in Zukunft lieb zu Keri“, warnte Joe die fünf. „Sie ist nicht so hart im Nehmen.“
Ohne lange darüber nachzudenken, schubste Keri ihn in den Pool. Und damit ging das Schreien, Schubsen und Spritzen von vorne los. Es war nicht schlimm, bis Kevin versuchte, sie in eine doppelte Kanonenkugel des Grauens mit reinzuziehen. Was dann folgte, war ein Unterwasserkampf zwischen Joe und seinem Bruder, der die Kinder erst recht wild machte. Bald musste Mike wieder pfeifen.
Am Ende war Keri nass und müde und hatte sich einen leichten Sonnenbrand geholt. Es war Zeit, ihre ramponierten Sachen zur Hütte zurückzutragen. Sie kam jedoch nur bis zu Lisas Zeltplatz, stellte dort den Stuhl auf und ließ sich hineinfallen.
„Du hast meinen vollsten Respekt und meine tiefste Bewunderung“, sagte Keri zu der Mutter der Jungs. Als Lisa nur mit den Augen rollte und weiterhin den Grill aufbaute, fügte sie hinzu: „Nein, ehrlich. Wie machst du das?“
„Als Babys waren sie so süß. Ich glaube, damals haben sie mich für immer um den Finger gewickelt.“
Keri lächelte und schloss die Augen. Eigentlich sollte sie zur Hütte gehen, duschen und sich anziehen. Etwas Wasser trinken. Aber
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