Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich (German Edition)
Erzfeindin rumknutschen.“
„Keri ist nicht ihre Erzfeindin. Das ist Lauren. Danach kommt Keris Chefin Tina – die ist definitiv Nummer zwei. Evan steht gerade auch ziemlich weit oben auf ihrer Liste, aber erst seit drei Monaten. Ich würde sagen, die beiden teilen sich Platz drei.“
Kevin schnaubte und ging weg. Joe konnte es ihm nicht verübeln. Alle lockeren Sprüche der Welt konnten nicht davon ablenken, dass er soeben Keri Daniels vor seiner ganzen verrückten Familie geküsst hatte.
Was zum Teufel hatte er sich dabei nur gedacht?
Terry hatte noch immer einen weißen Brownie in der Hand. Gerade hatte sie ihn Keri zur Versöhnung anbieten wollen, als Joe sie geküsst hatte.
Der Brownie zerbröselte nun zwischen ihren Fingern.
Und Terry war drauf und dran, den gesamten Beutel voll mit dem Lieblingsgebäck der blonden Kuh, die gerade ihren Bruder küsste, an die Vögel zu verfüttern. Nur eins hielt davon ab: die Tatsache, dass ihre Mutter die Brownies gebacken hatte. Obwohl der Campingwagen ihrer Eltern über eine gut ausgestattete Küche verfügte, war es nicht leicht, darin zu backen.
Terry drehte sich um und aß gedankenverloren die Browniekrümel. Sie hatte die feste Absicht gehabt, Keri eine Gemeinheit an den Kopf zu werfen, aber der ängstliche Blick ihrer ehemaligen Freundin hatte sie davon abgehalten. Jetzt wünschte sie sich, sie hätte es trotzdem getan.
„Was ist los, Mom?“
Terry schluckte herunter und versuchte, Steph anzulächeln. „Nichts, wieso?“
„Warum stört es dich so, wenn Onkel Joe wieder was mit Keri anfängt? Das verstehe ich nicht.“
„Er fängt nichts mit ihr an. Und ich sagte bereits, es ist nichts. Was hast du daran nicht verstanden?“
„Du hast das gleiche Gesicht gezogen wie damals, als Dad seine Sachen gepackt hat.“
Sie stopfte sich die zerdrückten Browniereste in den Mund, um sich ein wenig Zeit zu verschaffen. „Nachdem er und Keri sich getrennt hatten, war Onkel Joe ziemlich lange unglücklich“, antwortete sie schließlich. „Ich möchte nicht, dass ihm das noch mal passiert.“
„Vielleicht haben sie sich bloß zur falschen Zeit kennengelernt. Jetzt sind sie älter und haben andere Sachen erlebt. Und plötzlich sehen sie sich wieder und stellen fest, wie sehr sie sich lieben. Wäre doch möglich.“
Wie konnte ausgerechnet Terrys Tochter so hoffnungslos romantisch sein? „Sie lebt in Los Angeles und macht da Karriere. Sie wird bestimmt nicht hierbleiben. Und wenn sie was miteinander anfangen – so wie du es nennst –, wird sie ihm wieder wehtun.“
„Na wenn schon“, entgegnete Steph, und Terry dankte Gott im Stillen dafür, dass Teenager so gleichgültig waren.
Sie sah zu, wie ihre Tochter zu den Jungs hinüberging, die ohne Schläger Federball spielten. Es überraschte sie nicht im Geringsten, dass einer ihrer Neffen einen alten Federball dabeihatte. Die vier trugen die ungewöhnlichsten Dinge mit sich herum.
Terry fing an, den Grill und das Essen vorzubereiten. So musste sie wenigstens mit niemandem reden. Und ihr fiel auf, dass auch Keri versuchte, Gesprächen aus dem Weg zu gehen.
Egal, wie sehr ihre Familie sich freute, dass Keri wieder da war: Terry konnte sich mit dem Gedanken einfach nicht anfreunden. Sie war Joes Zwilling, und niemand stand ihm so nahe wie sie. Anscheinend erinnerten sich alle anderen nicht mehr an die Zeit – die Jahre –, in denen Joe sich mit seinem Computer und einem Kasten Bier in seinem Büro verkrochen hatte.
Am Anfang hatte ihr Bruder ihr einreden wollen, dass der Alkohol seine Kreativität beflügeln würde. Doch stattdessen hatte der Alkohol nur eins geschafft: Er hatte Joes Beziehung zu seiner Familie kaputtgemacht.
Nie würde sie den Tag vergessen, an dem Joe mit dem Trinken aufgehört hatte. Er hatte Kevin geschlagen – nicht auf die brüderliche Art und Weise, sondern auf die Art und Weise, die Kevin die Nase zertrümmert hatte. Das war das Ende gewesen. Joe hatte das Trinken vom einen auf den anderen Tag sein lassen und nie wieder angefangen. Auch nicht in der schlimmsten Zeit mit Lauren.
Aber Terry hatte Angst, dass Keri Joes wunder Punkt war. Sie wollte das alles kein zweites Mal erleben müssen.
„Hast du schon einen Plan, wie du dich diesmal zwischen die beiden drängen kannst?“, fragte ihre Mutter, die mit Soßenpackungen in den Händen neben sie trat.
War sie wirklich so verdammt durchschaubar? „Ich hab mich beim ersten Mal auch nicht dazwischengedrängt. Keri war schuld.
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