Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich (German Edition)
auszugleichen, Vorzelte aufzubauen, Abwasserrohre, elektrische Leitungen und Wasserleitungen zu legen und anzuschließen. Das alles war Routine, aber bei Leo und Mary Kowalski ging immer irgendetwas schief.
„Nennst du das etwa gerade, Mary?“ Ihre Eltern waren
immer
laut.
„Ich bin drinnen, Leo. Wie soll ich wissen, was gerade ist?“
„Haben wir nach links Schlagseite?“
Dann kam ihr mittlerer Bruder Mike mit seiner Familie an die Reihe. Sie brauchten drei nebeneinanderliegende Zeltplätze für ihre kleine Campingsiedlung. Auf dem ersten Platz stand das Wohnmobil – sehr viel kleiner als der ihrer Eltern –, in dem Mike, Lisa und die beiden Jüngsten schliefen. Außerdem gab es dort einen Multifunktionsgrill und eine so riesige Campingküche, dass alle drei Brüder und Mikes Ältester anpacken mussten, um sie aus dem Anhänger zu wuchten.
Auf dem zweiten Zeltplatz stellten sie den Campinganhänger ab, den sie hinter dem Wohnmobil hergezogen hatten und in dem die beiden älteren Jungs übernachteten. Hier spannte Lisa auch ein wahres Spinnennetz von Wäscheleinen, an dem ganze Wäscheberge zum Trocknen aufgehängt werden konnten.
Auf dem dritten Zeltplatz errichteten sie einen großen Zeltpavillon mit Abdeckplanen, damit Lisa mit ihren vier wilden Gören nicht im Wohnmobil bleiben musste, wenn es regnete.
Terrys kleiner Bruder Kevin, das jüngste Kind von Leo und Mary, war am schnellsten versorgt. Seit seiner Scheidung benötigte er nur ein kleines Zelt, einen tragbaren Holzkohlegrill und die größte Kühlbox, die man für Geld kaufen konnte. Er selbst behauptete, ein Campingpurist zu sein, doch Terry wusste es besser. Kevin sah es einfach nicht ein, das ganze Zeug mitzuschleppen, wenn seine Eltern vier Zeltplätze weiter ein mobiles Zuhause im Wert von einer halben Million dabeihatten.
Joe mietete sich immer eine der Hütten auf dem Campingplatz. So konnte er seinen Laptop mitbringen und relativ komfortabel und in Ruhe arbeiten. Meist half Terry ihm dabei, seinen Geländewagen auszuräumen. Aber da sie gerade nicht mit ihrem Zwillingsbruder sprach, schickte sie stattdessen ihre Neffen zu ihm.
Das Chaos, das die vier Jungs um die Hütte herum verursachen würden, war nur der Anfang ihrer Rache an Joe Kowalski.
Am Telefon hatte ihr Bruder ihr mitgeteilt, dass sie nun doch ein Glas Erdnussbutter mehr brauchen würden. In dem Moment war Terry klar gewesen, dass der Dummkopf Mist gebaut hatte.
Der Kowalski’sche Familienurlaub war Joe anscheinend noch nicht stressig genug: Jetzt musste er auch noch Keri Daniels anschleppen. Und das Schlimmste war, dass der Rest der Familie sich auf Joes Seite geschlagen hatte. Ihre Eltern waren begeistert. Mike und Lisa war die Sache egal, und Kevin? Terry kannte ihren jüngsten Bruder. Sie wusste, dass er versuchen würde, Keri ins Bett zu kriegen. Und wenn er das nicht schaffen sollte, würde er seinen großen Bruder mit ihr aufziehen, wo es nur ging.
Natürlich hatte keiner von den anderen eine zwölfjährige Tochter, die Camping hasste. Die es hasste, länger als eine Stunde kein Internet zu haben. Und die es am allermeisten hasste, dass ihre Eltern sich getrennt hatten. Natürlich konnte sie auch nicht verstehen, warum die Exfreundin ihres Onkels Joe mitkam, ihr Vater aber nicht – denn streng genommen war er noch gar kein Ex.
Ebendiese zwölfjährige Tochter lümmelte gerade in einem Liegestuhl vor dem noch verschlossenen Wohnmobil und schlürfte Cola. Terrys Brüder hatten ihr geholfen, den Wagen einzuparken, ihn gerade aufzustellen und Wasser- und Abwasserleitungen anzuschließen. Danach hatte Terry sie weggescheucht. Nachdem jetzt kein Mann mehr im Haus war, mussten sie und Steph sich daran gewöhnen, die Dinge alleine anzupacken.
Leider war es eine wahre Herausforderung, ihre Tochter dazu zu bringen, auch nur den kleinen Finger zu rühren. „Stephanie, ich hab dich doch gebeten, wenigstens die Fenster zu öffnen und das Vorzelt aufzubauen.“
„Das macht Dad sonst immer.“
„Dad ist aber nicht hier. Und du hast ihm früher immer dabei geholfen. Also weißt du, wie das geht.“
Augenrollen. „Warum konnte ich nicht einfach bei ihm bleiben?“
Terry atmete tief durch. Zum x-ten Mal erinnerte sie sich daran, dass es Steph nur darum ging, wer ihr in den nächsten zwei Wochen einen Internetzugang bieten konnte. Ihre Frage hatte nichts damit zu tun, welchen ihrer Elternteile Stephanie am meisten liebte. Terry antwortete: „Weil seine Wohnung nicht
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