Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich (German Edition)
sie Keri im Stich. Und dennoch hatte sie das dumpfe Gefühl, dass er etwas plante.
Während die Kellnerin servierte, hatte Keri Zeit zum Nachdenken. Joe war nie ein hinterhältiger Typ gewesen. Wenn er sich also zum Essen mit ihr traf, dann standen die Chancen für ein Interview gut. Er würde niemals jemanden zum Spaß erniedrigen.
Es stimmte zwar, dass Geld einen Menschen verändern konnte – und Joe verfügte inzwischen über ein ungeheures Vermögen. Doch so wie ihre Mutter über ihn sprach und wie sie selbst ihn gerade erlebte, schien Joe noch ganz der Alte zu sein. Bloß seine Spielzeuge waren mittlerweile wahrscheinlich teurer.
Was aber noch lange nicht hieß, dass sie nicht trotzdem das tun musste, was er wollte. Ganz und gar nicht.
Sie biss in den Cheeseburger mit Bacon, und der lange vergessene Geschmack explodierte förmlich auf ihrer Zunge. Seufzend schloss sie die Augen und kaute langsam, um den Moment voll auszukosten.
„Wann hast du zum letzten Mal so einen gegessen?“
Keri schluckte und freute sich schon auf den nächsten Bissen. „Das ist viel zu lange her.“
Er lachte.
Während des Essens unterhielten sie sich angeregt über alles Mögliche. Als sie über den Film sprachen, fiel Keri jedoch auf, dass Joe sich sehr bedeckt hielt. Offenbar wollte er nichts preisgeben, das sie möglicherweise für einen Artikel verwenden konnte.
Es würde ihr nicht gelingen, Joe auszutricksen. Sie würde ihm keine Informationen entlocken können, mit denen Tina auch nur ansatzweise zufrieden war.
„Weißt du“, sagte sie, den halben Cheeseburger noch in der Hand, „ich würde das Essen mit dir wirklich gern einfach genießen. Aber das geht nicht, bevor wir nicht über das Interview gesprochen haben. Also, was muss ich tun?“
„Darüber hab ich vorher schon ein bisschen nachgedacht. Ich finde, du solltest mitkommen.“
„Wohin?“
„Dorthin, wo ich hinfahre.“
Keri legte den Cheeseburger auf den Teller. „Zwei Wochen lang?“
Die Zeit war kein Problem, da sie ohne das Interview sowieso nicht nach Kalifornien zurückkommen konnte. Aber sie wollte einfach gerne wissen, worauf sie sich da einlassen sollte.
„Ob du die ganzen zwei Wochen dableibst oder nicht, ist deine Sache. Für jeden ganzen Tag, den du mit uns Kowalskis durchhältst, darfst du mir eine Frage stellen.“
Im Gegensatz zu Joe konnte Keri ein Pokerface aufsetzen, und genau das tat sie jetzt. „Wen meinst du mit ‚uns Kowalskis‘?“
„Die ganze Familie.“ So tiefe Grübchen hatte sie noch nie an ihm gesehen. „Eben alle.“
Ihr erster Gedanke:
Ach du Scheiße!
Ihr Zweiter:
Ob das „People Magazine“ wohl Leute braucht?
Joe zog einen Zettel aus der Hosentasche. „Hier, ich hab dir eine Liste mit all den Dingen gemacht, die du brauchst. Hab ich auf dem Parkplatz geschrieben.“
Keri faltete den Zettel auseinander. Sie las sich die Liste zweimal durch und versuchte daraus abzuleiten, was ihr bevorstand.
MITBRINGEN: Mückenspray, T-Shirts, Sweatshirts (mindestens eins davon mit Kapuze), ein Flanellhemd (dringend notwendig), Pyjama (optional), Unterwäsche (auch optional), Badeanzug (möglichst knapp), noch mehr Mückenspray, Turnschuhe, wasserfeste Schuhe, dicke Socken, Sonnenmilch, zwei Rollen Kleingeld.
ZU HAUSE LASSEN: Handy, BlackBerry, Laptop, Fotoapparat, Kamera, Wecker, Diktiergerät, sonstiger Elektrokram.
Sie hatte keinen blassen Schimmer, was das zu bedeuten hatte. Wollte Joe sie halb nackt verschleppen und sicherstellen, dass sie nicht mal per SMS Hilfe rufen konnte?
2. KAPITEL
D er erste Tag des alljährlichen Familienurlaubs war für Terry Kowalski Porter immer die Hölle. Die zwölf Tage voller Spaß und Entspannung waren umrahmt von zwei Tagen, an denen sie sich am liebsten vor einen fahrenden Zug geworfen hätte.
Auf der Autobahn ging es im Familienkonvoi noch gesittet zu. Doch sobald sie den Campingplatz erreicht hatten, waren ihre Verwandten plötzlich in alle Winde verstreut. Terry rannte sich die Füße wund, um überall zu helfen.
Zuerst musste sie zu ihren Eltern. Mit ihrem riesigen Luxuscampingwagen brachten sie das gesamte Lager zum Stillstand, solange sie nicht vernünftig geparkt hatten. Leo Kowalski weigerte sich standhaft, jemand anderen ans Steuer des Gefährts zu lassen, das sein Sohn ihm gekauft hatte. Terrys Aufgabe war es also, ihren ungeduldigen Bruder in Schach zu halten, bis ihr Dad das Schlachtschiff präzise eingeparkt hatte.
Dann ging es darum, Bodenunebenheiten
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