Mein feuriges Herz
ist.“
„Diesmal lassen wir Haus und Garten bewachen. Deiner Frau kann nichts passieren.“
„Nein. Kommt nicht infrage.“
„Wenn du diesen Mann nicht unschädlich machst, Gray, wird er irgendwann Erfolg haben. Du musst ihn fassen, bevor ein Unglück geschieht. Wir müssen ihn in eine Falle locken.“
„Mit meiner Frau als Köder? Die Antwort ist nein.“
Corrie fasste sich ein Herz, öffnete die Tür und trat ein. „Verzeiht die Störung, aber Mr. Petersen hat recht. Ich kann nicht ewig wie eine Gefangene leben. Ich darf nicht ausreiten, darf meine Familie nicht besuchen, kann mich nicht einmal frei im Garten bewegen. So kann es nicht weitergehen.“
„Da du offenbar gelauscht hast, kennst du meine Antwort. Es ist zu gefährlich.“
„Nichts zu unternehmen ist genauso gefährlich.“
Gray stieß den Atem hörbar aus und schwieg lange. Dann fixierte er Dolph. „Einverstanden. Aber wenn etwas schiefgeht …“
„Es wird nichts schiefgehen. So weit lassen wir es nicht kommen. Falls deine Theorie stimmt, ist der Schurke jemand aus dem Dorf. Er wird zwar nicht unter den Gästen zu finden sein, möglicherweise mischt er sich aber unter das Aushilfspersonal, das die Countess für das Fest beschäftigt.“
„Es könnte also ein Diener, ein Stallbursche oder eine Küchenhilfe sein.“
„Wir werden alle Vorsichtsmaßnahmen treffen. Und du wirst deiner Frau nicht von der Seite weichen.“
Gray warf Corrie einen flüchtigen Blick zu. „Worauf du dich verlassen kannst.“
Corrie war sich wehmütig bewusst, dass seine Besorgnis nichts mit Zuneigung für sie zu tun hatte. Seit Charles seine Liebe zu Laurel gestanden hatte, verhielt Gray sich ihr gegenüber noch distanzierter. In den seltener gewordenen Liebesnächten verwöhnte er sie zwar mit seinen Zärtlichkeiten, aber sie spürte deutlich, dass er nicht mit dem Herzen dabei war.
25. KAPITEL
Alle notwendigen Maßnahmen waren getroffen. Dolph ließ Männer aus London kommen, eine kleine Armee von Bewachern. Lady Devanes Bedienstete würden hellblaue Livree tragen, Petersens Leute sollten sich in einfacher Bauernkleidung unauffällig unter Pferdeknechte und Stallburschen mischen und vor dem Haus und beim Gesinde im Küchentrakt hinter den Kulissen agieren. Für das große Fest waren so viele fremde Hilfskräfte angeheuert worden, dass die ortsfremden Bewacher keinen Verdacht erregen würden.
Corrie hatte Gray den ganzen Tag nicht gesehen, da er mit den Vorbereitungen beschäftigt war, um für ihre Sicherheit zu sorgen. Charles, Jason und Derek waren in die Pläne eingeweiht und erklärten sich bereit, gleichfalls wachsam zu sein.
Gegen sieben Uhr abends waren alle kostümiert und zur Abfahrt nach Parkside bereit. Nur Corrie verspätete sich.
„Sind Sie sicher, Mylady?“ Anna sah ihre Herrin skeptisch an. „Sie wollten sich doch als römische Kaiserin Julia Augusta verkleiden.“
Das hatte sie ursprünglich vorgehabt. Bei einem Ball in London hatte sie ein römisches Gewand aus weißer, fließender Seide getragen, dazu goldene Sandalen; das Kostüm hatte sie in einer ihrer Umzugskisten gefunden. „Ich habe es mir anders überlegt.“
„Aber die Gemahlin eines Earls …“
„Was stört dich daran, dass ich als Bauernmädchen gehe?“
Anna biss sich auf die Unterlippe. „Eigentlich nichts, Mylady.“
In einem abgetragenen, aprikotfarbenen Musselinkleid und einem einfachen Strohhut sah Corrie aus wie Letty Moss – und genau das entsprach ihrer Absicht. Plötzlich war ihr diese Idee gekommen, die sie nicht mehr losgelassen hatte.
Sie hatte keine Ahnung, welches Kostüm Gray tragen würde und wusste nicht, wie er auf ihre Erscheinung reagieren würde. Das war vielleicht sogar der Grund, warum sie sich nicht mehr von ihrer Idee abbringen ließ.
Sie eilte den Flur entlang und die Treppe hinunter, während ihre gestärkten Rüschenunterröcke um ihre Beine raschelten. Dann verharrte sie auf dem Absatz.
Unten in der Halle stand der schönste Mann, den sie je gesehen hatte. Ihr Herz begann zu klopfen. Hochgewachsen und breitschultrig in schwarzen Reithosen, hohen Stiefeln, dazu ein weites Leinenhemd, das Haar im Nacken gebunden. Eine Maske aus schwarzer Seide verbarg die obere Hälfte seines Gesichtes, hinter der schwarze Augen funkelten.
Gray trug das Kostüm eines Räuberhauptmanns, mit dem sie ihn verglichen hatte, als sie ihm zum ersten Mal begegnete.
Der Mann, in den sie sich verliebt hatte.
Ihre Knie fühlten sich an wie Wachs, als er
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