Mein feuriges Herz
des Hauses. Ihr Besuch in Selkirk Hall wurde verschoben. Und auf längeren Spaziergängen im Garten wurde sie von Gray begleitet. Dolph Petersen hatte sich im Green Dragon eingemietet, um die Dorfbewohner auszuhorchen.
Corrie fragte sich, ob Greta dem drahtigen Mann schöne Augen machen und ob Dolph ihre Einladung annehmen würde. Vielleicht wäre dies eine gute Gelegenheit, der drallen Schankmagd Neuigkeiten zu entlocken.
Rebecca wurde von den Anschlägen auf Corries Leben unterrichtet, schien aber nicht wirklich davon überzeugt zu sein.
„Es könnte sich doch um eine Reihe von Zufällen gehandelt haben. Der Sattelgurt riss, so etwas kommt schon mal vor. Und auf dem Gartenfest hat sie etwas gegessen, was ihr nicht bekommen ist.“
Corrie wollte sich nicht mit ihr anlegen. Rebeccas Meinung war ihr nicht wirklich wichtig. Gray hatte ihr selbstverständlich nichts von Charles’ Untreue oder von dem Kind erzählt.
Corrie hatte hin und her überlegt, ob sie Gray über Rebeccas Affäre mit dem Fremden, von dem sie ein Kind erwartete, ins Vertrauen ziehen sollte, hatte sich aber dagegen entschieden. Da sie nicht wusste, wer Rebeccas Liebhaber sein mochte, würde Gray ihr möglicherweise keinen Glauben schenken. Im Übrigen herrschte ohnehin genügend Aufruhr in der Familie, sodass sie es vorzog, darüber zu schweigen, zumindest vorübergehend.
Nach dem Abendessen stand sie grübelnd auf der Terrasse, als Charles sich zu ihr gesellte.
„Ich habe Gray gefragt, ob ich ein paar Minuten mit dir unter vier Augen sprechen kann“, sagte er und trat aus dem Schatten ins Licht der Fackeln.
„Was gibt es, Charles?“
„Ich möchte mit dir über deine Schwester sprechen. Du sollst wissen, wie sehr ich Laurel geliebt habe und wie schrecklich leid mir all das tut, was passiert ist.“
Corrie sah die tiefen Falten um seinen Mund und die Wehmut und Trauer in seinen Augen. Es hatte ihn gewiss große Überwindung gekostet, das alles für sich zu behalten. „Ich bin froh, dass du es warst“, sagte sie. „Ich bin froh, dass du der Mann bist, in den meine Schwester sich verliebte.“
„Meinst du das wirklich?“
„Du bist ein guter Mensch, Charles, daran ändert deine Beziehung mit Laurel nichts.“
Seine Augen wurden feucht. „Sie hat mir alles bedeutet. Alles.“
Corrie nickte. „Ja, das spüre ich.“
„Als du deinen Verdacht geäußert hast, hielt ich dich für bedrückt und traurig über ihren Verlust, genau wie ich es bin. Aber zu erfahren, dass … Laurel wirklich ermordet wurde … den Gedanken kann ich kaum ertragen.“
„Wir finden ihren Mörder. Wir halten zusammen … und wir finden ihn.“
Charles hielt den Blick auf seine Füße gesenkt, als wolle er etwas sagen, bringe aber den Mut nicht auf. „Ich habe nie danach gefragt“, begann er schließlich, „weil es zu schmerzhaft war …“ Er schluckte. „War es ein Mädchen oder ein Junge?“
Seine Frage versetzte Corrie einen Stich ins Herz. „Du hattest einen Sohn, Charles. Laurel taufte ihn auf den Namen Joshua Michael.“
Charles’ Blick war schmerzerfüllt. „Das war der Name meines besten Freundes. Er starb an Influenza, als wir gemeinsam das Internat besuchten. Laurel wusste, wie sehr ich ihn schätzte, weil ich oft von ihm sprach.“ In seinen Gesichtszügen lag eine überwältigende Trauer. „Du bist eine sehr tapfere Frau. Hätte ich nur mehr Mut bewiesen …“
„Du hast sie nicht getötet, Charles. Dich trifft keine Schuld.“
Er nickte schweigend, dann drehte er sich um und ging davon.
Kurz darauf trat Gray zu ihr. „Mein Bruder ist ein guter Mensch.“
„Ja, das ist er.“
„Dann glaubst du also nicht länger, dass er etwas mit dem Tod deiner Schwester zu tun hat?“
„Nein. Ich wünschte nur, seine Information würde uns weiterhelfen.“
Ein Muskelstrang vibrierte in Grays Wange. „Das wünschte ich auch.“
Wenige Tage später kam Dolph Petersen zu Besuch. Zu ihrem Bedauern wurde Coralee nicht gebeten, an dem Gespräch teilzunehmen, das er mit Gray unter vier Augen führte.
Aber sie konnte nicht widerstehen, ein wenig zu lauschen. Sobald die Tür zum Arbeitszimmer hinter den beiden Männern ins Schloss gefallen war, legte sie ihr Ohr daran. Erstaunlicherweise drehte sich das Thema um den bevorstehenden Kostümball bei der Countess of Devane.
„Ich finde, du solltest mit deiner Frau daran teilnehmen“, sagte Dolph.
„Bist du verrückt? Du weißt doch, was Coralee bei unserem Gartenfest zugestoßen
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