Mein feuriges Herz
Wangen. „Und eines Tages passierte es.“
Er sah Corrie an, und in seinem Blick lag so viel Schmerz und Leid, dass ihr Herz sich zusammenzog.
„Deine Schwester war der gütigste und liebenswerteste Mensch, der mir je im Leben begegnet ist. Ich wäre liebend gerne an ihrer Stelle gestorben.“
Corrie verdrängte ihr Mitgefühl. „Du hast sie im Stich gelassen, Charles. Du hast sie verlassen, als sie dich dringend gebraucht hätte.“
Kerzengerade richtete er sich auf. „Ich wusste nichts von dem Kind. Sie hat es mir nie gesagt. Sie wusste, dass ich verheiratet bin, und wollte um keinen Preis, dass meine Familie darunter leidet, was wir getan hatten. Sie sagte, sie brauche Zeit, um mit sich ins Reine zu kommen.“ Er schluckte wieder. „Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass sie abreist. Vielleicht wäre sie dann noch am Leben.“ Er schlug die Hände vors Gesicht, während seine Schultern von haltlosem Schluchzen geschüttelt wurden.
Corrie wurde das Herz weit. Sie hatte Laurel verloren und um sie getrauert, und auch Charles hatte furchtbar unter ihrem Verlust gelitten. Sie ging zu ihm, schlang die Arme um ihn, und Charles klammerte sich an sie. „Es tut mir so leid“, flüsterte er. „Es tut mir so unendlich leid.“
Tief holte er Luft und löste sich von Corrie. Dann wandte er sich an Gray und die anderen Herren im Zimmer. „Ich wünschte, ich könnte alles ungeschehen machen. Ich wollte niemals eine Tragödie heraufbeschwören. Laurel und ich … wir wollten niemanden verletzen.“
Gray nickte und wartete, bis sein Bruder die Fassung wiedergefunden und Corrie sich gesetzt hatte.
„Du wusstest also nichts von dem Kind“, sagte er.
Charles schüttelte den Kopf. „Ich habe Laurel nur noch ein Mal gesehen, nachdem sie aus East Dereham zurückgekehrt war.“
„Und?“
„Es war wie früher. Ich liebte sie, und sie liebte mich. Ich sagte ihr, ich wolle Rebecca verlassen und sie heiraten.“
Corries Herz schnürte sich zusammen.
„Was sagte Laurel dazu?“, fragte Gray.
„Sie bat mich, noch einmal darüber nachzudenken, damit ich wirklich sicher bin, dass ich die richtige Entscheidung treffe. Ich versicherte ihr, dass es mein größter Wunsch sei, sie zur Frau zu nehmen. Ich wusste genau, dass es die richtige Entscheidung war.“
„Wer außer Laurel wusste von deiner Absicht?“, fragte Corrie.
„Niemand. Es war ein Gespräch zwischen uns beiden.“
„Du hast also nie über Scheidung mit deiner Frau gesprochen?“
Abrupt stand Derek auf. „Du willst doch nicht unterstellen …“
„Sie wusste nichts davon“, fiel Charles ihm ins Wort. „Ich wartete darauf, von Laurel zu hören, um mich mit ihr zu treffen und unsere weiteren Pläne zu besprechen. Stattdessen kam der Konstabler ins Schloss und teilte uns mit, dass sie …“ Er stockte, da erneut Tränen in seinen Augen standen. „Dass sie mit einem Kind in den Armen ertrunken ist.“ Charles kniff die Augen zusammen, und Corrie spürte seinen Schmerz wie ihren eigenen.
„Ich mache dir keine Vorwürfe, Charles“, sagte Gray sanft. „Deine Ehe mit Rebecca wurde beschlossen, als ihr beide noch Kinder gewesen seid. Du und Laurel, ihr habt euch geliebt. Es war eine schicksalhafte Begegnung.“
Nun meldete sich auch Jason zu Wort. „Charles trifft keine Schuld an Laurel Whitmores Tod. Er hat sie geliebt und hätte ihr niemals etwas angetan. Wenn Laurel tatsächlich ermordet wurde, ist sie einem Räuber, einem Wegelagerer zum Opfer gefallen.“
„Jason hat recht“, stimmte Derek ihm zu. „Es kann ein Zufall gewesen sein, so wie bei Coralee. Während des Gartenfestes war das ganze Dorf anwesend. Einer der etwa hundert Gäste hätte Coralee vergiften können.“
„Weißt du, wieso Laurel sich in der Nacht ihres Todes am Flussufer aufhielt?“, fragte Corrie an Charles gerichtet.
Er schüttelte den Kopf. „Sie wurde nicht weit von Selkirk Hall gefunden. Vielleicht wollte sie einfach nachdenken und hatte beschlossen, mir von dem Kind zu erzählen. Ich weiß es nicht. Die Kette der Ereignisse kann reiner Zufall gewesen sein. Ein Räuber lauerte ihr auf, es kam zu einem Handgemenge und dann …“ Er drückte Daumen und Zeigefinger an die Augenlider.
„Was auch geschah“, warf Gray mit einem kämpferischen Funkeln in den Augen ein, „meine Frau wird nicht das nächste Opfer sein. Aber ich finde heraus, wer der Mörder ist und werde ihm das Handwerk legen.“
Auf Grays Drängen verbrachte Corrie die ganze Woche in der Nähe
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