Mein feuriges Herz
wunderbar. Du warst genau der Mann, den ich in Erinnerung hatte.“ Aber als sie ihn ansah, war ihr Blick wieder tränenverschleiert.
„Sag es mir.“
„Du warst genau wie damals in jener ersten Nacht. Aber ich bin nicht Letty und werde es nie sein.“ Dann schwieg sie erneut und sprach erst wieder, als sie sein Gemach erreicht hatten und Corrie ihm sagte, sie wolle in ihrem eigenen Bett schlafen.
Gray ließ sie gewähren, auch wenn es ihn unendlich schmerzte. Sie hatte sich als Letty verkleidet, und er hatte sie bei diesem Namen genannt. Er begriff nicht, wieso der Name sie so tief gekränkt hatte. Und er hatte keine Ahnung, wie er den Schaden wiedergutmachen könnte.
Aber er würde alles daransetzen, sich mit ihr zu versöhnen. Er würde sich bei ihr entschuldigen und alles wieder ins Lot bringen.
Am nächsten Morgen, als er ihre Zofe fragte, ob sie schon aufgestanden sei, stellte er jedoch fest, dass Coralee verschwunden war.
26. KAPITEL
Die elegante schwarze Karosse rollte durch die überfüllten Straßen Londons. Corrie hatte beinahe vergessen, wie laut und betriebsam die Stadt, wie staubig die Luft war. Sie war schon den ganzen Tag unterwegs und hatte gehofft, London vor Einbruch der Nacht zu erreichen, doch seit einer Stunde war es bereits dunkel.
Seufzend lehnte sie sich in die Samtpolster zurück. Als sie das Schloss im Morgengrauen verließ, hatte sie nur daran gedacht, so schnell wie möglich vor Gray zu fliehen, der sie maßlos gekränkt hatte. Auf der langen Reise hatte sie genügend Zeit zu überlegen, was sie tun würde, sobald sie London erreichte.
Gray besaß ein Haus in der Stadt. Als Countess of Tremaine hatte sie selbstverständlich das Recht, dort zu wohnen, aber Gray würde sie mit Sicherheit dort zuerst suchen. Was auch immer er für sie empfinden mochte, war sie doch seine Frau, für die er sich verantwortlich fühlte.
Corrie aber wollte ihn nicht sehen.
In der Stadt drohte ihr weniger Gefahr, wobei nicht auszuschließen war, dass man sie verfolgte. Der einzige Ort, wo sie sich wirklich sicher fühlen konnte, war das Haus von Krista und Leif. Es war ihr peinlich, die Freunde um Aufnahme zu bitten, aber sie brauchte den Rat ihrer besten Freundin, und außerdem wusste sie sich unter einem Dach mit drei bärenstarken Männern geborgen wie in Abrahams Schoß.
Die Familie hatte bereits zu Abend gegessen, als die Kutsche vor dem Backsteinhaus der Draugrs vorfuhr und Corrie den Türklopfer bediente.
Der Butler öffnete. „Was kann ich für Sie tun, Madam?“
Sie brachte ein Lächeln zustande. „Vielleicht erinnern Sie sich an mich, Mr. Simmons … Coralee Whitmore? Mittlerweile Countess of Tremaine.“
„Aber natürlich, Mylady. Treten Sie ein.“ Simmons, ein soignierter Herr in mittleren Jahren mit grau meliertem Haar, verneigte sich höflich.
„Wenn Sie mir bitte in den Salon folgen, ich werde Sie Mr. und Mrs. Draugr melden.“
„Danke, Simmons.“ Sie folgte dem Butler in einen Salon, in roten und goldenen Farbtönen gehalten, mit Fransenlampen auf reich geschnitzten Beistelltischen. In Glasvitrinen standen allerlei Porzellanfiguren und Nippes; überall lagen Stapel der letzten Ausgaben der Londoner Tageszeitungen und Wochenmagazine.
Der Salon war im modischen viktorianischen Stil eingerichtet, vermutlich von einem Innenarchitekten, da Krista zu sehr beschäftigt war, um sich mit derlei Dinge zu befassen.
Beklommen wartete Corrie und wünschte sich beinahe, sie hätte die überstürzte Reise nicht gemacht.
Dann trat Krista ein, schlank und langbeinig, und zog sie in eine tröstliche Umarmung. Corrie wurde leichter ums Herz bei dem herzlichen Empfang ihrer Freundin. Krista spürte ihre Beklommenheit und löste sich ein wenig von ihr.
„Coralee, was in aller Welt ist geschehen?“
Leif tauchte im Türrahmen auf, und Corrie erhaschte einen kurzen Blick auf Thors dunkle hohe Gestalt hinter ihm, bevor Leif die Tür schloss, um die Freundinnen allein zu lassen.
„Geht es um den Earl?“, fragte Krista und führte sie zum Sofa. „Hat er dir etwas angetan? Falls er …“
„Nein, er hat mir nichts angetan. Jedenfalls nicht so, wie du denkst.“
Krista ergriff ihre Hand. „Erzähle mir, Corrie. Wieso hast du deinen Ehemann verlassen?“
In der nächsten halben Stunde erzählte Corrie, wie unsterblich sie sich in Gray verliebt hatte, aber nach der Hochzeit entdecken musste, dass er sich verändert hatte und nicht der Mann war, den sie in ihm gesehen hatte. Schließlich
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