Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein feuriges Herz

Mein feuriges Herz

Titel: Mein feuriges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
Vom Netzwerk:
Polsterbank am Fußende des breiten Bettes, und Corrie setzte sich neben sie. „Und? Was hast du herausgefunden?“
    Versonnen steckte Allison eine schwarze Locke unter ihr gerüschtes Zofenhäubchen. Sie trug einen schlichten schwarzen Rock und eine weiße Biesenbluse, wie es einer Zofe geziemte.
    „Hilde scheint mir ein gutmütiges Wesen zu sein. Sie arbeitet seit vielen Jahren im Schloss und weiß eigentlich alles über die Familie. Sie erzählte, dass es zwischen dem Earl und seinem Vater oft zu Streitigkeiten kam. Nach dem Tod der Mutter wurde Gray sehr schlecht von seinem Vater behandelt, der den Knaben wegen geringster Verfehlungen hart bestrafte. Einmal hat er ihn so sehr mit dem Rohrstock verprügelt, dass die Haushälterin einen Arzt kommen lassen musste.“
    Gütiger Himmel.„Warum behandelte sein Vater ihn so grausam?“
    „Hilde sagte, der verblichene Earl hatte immer den Verdacht, dass Gray nicht sein leiblicher Sohn war – obgleich Lady Tremaine bis zu ihrem Tod schwor, dass sie ihrem Gatten niemals untreu war.“
    Mitleid für den Knaben stieg in Corrie auf, der mit einem lieblosen Vater aufgewachsen war und vom ihm wegen jeder Kleinigkeit verprügelt wurde.
    Sie zwang sich, an Laurel zu denken, an ihre Schwangerschaft, an ihr Kind, ihren sinnlosen Tod und verdrängte ihre unangebrachten Mitleidsgefühle.
    „Hast du Hilde nach der Gemahlin des Earls gefragt?“
    Allison nickte. „An jenem Tag hatte Rebecca eine Bootsfahrt mit anschließendem Picknick geplant und Gäste dazu eingeladen. Gray sagte seine Teilnahme in letzter Minute ab. Während dieses Ausflugs schlug das Boot plötzlich leck, lief voll Wasser und sank sehr schnell. Charles half Rebecca, das rettende Ufer zu erreichen. Für Jillian aber kam jede Hilfe zu spät. Offenbar hatten sich ihre Röcke irgendwie verfangen, sie tauchte unter und ertrank. Niemand konnte sie retten.“
    Corries Trauer über den tragischen Tod der jungen Frau folgte eine Welle der Erleichterung.
    „Dann war ihr Tod tatsächlich ein Unglücksfall.“
    „Offenbar.“
    Trotzdem war nicht auszuschließen, dass Tremaine Laurels Mörder war. Aber ihr Verdacht schwand immer mehr, vermutlich nur deshalb, weil sie sich den Earl nicht in der Rolle des Geliebten ihrer Schwester vorstellen konnte.
    „Vielleicht trifft den Earl gar keine Schuld an Laurels Tod“, sagte Allison schließlich und fasste Corries Überlegungen in Worte.
    „Vielleicht. Tante Agnes erzählte, dass auch Jason Forsythe, der Vetter des Earls, zum Zeitpunkt von Laurels Tod im Schloss wohnte.“
    „Ich hörte, Lord Jason wird morgen erwartet.“
    „Das trifft sich gut. Bald werde ich mir ein Bild von ihm machen können. Vorhin sah ich, wie der Earl ausgeritten ist. Wenn wir Glück haben, verbringt er die Nacht in einem fremden Bett – und ich kann mich in seinem Zimmer umsehen.“
    „In seinem Zimmer? Aber du zweifelst doch selbst …“
    „Trotzdem ist Tremaine ein gewissenloser Frauenheld. Ich traue ihm nicht. Möglicherweise ist er der Vater von Laurels Kind.“
    Allison bekam große Augen. „Und wenn er vorzeitig zurückkommt und dich in seinem Zimmer überrascht?“
    „Ich bin vorsichtig. Aber ich glaube nicht, dass er es eilig hat, mitten in der Nacht das warme Bett einer Geliebten zu verlassen.“ Seltsamerweise versetzte ihr dieser Gedanke einen Stich.
    „Soll ich mit dir kommen?“, fragte Allison bang, aber es war ihr deutlich anzusehen, wie mulmig ihr dabei zumute war.
    „Lieb von dir, Allison, aber ich gehe besser allein.“
    Erleichtert atmete Allison auf. „Sein Kammerdiener kam vorhin in die Küche. Ein interessanter kleiner Mann. Ich versuche, mich so lange mit ihm zu unterhalten, bis du fertig bist.“
    „Gute Idee.“
    Corrie war froh, eine Verbündete in dem riesigen Schloss zu haben.
    Mit einem letzten Blick aus dem Fenster vergewisserte sie sich, dass kein Reiter sich am Horizont näherte, raffte den Rock ihres grauen Kleides, das sie gewählt hatte, um nicht aufzufallen, und begab sich zur Tür.
    Gray ritt Raja in den Stall und schwang sich neben dem schlafenden Pferdeknecht aus dem Sattel.
    Erschrocken fuhr Dickey Michaels hoch. „Ich hätte auf Sie gewartet, Mylord“, stammelte er in seinem schweren Cockney-Akzent. „Aber ich dachte, Sie bleiben die Nacht fort.“
    „Das dachte ich auch, Dickey.“ Er händigte dem strohblonden Burschen die Zügel aus. „Reibe Raja trocken, tränke und füttere ihn, bevor du ihn in die Box stellst.“
    „Ja, Sir. Ich

Weitere Kostenlose Bücher