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Mein feuriges Herz

Mein feuriges Herz

Titel: Mein feuriges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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sie sich wohl zum hundertsten Mal. Hatte er Laurel mit seinen dämonischen Zauberkräften in seinen Bann gezogen? Nach ihrer letzten nächtlichen Begegnung traute sie ihm alles zu.
    Unten an den Holzstufen wartete Homer brav mit hechelnder Zunge und aufmerksam gespitzten Ohren. Corrie streichelte ihn liebevoll. Es tat gut, einen Freund zu haben, in einem Haus, das so viele Geheimnisse barg, auch wenn dieser Freund nur ein zottiger Hund war.
    Als sie die Hauptstraße entlangschlenderte, bemerkte sie eine kleine Menschenansammlung vor Pendergasts Lebensmittelladen. Sie erkannte den Earl, der auf einen etwa zehnjährigen Jungen einredete. Daneben stand Mr. Pendergast, ein beleibter Mann mit einem stattlichen grauen Backenbart.
    Neugierig geworden, beschleunigte Corrie ihre Schritte, hielt sich jedoch nahe an den Häusern, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
    „Du weißt, dass Diebstahl verboten ist?“, fragte Gray den mageren, schmutzigen Gassenjungen, dessen Haar wirr in alle Richtungen stand.
    „Ja, M’lord.“
    „Hast du Hunger? Hast du deshalb das Brot gestohlen?“
    „Das spielt doch keine Rolle“, mischte der Ladenbesitzer sich aufbrausend ein. „Das Bürschchen muss bestraft werden. Ein paar kräftige Stockhiebe auf den Hintern werden ihn den Unterschied zwischen Recht und Unrecht lehren.“
    Die runden Augen des Kindes wurden noch größer in seinem blassen, abgezehrten Gesicht. Gray warf dem Fettwanst einen warnenden Blick zu, während seine Kiefermuskeln arbeiteten. Vielleicht dachte er an die Stockhiebe, mit denen er in seiner Kindheit von seinem Vater traktiert worden war.
    „Ich frage dich, warum du das Brot gestohlen hast?“, wiederholte er streng.
    Corrie hatte Mitleid mit dem Kleinen, der zu dem Hünen mit einer Mischung aus Angst und Trotz aufblickte. „Mein Pa ist an Schwindsucht gestorben. Ma und ich wollten zur Schwester meiner Ma, aber als wir in ihr Haus kamen, war Tante Janie nicht mehr da. Wir haben nichts zu essen. Ma ist sehr schwach. Ich … ich will nicht, dass sie stirbt wie mein Pa.“
    Mr. Pendergast räusperte sich. „Das tut nichts zur Sache. Ich hole den Konstabler. Ich lasse mich nicht bestehlen, da kann das Bürschchen sich noch so sehr herausreden.“
    „Moment, Pendergast. Machen Sie doch nicht gleich einen Elefanten aus einer Mücke.“ Sein Befehlston schien den Fettwanst etwas zu beruhigen. Der Knirps schaute zitternd zu Gray auf.
    „Wie heißt du, Junge?“
    „Georgie Hobbs, M’lord.“
    „Wo ist deine Mutter jetzt?“
    „In dem Haus von Tante Janie, eine Meile hinter dem Dorf.“
    „Du weißt, dass Stehlen verboten ist.“
    Der Junge ließ den Kopf hängen und trat von einem Fuß auf den anderen. „Ja, Sir.“
    „Wenn du noch einmal dabei erwischt wirst, holt Mr. Pendergast den Konstabler, und du kommst ins Gefängnis. Hast du verstanden?“
    Georgie Hobbs nickte. „Ja, Sir.“
    Pendergast machte Anstalten zu protestieren, aber der Earl hob abwehrend die Hand. „Ich bezahle das Brot, das du gestohlen hast und kaufe auch Käse und Fleisch. Die Sachen bringst du deiner Mutter. Wenn ihr euch satt gegessen habt, kommst du zum Schloss und arbeitest deine Schulden bei mir ab. Wenn du nicht erscheinst, lasse ich dich holen und lege dich eigenhändig übers Knie, wie Mr. Pendergast es dir angedroht hat. Ist das klar?“
    „Ja, Sir.“
    „Gibst du mir dein Wort darauf?“
    „Ja, M’lord. Bei meiner Ehre, ich schwöre es!“
    „Geben Sie dem Jungen, was er braucht“, sagte Tremaine an den Ladenbesitzer gewandt, „und schreiben es auf meine Rechnung.“
    „Sehr wohl, Mylord“, antwortete er höchst zufrieden, ein lohnendes Geschäft gemacht zu haben.
    Aufmunternd schlug der Earl dem Bürschchen auf die Schulter und ging dann in Corries Richtung. O Schreck, sie hätte sich besser verstecken sollen. Nun war es zu spät, die Flucht zu ergreifen.
    Er zog die Brauen hoch. „Sieh da, Mrs. Moss … Abgesehen von Ihrer erzwungenen Begegnung mit der Schneiderin hatte ich eigentlich vermutet, Sie verkriechen sich in den nächsten Tagen wie ein verängstigtes Kaninchen.“
    „Da haben Sie sich allerdings gehörig geirrt“, entgegnete sie aufbrausend, denn ein Feigling war sie gewiss nicht.
    Er sah sie irritiert an. Wieder einmal war sie aus der Rolle gefallen. Coralee Whitmore war kein Feigling, aber Letty Moss durfte sich keine dreisten Widerreden erlauben. „Ich meine … ich meine, das war nicht ausschließlich Ihre Schuld.“
    „Nein?“
    „Nun ja,

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