Mein feuriges Herz
Vielleicht gibt dir der Schuldige die richtige Auskunft.“
Du liebe Güte, sie konnte doch nicht einfach Fragen stellen, oder? Allerdings reizte sie dieser Gedanke. Jason oder Charles konnte sie gewiss keine unverblümten Fragen stellen. Aber was war mit Gray? Vielleicht wusste der Earl, welcher der beiden Männer Laurel näher kannte.
Wenn sie allerdings herausfinden wollte, was der Earl wusste, musste sie mit ihm reden, Zeit mit ihm verbringen, sein Vertrauen gewinnen. Gütiger Himmel, dabei konnte sie in seiner Nähe kaum einen klaren Gedanken fassen.
Dennoch, wenn sie vernünftig vorging, ihren Verstand benutzte und sich nicht von ihren seltsamen Regungen aus der Fassung bringen ließ, könnte sie ihn dazu bringen, ihr zu sagen, was sie wissen wollte.
Allison musterte sie scharf. „Den Blick kenne ich an dir. Du heckst wieder etwas aus.“
„Allison, du hast mich auf eine glänzende Idee gebracht.“
„Wie bitte? Das war doch nur ein Scherz, Coralee. Du kannst doch nicht einfach Fragen stellen!“
„Das nicht, aber mit etwas weiblicher Diplomatie erfahre ich vielleicht etwas Interessantes vom Earl.“
Allison wies auf den Brief in Corries Hand. „Solltest du alles Weitere nicht besser Mr. Petersen überlassen?“
Corrie nickte. „Fabelhafter Vorschlag. Darauf hätte ich selbst kommen können“, entgegnete sie spöttisch.
Sie zog ihren Koffer unter dem Bett hervor und verstaute den Brief ihrer Freundin zuunterst.„Ich schreibe Krista, berichte ihr von dem Buch und bitte sie, Mr. Petersen zu beauftragen, Nachforschungen über die beiden anderen Forsythe-Männer anzustellen. Und ich bemühe mich, dem Earl etwas zu entlocken.“
Laut stöhnte Allison auf.
Corrie verkniff sich ein Lächeln und ging zur Tür. „Ich bin bald wieder da.“
„Bist du sicher, dass du weißt, was du …“
Corrie zog die Tür hinter sich zu und blieb einen Moment im Flur stehen, um Mut zu fassen. Da sie Informationen brauchte, blieb ihr nichts anderes übrig, als mit dem Earl Zeit zu verbringen.
12. KAPITEL
Corrie traf den Earl im Stall, wo er seinen mächtigen schwarzen Hengst striegelte. Da er sie nicht zu bemerken schien, beobachtete sie eine Weile, wie er das Pferd mit kräftigen Strichen bürstete, ihm die Decke überwarf und darüber den flachen Ledersattel. Der hochgewachsene, breitschultrige Mann bewegte sich mit erstaunlicher Geschmeidigkeit.
Aus dem Samtband im Nacken hatte sich eine Haarsträhne gelöst. Unvermutet schoss ihr der Wunsch durch den Sinn, das Band zu lösen und ihre Hände in dem schwarz schimmernden Haar zu vergraben. Sie sehnte sich danach, dass er sie in die Arme zog und küsste, so wie bei ihrer nächtlichen Begegnung.
Grundgütiger! Schon wieder diese sündhaften Gedanken; dabei stand sie zehn Schritte von ihm entfernt.
„Wenn Sie mich weiterhin so anstarren, tue ich genau das, woran Sie gerade denken.“
Vor Schreck machte sie einen kleinen Sprung, und ihre Wangen übergossen sich rosig. Er schien tatsächlich Gedanken lesen zu können. „Ich … ich dachte nur, es wäre eigentlich … ein … ein schöner Tag, um auszureiten.“
Im Begriff, den Sattelgurt festzuzurren, hielt er einen Moment inne. „Reiten Sie, Letty?“
„Ja, wenn auch nicht besonders gut.“ Sie hatte natürlich Reiten gelernt, hatte aber nur Ausritte in den Park unternommen, wie es sich für eine wohlerzogene junge Dame schickte.
„Heute ist eine gute Gelegenheit, Ihre Reitkünste zu verbessern.“
„Heute? Aber ich kann doch nicht einfach …“
„Da Sie auf einer Farm lebten, besitzen Sie gewiss die passende Kleidung, nicht wahr?“
„Nun ja … natürlich.“ Allison hatte darauf bestanden, ein Reitkostüm einzupacken, was sich offensichtlich nun als nützlich erwies.
„Ich warte, bis Sie sich umgezogen haben.“
Der Gedanke, einen Reitausflug mit Tremaine zu machen, allein mit ihm zu sein, machte sie beklommen, da sie ihre unerwünschten Regungen nur mühsam beherrschen konnte.
Andererseits galt es, sein Vertrauen zu gewinnen, und um das zu erreichen, musste sie Zeit mit ihm verbringen.
Tief atmete sie durch und lächelte verkrampft. „Wie Sie wünschen, Mylord.“
Sie begab sich ins Haus, und Homer sprang fröhlich neben ihr her.
Mit Allisons Hilfe war sie zwanzig Minuten später in einem Reitkostüm aus grünem, leicht verschlissenem Samt wieder am Stall. Neben dem großen schwarzen Hengst wartete eine zierliche Fuchsstute mit aufmerksam gespitzten Ohren.
„Ein hübsches Tier“,
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