Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry
banger Hoffnung.
„Natürlich!“
„Kommen Sie mit ins Schleusenhaus?“
„Nein, das ist nicht nötig“, erwiderte Morry und verabschiedete sich damit von ihr. „Sie haben ja Ray Mortimer. Bleiben Sie immer an seiner Seite.“ Mara Revell stand allein auf dem weiten Marktplatz. Mit hastigen Schritten trat sie ihren Heimweg an. Fünf Minuten später erreichte sie das Schleusenhaus. Atemlos und nervös kam sie im Wohnzimmer an.
„Was ist?“ fragte Ray Mortimer verwundert. „Was hast du?“
Sie legte ihm wortlos den Zettel auf den Tisch. Dabei beobachtete sie ihn heimlich von der Seite. Er blieb ru'hig. Mit keiner Miene verriet er, was in ihm vorging. Er zerriß den Wisch in kleine Fetzen und warf sie achtlos in den Aschenbecher.
„So sag doch endlich etwas“, rief Mara Revell verstört. „Was sollen wir tun, um dem Verhängnis auszuweichen. Wollen wir uns in einem billigen Hotel einmieten? Oder für ein paar Tage verreisen?“
„Wir bleiben hier“, erklärte Ray Mortimer bestimmt. „Davonlaufen hat keinen Zweck. Ich habe noch immer die Pistole, die du mir damals gegeben hast. Das genügt.“
Mara Revell teilte seine Zuversicht in keiner weise. Welche Chance sollten sie halben, wenn selbst ein Mann wie Sam Lupin sich nicht hatte retten können?
„Was wird das für eine Nacht werden“, murmelte sie fröstelnd. „Ich habe Angst, Ray! Wirklich, ich habe schreckliche Angst.“
Um zehn Uhr abends ging Mara Revell schlafen. Sie legte sich völlig angekleidet auf das Bett in ihrer Kammer. Neben ihr saß Ray Mortimer. Er hatte sich so gesetzt, daß er den Nachttisch unmittelbar neben sich hatte. Er brauchte nur den Finger auszustrecken, um die Lampe anzuknipsen. Die Pistole lag schußbereit auf der kleinen Marmorplatte.
„Du wirst mich nicht allein lassen?“ fragte Mara Revell ängstlich.
„Nein, auf keinen Fall!“
„Du wirst auch nicht einschlafen?“
„Nein, bestimmt nicht.“
Diese Worte beruhigten Mara ein wenig. Aber an Schlaf war trotzdem nicht zu denken. Gepeinigt und ruhelos warf sie sich auf ihrem Lager hin und her.
„Wie spät ist es?“
„Viertel nach zehn“, sagte er.
„Mein Gott, wie langsam verrinnt die Zeit. Ich dachte, Mitternacht sei schon vorüber. Es werden endlose Stunden werden bis zum Morgen.“
Sie hatte recht. Die Stunden dehnten sich zur Ewigkeit. Ray Mortimer saß neben dem Nachttisch und starrte unablässig in die Finsternis. Die Augen brannten ihm vor Übermüdung. Ständig fiel er in einen leichten Halbschlaf. Gewaltsam raffte er sich immer wieder auf. Es wurde Mitternacht. Es wurde ein Uhr morgens. Bisher hatte sich nicht das Geringste ereignet.
Doch nun erklang plötzlich ein Geräusch an der Haustür. Verblüfft stellte Ray Mortimer fest, daß sich ein Schlüssel im Schloß drehte. Der Fremde trat ins Haus, als gehöre er hier herein. Er schien sich auch im Innern des Hauses sehr gut auszukennen. Sicher und behutsam tappten seine Schritte die Treppe herauf. Kurz nachher schleiften sie über den Flur, hielten direkt auf die Kammer Mara Revells zu.
Das Mädchen war erwacht. Entsetzt und hilflos krallte sie sich am Arm Ray Mortimers fest. „Ich habe abgesperrt“, flüsterte sie mit heiserer Stimme. „Er kann nicht herein. Ich habe den Schlüssel innen stecken lassen.“
Ray Mortimer blieb noch immer in der Dunkelheit sitzen. Wie gebannt horchte er auf die Geräusche an der Tür. Er hörte, daß der Schlüssel, der innen gesteckt hatte, mit leisem Klirren auf den Boden fiel. Ein anderer Schlüssel wurde von außen ins Schloß geführt. Er drehte sich knarrend. Die Tür öffnete sich. Man könnte glauben, dieser Schuft sei ein Gespenst, dachte Ray Mortimer erregt. Vor ihm öffnen sich alle Türen. Er geht wie ein Nachtwandler seinen Weg.
Jetzt, überlegte er gleich darauf, jetzt ist es so weit. Der plötzliche Lichtschein wird ihn aus der Fassung bringen. Er ergriff mit der Rechten die Pistole, mit der Linken tastete er nach dem Schaltknopf der Lampe. Er drückte. Er drückte zweimal. Es blieb dunkel. Das Licht funktionierte nicht. Die Sicherung war unten herausgeschraubt worden.
„Was ist denn?“ schrie Mara Revell gemartert auf. „Mach doch endlich Licht!“
Ray Mortimer kauerte sich verstört zusammen. Mit diesem Fiasko hatte er nicht gerechnet. Er war wieder einmal der Unterlegene. Er wurde mit diesem Teufel einfach nicht fertig. Er wird uns kaltblütig morden, schoß es ihm verzweifelt durch den Kopf. Wir sind ihm wie all die ändern
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