Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt
vorgespielt, und offenbar funktionierte es.
Am fünften Tag gab ich nach und machte für Dewey eine Dose seines Lieblingsfutters auf. Er schlang es hinunter, ohne zwischendurch auch nur Luft zu holen.
Das war gut , schien er zu sagen, als er sich die Lippen ableckte und dann eine ruhige Ecke aufsuchte, um sich gründlich Gesicht und Ohren zu putzen. Jetzt fühlen wir uns alle besser, nicht wahr?
An dem Abend ging ich los und kaufte ihm einen Armvoll Dosen. Ich hatte keine Kraft mehr zu kämpfen.
Lieber eine Katze mit Verdauungsproblemen als eine verhungernde, dachte ich.
Zwei Monate lang war Dewey glücklich, ich war ebenfalls glücklich und die Welt war für uns in Ordnung.
Dann beschloss Dewey, dass ihm seine bisherige Lieblingsmarke nicht mehr schmeckte. Er bekam keinen Bissen davon mehr runter und wollte etwas Neues. Ich kaufte eine andere Geschmacksrichtung. Dewey schnupperte ein einziges Mal daran und ging weg.
Nein, das mag ich auch nicht.
»Du wirst das essen, junger Mann, oder es gibt heute für dich keinen Nachtisch.«
Am Abend stand das Futter immer noch unberührt da. Es war vertrocknet. Was sollte ich denn jetzt tun? Immerhin war der Kater nicht gesund. Nach fünf gescheiterten Versuchen fand ich wieder eine Sorte, die ihm schmeckte – allerdings nur einige Wochen lang. Dann wollte er abermals ein anderes haben. Oje! Der König der Bücherei war ganz schön wählerisch geworden!
Bald war die Situation vollkommen außer Kontrolle. Wenn man vor dem Fach voller Katzenfutter stand, konnte man eigentlich nur noch den Kopf schütteln oder lachen. Wir bewahrten Deweys Sachen auf zwei Regalbrettern im Gemeinschaftsbüro der Bibliothekarinnen auf und eines davon war für das Futter reserviert. Wir hatten stets mindestens fünf Sorten zur Hand.
Deweys Geschmack war eigentlich typisch für den Mittleren Westen der Vereinigten Staaten. Er bevorzugte Rindfleisch, dicke Hühnchenstücke sowie Rind mit Leber und Pute. Aber man wusste vorher nie, wann er seine Vorlieben ändern würde. Fisch hasste er, aber dann entdeckte er Krabben für sich. Allerdings hielt diese Liebe nur eine Woche. Danach rührte er Futter mit Krabbengeschmack nicht mehr an.
Unter Verstopfung litt er leider immer noch. Auf Dr. Esterlys Anweisung hin kopierte ich eine Seite aus einem Kalender und hängte das Blatt an die Wand. Jedes Mal, wenn jemand von uns im Katzenklo ein großes Geschäftchen fand, markierte er das Datum. Wir bezeichneten den Kalender unter uns als »Deweys Aagenda«.
Wenn Dewey drei Tage nicht auf seiner Toilette gewesen war, sperrten wir ihn zusammen mit dem Katzenklo in der Abstellkammer ein. Dewey hasste es, eingesperrt zu werden, besonders in einer kleinen Kammer.
»Es ist zu deinem eigenen Besten, Dewey.«
Nach einer halben Stunde ließ ich ihn wieder raus. Fand ich in der Katzenstreu nicht das, worauf ich gewartet hatte, sperrte ich ihn eine weitere halbe Stunde lang ein. Hatte er wieder kein Geschäftchen gemacht, ging es zurück in die Kammer. Dreimal war die Grenze. Wenn er sich beim dritten Mal noch nicht erleichtert hatte, hielt er es nicht zurück, sondern konnte einfach nicht.
Unsere Strategie hatte unerwartete Folgen. Bald war Dewey so verwöhnt, dass er sich weigerte, das Katzenklo zu benutzen, wenn ihn nicht jemand hintrug. Nachts alleine hinzugehen gewöhnte er sich vollkommen ab, sodass ich ihn morgens als Allererstes zu seiner Toilette tragen musste. Er war wirklich unser kleiner König!
22
Deweys neue Begrüßung
Ich weiß, dass ich zu nachgiebig war und unseren Kater nach Strich und Faden verwöhnte. Auf gar keinen Fall sollte man seine Katze daran gewöhnen, dass sie zum Katzenklo getragen wird, wie ich es mit Dewey tat. Denn wenn man es tut, wollen sie ihr Leben lang zur Toilette getragen werden.
Aber Dewey … Ja, mit Dewey war alles ein bisschen anders. Zwar erwartete er, getragen zu werden, aber er gab mir dafür auch etwas zurück. Etwas, das ich wirklich brauchte.
Ungefähr in der Zeit, in der wir Deweys Aagenda einführten, wurde ich sehr krank. So krank, dass ich befürchten musste, nicht mehr weiter in der Bücherei arbeiten zu können. Meine Familie, meine Freunde und meine Kolleginnen wussten, dass ich krank war, aber ich erzählte niemandem, wie schlecht es mir wirklich ging, nicht einmal meiner Tochter Jodi. Und der Einzige, der es zu ahnen schien, war Dewey.
Auch in der Vergangenheit war Dewey stets für mich da gewesen, wenn ich ihn brauchte. An einsamen Abenden in der
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