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Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt

Titel: Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicki Myron , Bret Witter
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Bibliothek hatte er auf meinem Computer-Monitor gesessen. Wenn ich zu Hause auf Jodi wartete, lag er neben mir auf dem Sofa. Nun aber wollte er nicht mehr neben mir liegen, sondern auf meinem Schoß. Er wollte auch nicht mehr neben oder hinter mir laufen, sondern auf meinem Arm sitzen. Dadurch war er ganz nahe bei mir, wie jemand, der mich in den Arm nahm und mir sagte, alles würde gut werden. Und ich war ihm dankbar für diese Nähe.
    Zwei Jahre lang suchte Dewey jeden Tag engen Kontakt zu mir. Er legte seinen Kopf auf mir ab oder kuschelte sich in meine Arme. Er schien zu begreifen, dass Liebe etwas Beständiges ist, aber dass sie noch stärker werden kann, wenn es wirklich darauf ankommt.
    Seit seiner ersten Woche in der Bücherei hatte Dewey an der Eingangstür auf mich gewartet. Er starrte mich dann an und sobald ich die Tür öffnete, rannte er zu seinem Futternapf. Dann kam die Phase, in der er zu seiner Toilette getragen werden wollte. Und eines Tages, an einem Morgen, an dem ich mich furchtbar fühlte, begann er zu winken.
    So seltsam das klingen mag: Er saß tatsächlich an der Eingangstür und winkte mit der Pfote. Ich blieb stehen und sah ihn an. Er hielt inne und schaute zurück. Und dann winkte er weiter.
    Am nächsten Morgen passierte dasselbe, am folgenden auch. Und an dem danach begriff ich, dass dies unser neues Morgenritual war. Solange er lebte hob Dewey nun morgens, sobald er meinen Wagen hörte, die Pfote und kratzte am Glas. Das sah aus, als winke er, während ich die Straße überquerte und zur Tür kam.
    Es war kein hektisches Winken. Er maunzte nicht und tigerte auch nicht hin und her. Er saß gelassen da und winkte mir zu, als wolle er mich in der Bücherei willkommen heißen und mich gleichzeitig daran erinnern, dass er da war. Diese Begrüßung hob meine Stimmung beträchtlich und bald dachte ich morgens immer: Wenn Dewey wieder dort sitzt und mir zuwinkt, wird es ein guter Tag.
    »Guten Morgen, Dewey«, sagte ich dann immer lächelnd, selbst an den schlimmsten Tagen. Er drückte sich gegen meinen Knöchel. Ich hob ihn hoch und trug ihn zu seinem Katzenklo wie einen kleinen König. Ja, ich verwöhnte ihn wirklich. Aber was hätte ich anderes tun sollen?

23
Der weltberühmte Kater

    N atürlich war ich nicht die Einzige, die in De wey vernarrt war. Inzwischen war es Teil meiner Arbeit, Fernkurse für Bibliothekare abzuhalten. Dazu veranstaltete ich mithilfe einer Webkamera Videokonferenzen. Jedes Mal, wenn ein neuer Kurs begann, war die erste Frage in der ersten Stunde: »Wo ist Dewey?«
    »Ja«, sagte dann sofort der Nächste. »Dürfen wir ihn mal sehen?«
    Zum Glück nahm Dewey an allen Treffen in der Bibliothek von Spencer teil. Natürlich waren ihm Versammlungen mit echten Menschen lieber, aber notfalls akzeptierte er auch Videokonferenzen. Bei meinen Stunden legte er sich lässig mitten auf den Tisch und wartete darauf, dass ich auf den Knopf drückte, der ihn auf Bildschirmen überall in den USA sichtbar machte. Ich konnte die Aufschreie förmlich hören!
    »Er ist so süß!«
    Als Nächstes kam dann immer die Frage: »Was meinen Sie, sollte sich meine Bücherei auch eine Katze zulegen?«
    Ich antwortete darauf stets: »Nur, wenn es eine geeignete Katze ist. Es kann nicht irgendeine Katze sein. Es funktioniert nur mit einer ganz besonderen Katze.«
    »Wie besonders?«
    »Sie muss gelassen sein, geduldig und intelligent. Sie muss freundlich und kontaktfreudig sein. Eine Büchereikatze muss Menschen lieben. Es hilft natürlich, wenn sie wunderschön ist und eine ganz besondere Geschichte hat.«
    Ich fügte nicht hinzu, dass die Katze sehr liebevoll und auch mit Leib und Seele Büchereikatze sein musste. Ich schaute zu meinem großen, fuchsroten, getigerten Freund hinüber.
    »Das hörst du gerne, nicht wahr?«
    Er sah mich ganz unschuldig an.
    Wer, ich? Ich mache nur meinen Job.
    Dewey wurde zusehends berühmter. Eines Vormittags holte mich Kay aus meinem Büro an den Ausgabetisch. Davor stand ein junges Elternpaar mit seinen beiden Kindern.
    »Diese netten Leute«, erklärte mir Kay, »sind aus Rhode Island hierhergekommen, um Dewey kennenzulernen.«
    Rhode Island war über 3000 Kilometer weit weg!
    Der Vater streckte mir die Hand entgegen. »Wir waren gerade in Minneapolis und haben ein Auto gemietet, um herzukommen. Die Kinder lieben Dewey!«
    War der Mann verrückt? Minneapolis war fünf Fahrstunden von uns entfernt.
    »Wunderbar!«, sagte ich und schüttelte ihnen die Hände.

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