Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt
trank Toilettenwasser! Du gerissener Kater!
Na ja, dachte ich, zumindest wird er nicht austrocknen.
Aber gegen seine Verstopfung half es nicht. Obwohl er seinen Durst aus der Toilette stillte, konnte Dewey manchmal nicht richtig aufs Katzenklo gehen. Wenn es ganz schlimm wurde, versteckte er sich meistens.
Eines Morgens griff die arme Sharon Joy in eine der obersten Schubladen des Ausleihtischs, um sich ein Papiertaschentuch zu nehmen und erwischte stattdessen eine Handvoll Katzenfell. Vor Schreck kippte sie buchstäblich vom Stuhl.
»Wie ist er denn da reingekommen?«, fragte sie und starrte auf Deweys Rücken. Sein Kopf und sein Hinterteil waren in der Schublade verschwunden.
Das war eine gute Frage. Die Schublade war den ganzen Vormittag nicht geöffnet worden. Also musste Dewey in der Nacht hineingeklettert sein. Ich schaute unter dem Tisch nach. Tatsächlich, hinter den Schubladen gab es eine kleine Öffnung. Aber er lag in der obersten Schublade, einen Meter über dem Boden. Mister Gummikater hatte sich bis nach oben in die Öffnung gewunden, sich um eine scharfe Ecke gezwängt und sich in einem winzigen Hohlraum zusammengerollt.
Ich versuchte, ihn aufzuwecken. Dewey zuckte, wie um eine lästige Fliege loszuwerden, und blieb ansonsten reglos liegen. Das sah ihm gar nicht ähnlich. Offensichtlich stimmte mit ihm etwas nicht. Ich schnappte ihn und fuhr mit ihm zum Tierarzt.
Es stellte sich heraus, dass er eine Krankheit hatte. Sie wurde Megacolon genannt, bestand in einer Erweiterung des Dickdarms und war extrem selten. Wenn Dewey eine Straßenkatze geblieben wäre, hätte dieses Leiden sein Leben stark verkürzt. Als Büchereikatze würde er die schweren Anfälle von Verstopfung eher überleben. Ein typisches Anzeichen für diese Krankheit war, dass er sich beim Fressen sehr wählerisch verhielt. Damit konnte er nun eine gute Entschuldigung dafür vorweisen, dass er so heikel war. Etwas Besseres hätte er sich gar nicht ausdenken können.
Dr. Esterly schlug für Dewey ein sehr teures Spezialfutter vor, das man nur beim Tierarzt kaufen konnte. Den Namen habe ich vergessen, aber es war so etwas Ähnliches wie »Fresschen für Katzen mittleren Alters mit empfindlicher Verdauung«. Die Kosten dafür sprengten beinahe unser Budget. Es war mir zuwider, 30 Dollar für etwas auszugeben, von dem ich von vorneherein wusste, dass es nichts helfen würde.
»Dewey wird es nicht mögen«, sagte ich zu Dr. Esterly.
»Tun Sie es in seinen Napf. Geben Sie ihm nichts anderes. Er wird es fressen. Keine Katze hungert sich zu Tode.«
Ich füllte den Napf mit dem neuen Spezialfutter, wie es mir Dr. Esterly geraten hatte. Wie ich bereits geahnt hatte, fraß Dewey es nicht. Unser Kater roch einmal daran und ging dann weg.
Das ist nicht das richtige Futter. Ich will das, was ich immer kriege. Bitte!
Am folgenden Tag wurde er schon deutlicher. Anstatt am Futter zu schnuppern und dann wegzugehen, blieb er daneben sitzen und maunzte.
Waaaaruuum! Was habe ich getan, um so bestraft zu werden?
»Tut mir leid, Dewey, aber der Arzt hat es so angeordnet.«
Nach zwei Tagen war er schwach, rührte das Futter aber immer noch nicht an. Da merkte ich, dass Dewey stur war. Er war liebenswert und pflegeleicht, aber wenn es um so wichtige Dinge wie Futter ging, würde Dewey keinen Millimeter nachgeben. Ich aber auch nicht. Auch ich konnte stur sein.
Also versuchte Dewey, hinter meinem Rücken an sein Futter zu kommen. Zuerst sprang er auf Sharons Schreibtisch und stieß mit seinem Köpfchen gegen ihren Arm. Als das nichts nützte, versuchte er es mit seiner alten Freundin Joy. Anschließend testete er Audrey, Cynthia und Paula, also sämtliche Bibliothekarinnen, der Reihe nach durch.
Er versuchte sich sogar bei Kay einzuschmeicheln, obwohl er wusste, dass sie keine Spielchen mochte. Kay war auf einer Farm aufgewachsen und hatte kein Verständnis für Schwächen. Doch ich merkte, dass sie ins Wanken geriet. Sie versuchte, kühl zu wirken, aber ihre Zuneigung zu Dewey wurde immer größer.
Es war mir egal. Auch wenn die anderen mit meiner Haltung nicht einverstanden waren: Ich würde diese Runde gewinnen. Vielleicht tat es mir jetzt in der Seele weh, aber schlussendlich würde Dewey mir dankbar sein. Außerdem war ich der Boss, und ich hatte es so verfügt!
Am vierten Tag kamen sogar die Besucher unserer Bücherei zu mir.
»Gib ihm doch etwas zu essen, Vicki! Er hat solchen Hunger!«
Dewey hatte ihnen schamlos die verhungernde Katze
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