Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt
glücklich. Was kann im Leben wichtiger sein?«
Ungefähr sechs Monate nach den Dreharbeiten feierten wir die Ausstrahlung von Puss in Books (»Der belesene Kater«) mit einer Party. Die Bücherei war gesteckt voll. Der Dokumentarfilm begann mit einer Fernaufnahme von Dewey: Er saß auf dem Fußboden der Bücherei von Spencer und bewegte seinen Schwanz langsam hin und her. Während die Kamera sich ihm näherte, ihm unter einen Tisch, an einigen Regalen entlang und schließlich auf seinen Lieblingsbuchwagen folgte, hörte man im Hintergrund meine Stimme sagen:
»Wir kamen eines Morgens zur Arbeit und wollten die zurückgegebenen Bücher aus der Bücherklappe holen, und da fanden wir dieses winzige Kätzchen in der Box. Weil die Klappe so voll war, war es buchstäblich von Büchern begraben. Wenn die Leute die Geschichte hören, wie Dewey zu uns kam, sagen sie immer: ›Ach, das arme kleine Ding! Ausgerechnet in die Bücherklappe wurde er geworfen!‹ Und ich sage dann: ›Von wegen armes kleines Ding! Das war das Beste, was ihm passieren konnte, denn inzwischen ist er der König der Bücherei, und das weiß er auch.‹«
Als der Ton ausgeblendet wurde, schaute Dewey direkt in die Kamera, und man sah deutlich, dass ich recht hatte: Er war wirklich der König der Bücherei.
An seltsame Anrufe hatte ich mich mittlerweile gewöhnt. Jede Woche kamen mehrere Anfragen wegen Interviews und ungefähr genauso oft erhielt die Bücherei Kopien von Artikeln, die über Dewey geschrieben worden waren. Deweys offizielles Foto (das auch auf dem Umschlag dieses Buchs zu sehen ist) war in den verschiedensten Zeitschriften, Zeitungen und Büchern abgedruckt worden, die irgendwo zwischen Minneapolis in Minnesota und Jerusalem in Israel erschienen waren. Man nahm ihn sogar in einen Katzenkalender auf: Dewey wurde Mister Januar. Trotzdem war ich überrascht, als mich die Iowa-Niederlassung eines großen amerikanischen Katzenfutterherstellers anrief.
»Wir haben in den Medien die Berichte über Dewey verfolgt«, erzählte man mir, »und sind beeindruckt.«
Wer wäre es nicht?
»Er scheint ein außergewöhnlicher Kater zu sein. Und ganz offensichtlich lieben die Leute ihn.«
Das war keine große Neuigkeit.
»Wir würden ihn gerne für eine Werbekampagne einsetzen. Wir können kein Geld anbieten, aber dafür Futter auf Lebenszeit.«
Ich muss zugeben, dass mich das in Versuchung führte. Dewey war beim Futter sehr wählerisch und wir waren sehr nachgiebig. Tag für Tag mussten wir Futter, das wir in seinen Napf getan hatten wieder wegwerfen, weil ihm der Geruch nicht zusagte und alljährlich verschenkten wir Hunderte von Dosen Katzenfutter, das bei ihm in Ungnade gefallen war. Das meiste Geld für das Futter stammte aus meiner Tasche, und auf dem Umweg über Dewey finanzierte ich zu einem großen Teil die Ernährung der Katzen von Spencer.
»Ich werde mit dem Aufsichtsrat sprechen«, sagte ich.
»Wir schicken Warenproben«, war die Antwort.
Doch noch bevor der Aufsichtsrat das nächste Mal zusammentrat, war die Entscheidung bereits gefallen. Getroffen hatten sie weder ich noch der Aufsichtsrat, sondern Dewey. Mister Feinschmecker war von den Futterproben alles andere als angetan.
Soll das ein Witz sein? Sein verächtliches Schnuppern sprach Bände. Ich kann doch nicht für dieses Zeug arbeiten!
»Es tut mir leid«, musste ich dem Büro des Katzenfutterherstellers sagen. »Dewey frisst nur seine Lieblingsmarke.«
21
Bauchweh
Dewey war in Sachen Futter nicht nur deshalb so wählerisch, weil er über eine starke Persönlichkeit verfügte, sondern auch, weil er krank war. Er hatte von Anfang an Probleme mit seinem Verdauungssystem gehabt. Schon als kleines Kätzchen hasste Dewey es, am Bauch berührt zu werden. Man durfte gerne seinen Rücken streicheln, ihn hinter den Ohren kraulen, sogar an seinem Schwanz ziehen. Es machte ihm auch nichts aus, wenn man mal versehentlich an seine Augen kam. Aber nie und auf gar keinen Fall durfte man seinen Bauch anfassen. Ich hatte mir darüber nie groß Gedanken gemacht, bis Dr. Esterly eines Tages, als Dewey zwei Jahre alt war, versuchte, Deweys Analdrüsen zu säubern.
»Ich drücke auf die Drüsen und daraufhin entleeren sie sich«, erklärte er. »Das dauert nur eine halbe Minute.«
Es hörte sich einfach an. Ich hielt Dewey, während sich der Tierarzt zurechtlegte, was er brauchen würde: ein Paar Latexhandschuhe und eine Papierserviette.
»Das wird nicht schlimm, Dewey«, flüsterte
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