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Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt

Titel: Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicki Myron , Bret Witter
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Dewey-Postkarten.
    Die Webseite unserer Bücherei listet auf, von welchen Ländern aus sie aufgerufen wird und noch Jahre nach der Ausstrahlung des Films in Japan waren Japaner nach den Amerikanern die zweitwichtigste Besuchergruppe auf der Web site. An unseren Büchern waren die japanischen Gäste sicher nicht interessiert, aber ich glaube, am liebsten hätten sie sich Dewey ausgeliehen.

27
Der Büchereilöwe

    Ich merkte, dass Dewey allmählich taub wurde, als er auf das Wort »baden« nicht mehr reagierte. Jahrelang war er auf und davon galoppiert, sobald er es hörte. Wenn es zum Beispiel in der Unterhaltung zwischen Bibliothekarinnen fiel, weil eine sagte: »Gestern habe ich die Badewanne geputzt«, war Dewey – wusch – verschwunden.
    »Es ging nicht um dich, Dewey!« Aber darauf reagierte er nicht. Sobald jemand »baden« sagte oder »Bürste« oder »Kamm«, »Doktor« oder »Tierarzt«, lief der Kater möglichst weit weg, und ganz besonders, wenn Kay oder ich es waren, die diese Wörter aussprachen.
    Wenn ich verreiste oder krank war, kümmerte Kay sich um Dewey. Brauchte er etwas, wie zum Beispiel Streicheleinheiten, und ich war nicht da, ging er zu Kay. Obwohl sie sich ihm gegenüber anfangs eher distanziert verhalten hatte, war sie im Laufe der Jahre zu seiner zweiten Mutter geworden, zu einer Mutter, die ihn liebte, seine schlechten Angewohnheiten aber nicht duldete. Wenn Kay und ich beisammen standen und eine von uns das Wort »Wasser« auch nur dachte, flitzte Dewey weg.
    Eines Tages aber sagte jemand »baden« und Dewey blieb, wo er war. Das machte mich misstrauisch. Ich begann, ihn genauer zu beobachten. Mir fiel auf, dass er sich nicht mehr jedes Mal versteckte, wenn ein Lastwagen die Straße hinter der Bücherei entlangrumpelte. Wenn er früher gehört hatte, wie die hintere Tür geöffnet wurde, war er hingelaufen, um an den angelieferten Paketen zu schnuppern. Jetzt reagierte er nicht mehr auf das Öffnen der Tür. Auf laute Geräusche hin zuckte er nicht mehr zusammen und er kam nicht mehr so oft, wenn Besucher ihn riefen. Das musste aber nicht unbedingt mit seinem Hörvermögen zu tun haben.
    Dewey war jetzt 17 Jahre alt. Das entsprach einem Menschenalter von 85 Jahren. Immer noch begrüßte er die Leute vorne an der Tür. Er hatte Arthritis an der linken Hüfte und wenn man ihn falsch anfasste oder schubste, humpelte er unter Schmerzen davon.
    Vormittags und nachmittags verbrachte er immer mehr Zeit auf dem Ausleihtisch, wo er sich von den Bibliothekarinnen beschützt wusste. Von seiner Schönheit und Beliebtheit war er sehr überzeugt und wusste, dass die Leute zu ihm kommen würden. Er sah wie ein Löwe aus, der von einem erhöhten Punkt aus sein Reich überwachte. Er saß sogar so da wie ein Löwe, die Hinterbeine unter den Körper gezogen, die Vorderbeine vorne ausgestreckt und gekreuzt, die reinste Verkörperung von Anmut und Würde.
    Meine Kolleginnen waren dazu übergegangen, die Besucher zu bitten, mit Dewey behutsamer umzugehen. Besonders Joy achtete darauf. Sie brachte öfter ihre Nichten und Neffen mit und wusste, wie grob Menschen sein konnten.
    »Inzwischen«, erklärte sie den Besuchern, »mag Dewey es am liebsten, wenn man ihm sanft den Kopf krault.«
    Sogar die Grundschulkinder begriffen, dass Dewey inzwischen ein alter Herr geworden war und gingen auf seine Bedürfnisse ein. Dies war die zweite Generation von Kindern, die er erlebte: Ihre Eltern hatten Dewey als Kinder kennengelernt, als er ein Kätzchen war. Inzwischen waren sie alle erwachsen und sorgten dafür, dass sich ihre Kinder in Deweys Gegenwart benahmen. Wenn die Kleinen ihn behutsam liebkosten, schmiegte sich Dewey an ihre Beine oder ließ sich, sofern sie auf dem Fußboden saßen, auf ihrem Schoß nieder. Doch wenn sie allzu unsanft mit ihm umgingen, lief er weg.
    »Es ist schon in Ordnung, Dewey«, beruhigte ich ihn. »Hauptsache, du fühlst dich wohl.«
    Nach Jahren der Fehlkäufe hatten wir endlich ein Katzenbett gefunden, in dem sich unser Kater wohlzufühlen schien. Es war klein und mit weißem Webpelz eingefasst, und die Liegefläche war beheizbar. Wir stellten es vor den Heizkörper in meinem Büro. Dewey liebte es, bei voll aufgedrehter Beheizung in diesem Bettchen zu liegen.
    Im Winter, wenn der Heizkörper auch noch eingeschaltet war, wurde ihm durch die beiden Wärmequellen so warm, dass er sich von Zeit zu Zeit aus dem Katzenbett wälzen und auf dem Fußboden herumrollen musste, um sich abzukühlen.

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