Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt
Wenn Katzen hecheln könnten, hätte er sicher auch noch gehechelt. Sobald er sich abgekühlt hatte, kletterte er in sein Bett zurück und begann das Ganze von vorne.
Wärme war nicht seine einzige Schwäche. Ich war vielleicht viel zu nachgiebig mit ihm, aber Donna, unsere Bibliotheksassistentin in der Kinderabteilung, verwöhnte ihn nach Strich und Faden. Wenn Dewey sein Futter nicht sofort fraß, wärmte sie es ihm in der Mikrowelle auf. Wollte er es dann immer noch nicht, warf sie es weg und öffnete eine neue Dose.
Den gebräuchlichen Marken traute Donna nicht. Warum sollte Dewey Schlachtabfälle fres sen? Deshalb fuhr Donna regelmäßig in das 24 Kilometer entfernte Milford. Hier gab es einen kleinen Laden, der exotischeres Katzenfutter verkaufte. Donna erstand Futter mit Entengeschmack. Dewey mochte es eine Woche lang. Danach versuchte sie es mit Lamm, aber auch dafür konnte er sich nicht länger begeistern. Donna probierte eine Sorte nach der anderen aus.
Trotz all unserer Bemühungen magerte Dewey ab. Bei der nächsten Untersuchung verschrieb Frau Dr. Franck Dewey Aufbaumittel, damit er wieder ein bisschen zulegte. Ja, richtig, Dewey hatte inzwischen eine Tierarztin, denn Dr. Esterly, den Dewey so gefürchtet und gehasst hatte, war in den Ruhestand gegangen und hatte seine Praxis einer Tierschutzorganisation überschrieben.
Frau Dr. Franck gab mir auch ein Gerät mit, mit dem ich die Pillen in Deweys Schlund hineinschießen sollte, damit er sie nicht wieder ausspuckte. Doch Dewey war schlau. Er nahm seine Pille so brav, dass ich die Angelegenheit für erledigt hielt. Er wartete fünf Minuten, bis ich ihn nicht mehr beobachtete, schlich sich dann hinter irgendein Regal und würgte die Pille wieder heraus. Ich fand die kleinen, weißen Dinger überall in der Bücherei.
Ich wollte Dewey nicht zwingen, seine Medikamente zu nehmen. Inzwischen war er 18 Jahre alt, was ungefähr 90 unserer Jahre entsprach. Wenn er die Pillen nicht runterschlucken wollte, dann eben nicht. Stattdessen kaufte ich ihm Joghurt und ließ ihn jeden Tag ein bisschen davon aufschlecken. Als hätte ich damit den Startschuss gegeben, hielten sich die anderen nun auch nicht mehr zurück.
Kay begann, ihm Stückchen von dem Aufschnitt zu geben, mit dem sie ihre Sandwiches belegte. Joy teilte ab sofort ihre Schinkenbrote mit ihm. Bald folgte Dewey ihr in die Küche, sobald er sie mit einer Tüte in der Hand durch die Tür kommen sah. Einmal ließ Sharon ein ausgepacktes Sandwich auf ihrem Schreibtisch liegen. Als sie eine Minute später zurückkam, war die obere Brotscheibe umgedreht und beiseite gelegt worden. Die untere Brotscheibe lag immer noch an ihrem ursprünglichen Platz, doch der gesamte Aufschnitt war verschwunden.
2005 fanden wir nach Thanksgiving heraus, dass Dewey Putenfleisch mochte und so brachten alle ihre Truthahnreste von zu Hause mit. Wir versuchten, sie einzufrieren, aber Dewey merkte es, wenn das Fleisch nicht mehr ganz frisch war. Seinen ausgezeichneten Geruchssinn behielt Dewey sein Leben lang. Das war ein Grund, warum ich das Gesicht verzog, als Sharon ihm etwas Knoblauchhühnchen anbot, ihren Lieblings-Brotbelag.
»Das frisst er nie«, sagte ich zu ihr. »Der Knoblauchgeschmack ist viel zu intensiv.«
Er putzte alles weg. Es kam mir vor, als hätte ich ihn nie wirklich gekannt. Nachdem er 18 Jahre lang immer nur ganz besondere Sorten und Geschmacksrichtungen des besten Katzenfutters gefressen hatte, verschlang er jetzt alles.
Warum nicht, dachte ich schließlich. Wenn Dewey von unserem Essen zunimmt, ist doch alles in Ordnung. Das ist besser, als wenn er Pillen schlucken muss.
Ich kaufte ihm Braunschweiger, eine Art Leberwurst, die hier bei uns als Delikatesse gilt. Braunschweiger besteht schätzungsweise zu 80 Prozent aus Fett. Ich dachte, das sei das Richtige, um unseren Kater zu mästen, aber er rührte die Streichwurst nicht an.
Was Dewey wirklich wollte waren die Roast beef- und Cheddarkäse-Sandwiches aus dem Schnellrestaurant. Er verschlang sie, ohne das Fleisch richtig zu kauen. Ich weiß nicht, was sie in ihre Sandwiches taten, aber seitdem Dewey sie bekam, besserte sich seine Verdauung und seine Verstopfung ließ nach. Er begann, zusätzlich zwei Dosen Katzenfutter am Tag zu fressen. Und weil die Sandwiches so salzig waren, schlabberte er täglich außerdem noch einen ganzen Wassernapf leer. Er ging sogar dazu über, wieder zu Fuß aufs Katzenklo zu gehen.
Doch Dewey hatte nicht nur ein paar
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