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Mein Freund Jossele

Mein Freund Jossele

Titel: Mein Freund Jossele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Eindruck, dass sie meine Zuneigung erwiderte. Wir gingen ein paarmal miteinander spazieren, und nach Ablauf der Werbewoche schien mir der Zeitpunkt für eine gründliche Abendeinladung gekommen. Ich schlug vor, mit einem Drink in einer kleinen, schummrigen Bar zu beginnen, dann wollten wir uns dieses neue Musical ansehen, und hernach käme ein Dinner in einem erstklassigen Restaurant. Libby war einverstanden. >Nur eines<, sagte sie. >Ich bin ein modernes Mädchen und möchte nicht, dass du für mich zahlst.< Ich erklärte ihr, dass es unter meiner männlichen Würde sei, jeden Betrag, der im Verlauf des Abends anfiele, zu halbieren und ihr die Hälfte aufzurechnen. >Gut, Jossele, dann werden wir uns beim Zahlen abwechseln<, entschied sie. Und damit fing das Unglück an.«
    Jossele stürzte seinen Mokka hinunter, ehe er fortfuhr:
    »Wir trafen uns am Moghrabi-Platz und nahmen den Bus zur Eden-Bar. Beim Einsteigen drehte sich Libby mit den Worten >Damen haben Vorrang< zu mir um und löste zwei Fahrscheine zu je einem Pfund. In der Eden- Bar konsumierte sie einen französischen Cognac, drei Portionen Salzmandeln und fünf oder sechs dieser infam kleinen Brötchen, die sie mit noch einem französischen Cognac hinunterspülte. Obwohl ich mich auf einen heimischen Weinbrand und eine Handvoll Kartoffelchips beschränkte, hatte ich zum Schluss etwas über 60 Pfund zu zahlen, weil ich an der Reihe war. Die Busfahrt zum Theater zahlte dann wieder Libby, so dass die Eintrittskarten für das Musical mir zufielen. Sie kosteten - denn Libby ist ein wenig kurzsichtig und muss ganz vorne sitzen -, sie kosteten zusammen 100 Pfund. Die Garderobengebühr betrug hingegen nur ein halbes Pfund für uns beide. Das erledigte Libby. Dann begann die Vorstellung. Der erste Akt gefiel mir recht gut. Fand ich doch heiteren Trost bei dem Gedanken, dass ich für die Busfahrt zum Restaurant aufkommen würde und Libby, unserer Vereinbarung zufolge, für das Nachtmahl.«
    An dieser Stelle bat Jossele den Ober um ein Glas Wasser. Er musste sich laben.
    »Als nach dem ersten Akt die Pause anbrach, stand Libby auf. Wir sollten uns im Foyer ein wenig die Füße vertreten, meinte sie. Vergebens wies ich darauf hin, dass es nur eine kurze Pause wäre und dass wir hier doch sehr gemütlich säßen - Libby war schon unterwegs, steuerte auf das Buffet zu und genehmigte sich eine Mandeltorte. Der unverschämt hohe Preis störte mich weniger als der Umstand, dass damit die richtige Reihenfolge durcheinander geraten war. Beim Bakkarat nennt man das >faute tirage<, und wenn so etwas passiert, sind alle Spieler sehr erbittert. Auch ich war es. Denn jetzt würde Libby den Bus zahlen, und das Nachtmahl ginge auf meine Kosten. Da kam mir ein rettender Gedanke. >Wie wär's mit einem Fruchtsaft?< fragte ich. Libby lehnte ab. Sie hätte keinen Durst. >Aber ich!< stieß ich geistesgegenwärtig hervor und stürzte ein Glas Orangeade hinunter.
    >Zahl schön, Liebling<, sagte ich nicht ohne Hohn. Libby zahlte. Da wir ein Land der Zitrusfrüchte sind, kostete die Orangeade nur 60 Agoroth - was jedoch nichts daran änderte, dass ich den zweiten Akt im frohen Bewusstsein verbrachte, die Busfahrt wieder auf meine Rechnung gebracht zu haben.
    In der zweiten Pause schützte ich ein altes Fußleiden vor und weigerte mich, ins Foyer zu gehen.
    Libby sah mich aus dunklen Augen mitleidig an. Macht nichts<, sagte sie. >Ruf den Eskimo-Jungen!< Das bezog sich auf einen minderjährigen Knaben, der mit dem kreischenden Ausruf >Eislutscher!
    Eislutscher!< den Mittelgang auf und ab lief, und ich hatte immer geglaubt, dass Kinderarbeit bei uns verboten ist. Kurzum: ich zahlte den verdammten Eislutscher und habe infolgedessen keine Ahnung, was im letzten Akt vorging. Meine Gedanken waren auf verzweifelter Suche nach einem Ausweg, der die Restaurantrechnung von mir abwälzen würde. Als das Licht anging, mitten im Schlussapplaus, durchzuckte es mich wie ein Blitz. >Lass uns ein Programm kaufen!< wandte ich mich an Libby.
    >Jetzt? Nach der Vorstellung?< wunderte sie sich. >Ich möchte es mir zur Erinnerung aufheben<, beharrte ich. Libby kaufte ein Programm. Und zahlte.«
    Eine nicht näher definierbare Grimasse verzerrte Josseles Gesicht. Hastig sprach er weiter:
    »Noch während der Busfahrt, deren Kosten planmäßig von mir bestritten wurden, fühlte ich mich wie ein König, und dieses Hochgefühl hielt auch in dem Schlemmerlokal, das wir aufsuchten, unvermindert an. Ich bestellte eine

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