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Mein Freund Jossele

Mein Freund Jossele

Titel: Mein Freund Jossele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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noch immer nichts gelernt. Was heißt da Strafmandat? Wenn man die Verhaltensweisen der israelischen Polizei studiert hat, braucht man kein Strafmandat zu fürchten.
    Angewandte Psychologie, weißt du. Ich parke grundsätzlich nur in engen Seitengassen, auf dem Gehsteig, mindestens dreißig Meter mit dem Rücken zur Hauptstraße, wo die Gesetzesaugen patrouillieren. Mein Wagen ist der einzige, den sie sehen, und zwar in beträchtlicher Entfernung von der Straßenecke. Wird der Hüter der Verkehrsgesetze jetzt vielleicht diese ganze Strecke zurücklegen und obendrein riskieren, dass er auf der Windschutzscheibe dann schon ein Strafmandat vorfindet? Er wird nichts dergleichen tun. Dazu ist er viel zu faul. Und dazu gibt es viel zu viele Parksünder, die es ihm bequemer machen. Komm. Ich will's dir beweisen.«
    Wir begaben uns an den Ort der Beweisführung, passierten ganze Reihen wütend hupender Autos, die nicht vorwärtskamen, und hatten alsbald die Fruchtmann- Straße erreicht. Tatsächlich: auf dem Gehsteig, in stolzer Einsamkeit, stand Josseles Wagen.
    Mit einem Zettel unter dem Scheibenwischer.
    Ein Strafmandat. Ein Strafmandat für Jossele.
    Das war ihm noch nie passiert. Er erbleichte. Ich meinerseits konnte eine leise Schadenfreude nicht unterdrücken.
    »Angewandte Psychologie, was? Zum Selbstkostenpreis von 80 Pfund, wie?«
    »Wann wirst du endlich erwachsen werden, mein Kind«, brummte Jossele, sperrte den Wagen auf und ging weiter.
    Ich folgte ihm, ohne zu fragen, was er vorhatte. Das würde sich ja bald genug heraussteilen.
    Auf der nächsten Polizeiwachstube stellte es sich heraus.
    »Inspektor«, meldete Jossele dem diensthabenden Organ, »irgendwo in Ihrem Rayon ist mein Wagen gestohlen worden. Wo, kann ich nicht genau sagen. Es war eine mir unbekannte Abzweigung der Dizengoff- Straße.« Und er gab noch einige weitere Aussagen zu Protokoll.
    Die Polizeistreifen des Rayons empfingen über Sprechfunk die Anweisung, den gestohlenen Wagen zu suchen.
    »Ich warte in Gustis Cafe«, verabschiedete sich Jossele. Eine Stunde später hatten unsere Freunde und Helfer den Wagen gefunden. Er stand auf dem Gehsteig der Fruchtmann-Straße. Der Sergeant, der ihn zurückbrachte, wehrte Josseles Dank bescheiden ab:
    »Wir tun nur unsere Pflicht«, sagte er; und fügte mit maliziösem Grinsen hinzu: »Aber wenn wir den Dieb erwischen, wird er zu allem anderen auch noch ein saftiges Strafmandat zu bezahlen haben!«

Die heilsamen Schildchen
    Vor ein paar Tagen saßen Jossele und ich im Cafe und beklagten den moralischen Niedergang unseres armen jungen Staates. Die Kaffeehäuser waren voll von Nichtstuern, denen es offenbar sehr gutging, ohne dass man gewusst hätte, wovon sie eigentlich lebten. Schon seit drei Tagen saßen wir vormittags und nachmittags in diesem Kaffeehaus, um das Rätsel zu lösen, aber es gelang uns nicht.
    Und zwei so begabte junge Menschen wie wir, die zu kühnsten Taten bereit waren, konnten gerade noch mit knapper Not das Leben fristen! Warum, fragten wir uns, warum? Dann standen wir auf, zahlten und gingen in ein anderes Kaffeehaus. Plötzlich sah Jossele ein kleines braunes Paket auf einem Sessel liegen. Ein sichtlich herrenloses Paket, das wahrscheinlich schon seit längerer Zeit dort lag. »Übergeben wir es dem Kellner«, sagte ich.
    »Gewiss«, antwortete Jossele. »Aber das muss ja nicht gleich sein.«
    Wir fochten einen längeren Kampf mit unserem Gewissen aus und siegten. Die von Jossele vorgeschlagene Kompromisslösung ging dahin, dass wir das Paket öffnen sollten, bevor wir es dem Kellner übergäben.
    »Wer weiß«, sagte Jossele, »vielleicht sind gefälschte Dollarnoten drin, und wir kommen in Schwierigkeiten.«
    Diesem zwingenden Argument beugte ich mich. Wir rissen das Paket auf. Es enthielt etwa zehntausend kleine, gummierte Schildchen, wie man sie als Etiketten auf Medizinflaschen verwendet: Ol. Rizini
    Rizinusöl
    Vor Gebrauch schütteln!
    Als Jossele die Schilder sah, wurde er vor Aufregung ganz blass. Seine Stimme zitterte:
    »Mein Gott. . . uns ist ein Vermögen in den Schoß gefallen . . . wir sind reich!«
    Der übermäßige Koffeingenuss schien seine Zurechnungsfähigkeit beeinträchtigt zu haben. Ich versuchte auf ihn einzusprechen, aber er hörte mich nicht, sondern rannte, indem er mich an der Hand hinter sich herzog, aus dem Kaffeehaus und in die nächste Metallwarenhandlung, wo er zwei große Schachteln mit Stecknadeln erstand. Und dann ging's los.
    Jossele trat an

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