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Mein Freund Jossele

Mein Freund Jossele

Titel: Mein Freund Jossele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Schildkrötensuppe, ein Kalbssteak à la Dauphinoise mit Spargel und gemischtem Salat, gab dem Kellner sogleich meine Wünsche für den Nachtisch bekannt, eine Vanillecreme, Obst und Käse, und ließ mir, als ich die Rechnung verlangte, noch rasch eine Zigarre bringen, obwohl ich Nichtraucher bin. Libby, die das Essen kaum berührt hatte, saß bleich und schmallippig da, dem bevorstehenden Schicksalsschlag wehrlos entgegensehend. Und dann geschah es.«
    Jossele verlangte nach einem zweiten Glas Wasser. Es machte ihm unverkennbar Schwierigkeiten, sich aufrecht zu halten. Seine Stimme klang gepreßt.
    »Es geschah, dass genau in diesem Augenblick, gerade als ich in panischer Angst nochmals nach der Rechnung brüllte, diese Missgeburt das Lokal betrat. Ein Hausierer, der Ansichtskarten feilbot.
    Ansichtskarten mitten in der Nacht. Libby ihn sehen und heranwinken, war das Werk einer Sekunde.
    Sie kaufte drei Ansichtskarten um insgesamt 90 Agoroth, während ich für den kulinarischen Genuss 214 Pfund auf den Tisch blätterte. Die Heimfahrt im Bus übernahm dann wieder sie. Und das ist noch nicht alles. Als ich sie im Haustor küssen wollte, schob sie mich sanft, aber entschieden von sich.
    >Lass das, Josseles sagte sie. >Ich mag das nicht<, sagte sie. >Das ist ja auch der Grund, warum ich dich nicht für mich zahlen ließ<, sagte sie. Hörst du? Verstehst du? Sie hat mich nicht für sich zahlen lassen. Mehr als 400 Pfund hat mich das gekostet . . .«
    Und Jossele brach stöhnend zusammen.

Falsch geparkt ist halb gewonnen
    Jossele kam von der Ecke der Fruchtmann-Straße auf mich zugeeilt. »Entschuldige«, keuchte er.
    »Es hat so lange gedauert, ehe ich einen Parkplatz fand.«
    Ich traute meinen Ohren nicht. Die Fruchtmann-Straße eine schmale, sonnendurchglühte Häuserzeile und noch dazu eine Einbahn in entgegengesetzter Richtung lag gute fünf Minuten von unserem Stammcafé entfernt.
    Was veranlasste Jossele, den genialen Überwinder aller irdischen Schwierigkeiten, seinen Wagen gerade dort zu parken?
    Wir hatten Gustis Cafe erreicht, ließen uns nieder, bestellten den üblichen Espresso und beobachteten den Nahen Osten in Aktion. Draußen wimmelte es von tatendurstigen jungen Polizisten, die ihre Tagesquote noch nicht erfüllt hatten und nach Parksündern Ausschau hielten. Tafeln mit Aufschriften wie »Parken verboten«, »Halten verboten«, »Parken und Halten verboten« verschönten das Stadtbild. Eine schräg vor der Kaffeehausterrasse angebrachte Tafel »Ladetätigkeit nur von 14-16
    Uhr« erwies sich als besonders ertragreich und brachte der Regierung pro Stunde ungefähr 500
    Pfund ein.
    »Es gibt für den Staat keine bessere Investition als einen Verkehrspolizisten«, konstatierte Jossele.
    »Wenn so einer in der Stunde nur drei Strafmandate zu 80 Pfund schreibt, hat er nach zwei Tagen sein Monatsgehalt verdient, und der Rest ist Reingewinn. Kein Wunder, dass jetzt auch weibliche Kräfte eingestellt werden.«
    »Hier liegt wahrscheinlich der Grund«, vermutete ich, »warum das Parkproblem in den großen Städten gar nicht gelöst werden soll. Das würde den ganzen Staatshaushalt über den Haufen werfen.«
    Jossele erwog einen neuartigen Ausweg: »Vielleicht sollte man für die Autofahrer Straf-Abonnements in einer bestimmten Höhe auflegen, so dass sie den Strafzettel selbst unter den Scheibenwischer stecken können, und wenn sie ihren Block verbraucht haben, kaufen sie einen neuen. Das würde den ganzen Vorgang vereinfachen und außerdem hässliche Zusammenstöße mit der Obrigkeit vermeiden.«
    »Aber es würde Tausende von Polizisten beiderlei Geschlechts arbeitslos machen«, gab ich zu bedenken.
    »Und was ist mit den Lückenwächtern?«
    »Mit wem?«
    Jossele erklärte mir diesen neuen Beruf. Die Lückenwächter, auch Parklochhyänen genannt, lungern am Randstein der dafür geeigneten Straßen herum, warten, bis ein Wagen wegfährt, stellen sich dann vor den freigewordenen Platz und winken jeden, der ihn zu benützen versucht, mit einem barschen »Besetzt!« weiter - bis irgendein Idiot bereit ist, für die Benützung zu zahlen. In der Umgebung der Herzl-Straße kassieren sie für einen amerikanischen Straßenkreuzer 20 Pfund, an Sams- und Feiertagen 30. Mit dieser Gebühr sind auch Anweisungen wie »Links einschlagen . . . noch ein Stückchen . . . stopp!« abgegolten.
    »Besser eine Parkhyäne als ein Strafmandat«, sagte ich. Jossele schüttelte den Kopf:
    »Jetzt kennst du mich schon so lange und hast

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