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Mein Freund Jossele

Mein Freund Jossele

Titel: Mein Freund Jossele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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einigten uns schließlich auf zwei Ratenzahlungen: 150 Pfund sofort, 150 am Ende des Monats.
    Dafür erwarb unser Geschäftspartner das Recht, sein eigenes Fleisch in seinem eigenen Lieferwagen zu seinem eigenen Laden zu transportieren, und niemand würde ihn stören. Er wusste sich kaum zu fassen vor Glück, der gute Mann. Zum Dank gab er uns sechs Lammkeulen und einen Truthahn mit.
    Man muss mit den Menschen nur richtig reden.

Strafmandat bleibt Strafmandat
    Der Wüstenwind wehte feinen Sandstaub über die Boulevards und auf die Kaffeehausterrasse. Die Luft war stickig, der Kaffee war ungenießbar. Missmutig beobachteten wir das Leben und Treiben ringsum. Mit besonderem Missmut erfüllte uns der Verkehrspolizist an der Kreuzung, unter dessen Schikanen die hartgeprüften Autofahrer hilflos leiden mussten. »Genug«, sagte Jossele und stand auf.
    »Jetzt will ich's wissen. Die Polizei, dein Freund und Helfer. Lass uns sehen, wie weit es damit her ist.«
    Er nahm mich unter den Arm und schlug den Weg zur nächsten Polizeistube ein.
    »Wo kann ich eine Übertretung der Verkehrsvorschriften melden?« fragte er den diensthabenden Polizeibeamten.
    »Hier«, antwortete der Beamte. »Was ist geschehen?«
    »Ich fuhr mit meinem Wagen die Schlomo-Hamelech-Straße hinunter«, begann Jossele, »und parkte ihn an der Ecke der King-George-Straße.«
    »Gut«, sagte der Beamte. »Und was ist geschehen?« »Dann fuhr ich weiter.«
    »Sie fuhren weiter?«
    »Ja. Ich fuhr weiter und hätte die ganze Sache beinahe vergessen.«
    »Welche Sache?«
    »Eben. Als ich später wieder am Tatort vorbeikam, fiel es mir plötzlich ein. Um Himmels willen, dachte ich. Die Haltestelle!«
    »Welche Haltestelle?«
    »Die Autobushaltestelle. Wissen Sie nicht, dass sich an der Ecke Schlomo-Hamelech-Straße und King-George-Straße eine Autobushaltestelle befindet? Herr Inspektor! Ich bin ganz sicher, dass ich nicht in der vorgeschriebenen Entfernung von der Haltestelle geparkt habe. Es waren sicher keine zwölf Meter.«
    Der Beamte glotzte:
    »Und deshalb sind Sie hergekommen, Herr?«
    Jossele nickte traurig und ließ deutliche Anzeichen eines beginnenden Zusammenbruchs erkennen:
    »Ja, deshalb. Ursprünglich wollte ich nicht. Du hast ja schließlich nur eine halbe Stunde geparkt, sagte ich mir, und niemand hat dich gesehen. Also wozu? Aber dann begann sich mein Gewissen zu regen. Ich ging zur Schlomo-Hamelech-Straße zurück, um die Parkdistanz in Schritten nachzumessen. Es waren höchstens neun Meter. Volle drei Meter zu wenig. Nie, so sagte ich mir, nie würde ich meine innere Ruhe wiederfinden, wenn ich jetzt nicht zur Polizei gehe und die Selbstanzeige erstatte. Hier bin ich. Und das« - Jossele deutete auf mich - »ist mein Anwalt.«
    »Guten Tag«, brummte der Beamte und schob seinen Stuhl instinktiv ein wenig zurück, ehe er sich wieder an Jossele wandte: »Da die Polizei Sie nicht gesehen hat, können wir die Sache auf sich beruhen lassen. Sie brauchen kein Strafmandat zu bezahlen.«
    Aber da kam er bei Jossele schön an:
    »Was heißt das: die Polizei hat mich nicht gesehen? Wenn mich morgen jemand umbringt und die Polizei sieht es nicht, darf mein Mörder frei herumlaufen? Eine merkwürdige Auffassung für einen Hüter des Gesetzes, das muss ich schon sagen.«
    Die Blicke des Polizeibeamten irrten ein paar Sekunden lang zwischen Jossele und mir hin und her. Dann holte er tief Atem: »Wollen Sie, bitte, das Amtslokal verlassen und mich nicht länger aufhalten, meine Herren!« »Davon kann keine Rede sein!« Jossele schlug mit der Faust auf das Pult.
    »Wir zahlen Steuer, damit die Polizei für öffentliche Ordnung und Sicherheit sorgt!« Und mit beißender Ironie fügte er hinzu: »Oder sollte mein Vergehen nach einem halben Tag bereits verjährt sein?«
    Das Gesicht des Beamten lief rot an:
    »Ganz wie Sie wünschen, Herr!« Damit öffnete er sein Eintragungsbuch. »Geben Sie mir eine genaue Schilderung des Vorfalls!«
    »Bitte sehr. Wenn es unbedingt sein muss. Also, wie ich schon sagte, ich fuhr die Schlomo-Hamelech-Straße hinunter, zumindest glaube ich, dass es die Schlomo- Hamelech-Straße war, ich weiß nicht mehr. Jedenfalls -«
    »Sie parkten in der Nähe einer Bushaltestelle?«
    »Kann sein. Es ist gut möglich, dass ich dort geparkt habe. Aber wenn, dann nur für ein paar Sekunden.« »Sie sagten doch, dass Sie ausgestiegen sind!«
    »Ich bin ausgestiegen? Warum sollte ich ausgestiegen sein? Und warum sollte ich sagen, dass ich

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