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Mein Freund Jossele

Mein Freund Jossele

Titel: Mein Freund Jossele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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ausgestiegen bin, wenn ich-halt, jetzt fällt es mir ein: ich bin ausgestiegen, weil der Winker geklemmt hat. Deshalb habe ich den Wagen angehalten und bin ausgestiegen: um den Winker wieder in Ordnung zu bringen. Wollen Sie mir daraus vielleicht einen Strick drehen? Soll ich das Leben meiner Mitmenschen gefährden, weil mein Winker klemmt? Das können Sie unmöglich von mir verlangen.
    Das können Sie nicht, Herr Inspektor. Das können Sie nicht!«

    Jossele war in seiner Verzweiflung immer näher an den Beamten herangerückt, der immer weiter zurückwich: »Herr!« stöhnte er dabei. »Herr!« Und das war alles. »Hören Sie, Herr Inspektor.« Gerade dass Jossele nicht schluchzend auf die Knie fiel. »Könnten Sie mich nicht dieses eine Mal laufenlassen? Ich verspreche Ihnen, dass so etwas nie wieder Vorkommen wird. Ich werde in Zukunft genau achtgeben. Nur dieses eine Mal noch, ich bitte Sie . . .«
    »Hinaus!« röchelte der Beamte. »Marsch hinaus!« »Ich danke Ihnen! Sie sind die Güte selbst! Ich danke Ihnen von ganzem Herzen!«
    Jossele zog mich eilig hinter sich her. Ich konnte noch sehen, wie der Beamte hinter seinem Pult zusammensank.

Bewunderung a la Jossele
    Jossele hatte seinen Espresso ausgetrunken und blätterte in der Zeitung.
    »6:1 gegen Zypern«, brummte er verächtlich. »Auch schon was.«
    »Immerhin«, widersprach ich. »6:1 bleibt 6:1.«
    »Kann sein. Aber wenn man die Zeitungen liest, könnte man glauben, unsere Fußballspieler wären ein persönliches Geschenk Gottes an das Volk Israel. Mir kommt die Galle hoch.«
    »Sie haben dir doch nichts getan, Jossele.«
    »Nicht? Ich sage dir: es beleidigt mich, wie man diese Idioten, die nichts anderes können als in einen Lederball hineintreten, zur Blüte der Nation hochjubelt.« »Schon im alten Griechenland wurden die Sieger -«
    »Lass den Unsinn. Oder hat dich vielleicht noch nie der Teufel geholt, wenn du so einen Trottel Autogramme an die Menge verteilen siehst, die ihn ehrfürchtig umringt und umraunt: >Das ist der Mann, der gegen Zypern drei Tore erzielt hat, zwei davon mit dem Kopf!< Ich möchte seinen Kopf so lange beuteln, bis das Stroh herausfällt!«
    In diesem Augenblick betrat ein kräftiger, etwas ungeschlachter Kerl das Kaffeehaus. Es war Pomeranz, der große Pomeranz, Sturmspitze und Spielmacher unserer Nationalmannschaft beim 6:1
    gegen Zypern. »Da hast du dein Idol«, fauchte Jossele. »Platzt vor Arroganz. Glaubt, dass ihm die Welt gehört. Dem verpass' ich jetzt einen Denkzettel!«
    »Lass dich nicht aufhalten«, ermunterte ich meinen kampflustigen Freund.
    Jossele erhob sich.
    »He, Pomeranz!« brüllte er. »Komm her, du Bastard!«
    Das Blut gefror mir in den Adern. Pomeranz war zwei Köpfe größer als wir beide. Ein Faustschlag oder ein Fußtritt von ihm würde genügen, uns dem Erdboden gleichzumachen.
    »Auf was wartest du, Pomeranz?!« Josseles Stimmvolumen steigerte sich. »Hast du nicht gehört?
    Du sollst herüberkommen!«
    Pomeranz glotzte und setzte sich langsam in Bewegung. Das ganze Kaffeehaus folgte seinen Schritten mit angehaltenem Atem.
    Jossele empfing ihn mit einem derben Schlag auf die Schulter:
    »Du Halunke! Wie hast du das fertiggebracht, dieses 6:1 gegen Zypern?«
    Ein breites Grinsen erschien auf Pomeranzens grobgeschnittenem Antlitz, während ihm Jossele bei den nun folgenden Worten immer aufs neue die Faust in den Magen rammte:
    »Das warst doch du?! Was? Wie?« Jetzt drosch er ihn so heftig auf den Rücken, dass Pomeranz zu husten begann. »Man glaubt es nicht! Ein Stück Rindvieh wie du trifft aus 25 Metern ins Tor! Wie machst du das?«
    Pomeranz trat ein wenig zur Seite, um den wuchtigen Hieben Josseles zu entgehen, und stotterte sichtlich geschmeichelt:
    »Na ja . . . ich . . . das war ... ich hab' sehr gute Passbälle bekommen . . .«
    »Halt den Mund!« herrschte ihn Jossele an. »Passbälle! Du weißt ja gar nicht, was ein Passball ist.
    Dazu bist du viel zu dumm. Aber die Zyprioten zu Hackfleisch verarbeiten - das kannst du, du alter Tepp!«
    In seiner Verlegenheit wusste sich Pomeranz nicht anders zu helfen, als Jossele zu umarmen.
    Dann sah er sich stolz im Lokal um, ob auch alle das Lob gehört hätten, mit dem er da überschüttet wurde.
    »Glaubst du, dass er jemals Fußballspielen gelernt hat?« wandte sich Jossele an mich, wobei er Pomeranz mit einem Tritt gegen das Schienbein bedachte. »Glaubst du, dass er überhaupt etwas gelernt hat? Keine Spur. Er ist ein kompletter Analphabet.

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