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Mein Freund Jossele

Mein Freund Jossele

Titel: Mein Freund Jossele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Was, Pommi? Dein Verstand steckt eben in den Füßen. Stimmt's?«
    Mit einem neuerlichen Tritt beendete Jossele seine Lobhudelei. Pomeranz strahlte vor Glück.
    »Nein, nein«, gluckste er. »Wir haben scharf trainiert. Alle. Auch ich.«
    »Wenn du nur dein ungewaschenes Maul halten wolltest! Was heißt da Training? Es ist ein Wunder der Natur, dass sie einen solchen Vollkretin hervorgebracht hat -«
    Fast schien es, als wäre Jossele zu weit gegangen, denn Pomeranz wich mit gerunzelten Brauen ein wenig zurück und fragte drohend: »Was hat die Natur?«
    »Sie hat dich mit einem Bombenschuss ausgestattet!« jauchzte Jossele, packte Pomeranz an beiden Schultern, schnalzte ihm einen Kuss auf die Wange und drängte ihn zum Ausgang: »Geh mir aus den Augen! Womit haben wir so etwas wie dich verdient? Drei Tore gegen Zypern - und schon bist du ein Nationalheld! Man muss sich ja schämen! Hinaus mit dir!«
    Und der Nationalheld bekam einen Stoß in den Rücken, dass er draußen beinahe hingefallen wäre. Aber noch im Straucheln wandte er sich um und winkte selig lächelnd zurück. Es freute ihn, bewundert zu werden.
    Kleine Spende - Großer Dank
    Jossele ließ unverkennbare Anzeichen von Nervosität erkennen, und das geschieht selten.
    Allerdings hatte er bisher auch nur selten Gelegenheit, eine neue Wohnung einzuweihen, noch dazu seine eigene.
    Es war also wirklich ein feierlicher Anlass.
    Der Hauseigentümer durchschnitt das blau-weiße Band am Treppenansatz, zwei strahlende Vertreter des Wohnungsamtes applaudierten, und während ein Nachbar auf seiner Ziehharmonika eine muntere Weise mit dem passenden Text »Machen wir's den Schwalben nach, bau'n wir uns ein Nest« erklingen ließ, strömten die 78 Spender aus aller Welt durch die Eingangstür.
    Eine beleibte Dame in einem breitkrempigen Strohhut blieb an der Schwelle stehen und betrachtete liebevoll die Metallplatte, die den linken Türflügel zierte: »Diese Türe ist ein Geschenk von Mrs. Sylvia R. Weinreb, Boston, Mass.« Neben ihr war ein älteres Ehepaar damit beschäftigt, ein Messingschild auf Hochglanz zu polieren: »Die Türklinke spendeten Samuel und Matilda Ginsberg, San Francisco, Calif., zur Erinnerung an die Geburt ihres zweiten Enkelkindes Susan Veronica, Schwesterchen von Douglas Michael, mögen sie beide leben und gedeihen.«
    Jossele offerierte auf einem Tablett belegte Brötchen und prostete von Zeit zu Zeit einem seiner Wohltäter zu. Als er einmal kurz bei mir anhielt, zitterte seine Stimme vor Rührung:
    »Schau dir all die hochherzigen Menschen an! Ohne sie hätte ich mir niemals ein Heim schaffen können. Dabei kennen sie mich nur brieflich. Es ist überwältigend . . .« Der Text des vervielfältigten Briefs, den Jossele in einigen hundert Exemplaren hauptsächlich nach Amerika verschickt hatte, lautete:
    »Liebe Brüder und Schwestern in der Diaspora! Ungeachtet unserer wirtschaftlichen Schwierigkeiten und der ständig steigenden Ölpreise soll es nunmehr auch dem einfachen Mann ermöglicht werden, jenes unveräußerliche Recht auszuüben, das jedem guten Juden zusteht: durch eine einmalige, begrenzte Geste der Generosität seinen Namen in Israel zu verewigen. Bisher ist dieser Vorzug nur den oberen Zehntausend zuteil geworden, die reich genug sind, um mit Geld prunkvolle öffentliche Bauten, Museen und Talmudschulen errichten zu lassen. Das ändert sich jetzt.
    Zu meiner aufrichtigen Freude darf ich Ihnen mitteilen, dass Sie ab sofort für die Aktion >Kleine Spende - großer Dank< registrieren können, die darauf abzielt, auch geringe Beweise von Gebefreudigkeit mit eindrucksvollen Anerkennungszeichen zu belohnen . . .«
    Die Wirkung seines Rundschreibens war über Josseles kühnste Erwartungen weit hinausgegangen. Er hatte, wie er mir gestand, eine sorgfältige Auswahl unter den Bewerbern treffen müssen, um von ihrer Anzahl nicht erdrückt zu werden.
    Plötzlich erklangen lautstarke Rufe der Empörung aus der »Sonnenschein-Halle«, wie das Badezimmer hieß; einer der Gäste deutete zornroten Gesichts auf eine Metallplatte: »Dieses Badezimmer wurde dank der Generosität von James B. Sonnenschein, Buffalo, N. Y., mit Kacheln ausgelegt«, sagte die Inschrift.
    »Es ist ein Skandal!« tobte Herr Sonnenschein. »Unser Vertrag hat eine künstlerische Bronzeplatte vorgesehen, 18 X 25, an auffälliger, gut beleuchteter Stelle anzubringen. Und das?!«
    Herrn Sonnenscheins Empörung war keineswegs unbegründet. Sie richtete sich gegen eine direkt

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