Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Titel: Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Miscavige Hill , Lisa Pulitzer
Vom Netzwerk:
finden. Trotzdem sah das Ganze nach viel mehr Schweiß und Tränen aus.
    Obwohl ich immer noch frustriert war, konzentrierte ich mich jetzt auf die Hochzeit von Sterling und Suzette. Suzette war Tante Shellys Halbschwester. Aus irgendeinem Grund mochte meine Mutter sie nicht besonders. Ich hingegen verstand mich besser mit ihr als mit Sterling, wir hatten uns auch nie besonders nahegestanden. Er hatte die Ranch schon vor Jahren verlassen, um in der Sea Org zu arbeiten, und davor, noch auf der Ranch, hatte er vor allem mit seinem jüngeren Bruder Nathan zu tun gehabt. Ich war das Blumenmädchen und Justin der Trauzeuge. Aber eigentlich fand ich mich für ein Blumenmädchen zu alt.
    Die Trauung fand, wie die meisten Sea Org-Hochzeiten, im Celebrity Center in Los Angeles statt. An diesem Sonntagmorgen probte Justin während der gesamten Fahrt von der Int seine Rede als Trauzeuge. Nach unserer Ankunft ging ich ins Ankleidezimmer, wo sich alle Brautjungfern versammelten. Tante Shelly half mir beim Anziehen und setzte mir den Blumenkranz auf. Ihre anderen Schwestern Clarisse und Camille kümmerten sich um Suzette. Die Hochzeit von Sterling und Suzette war eine traditionelle Feier mit einer Braut in Weiß und dem Ehegelübde. Ungefähr hundert Gäste waren geladen. Zu einer scientologischen Hochzeit gehörte aber auch das ARK -Dreieck. Die Buchstaben standen für ›Affinität‹, ›Realität‹ und ›Kommunikation‹. Das ARK -Dreieck war ein grundlegendes scientologisches Konzept zum Umgang mit Menschen und zum Aufbau verständnisvoller Beziehungen. Die Bedeutung der Kommunikation wurde bei Eheschließungen dadurch unterstrichen, dass Braut und Bräutigam während der Zeremonie versprachen, nie im Streit zu Bett zu gehen. Nach der Feier sahen wir zu, wie Sterling und Suzette ihre Geschenke auspackten.
    Eines Sonntagmorgens nach der Hochzeit erzählte ich meiner Mom, ich würde meine Freunde auf der Flag sehr vermissen und sei auch ziemlich frustriert, weil ich erst nach meiner Ausbildung zum Auditor die Ranch verlassen könne. Zu meiner Überraschung antwortete sie, ich könne meine Freunde doch besuchen und sogar länger bleiben, um einen Kurs zu absolvieren. Ich fand die Vorstellung ziemlich faszinierend, aber wirklich begeistert war ich, als sie mir vorschlug, meine gesamte Ausbildung zum Auditor auf der Flag zu machen. Sie meinte, das Auditoren-Training der Flag sei das weltweit beste, allerdings müsse ich dann wahrscheinlich ein Jahr in Florida verbringen. So lange hatte ich eigentlich nicht bleiben wollen, aber ich dachte, man würde mich schon nicht darauf festnageln. Deshalb stimmte ich sofort zu. Meinem Vater gefiel die Vorstellung gar nicht, mich für eine so lange Zeit gehen zu lassen. Er meinte, ich würde ihm zu sehr fehlen. Doch er hielt mich auch nicht davon ab. In den nächsten Wochen zählte ich auf der Ranch nur noch die Stunden und Minuten, bis ich endlich zur Flag fliegen konnte.
    Während ich auf den Abreisetag wartete, sorgte Mr. C dafür, dass ich mich noch mehr auf die Ausbildung freute. Denn er versprach mir, das Training sei eine aufregende Zeit mit vielen persönlichen Wundern. Eine seiner Geschichten behielt ich besonders in Erinnerung: Er erklärte, am Ende eines Kurses habe er plötzlich Klavier spielen können, obwohl er sich noch nie zuvor an ein Klavier gesetzt habe. Ich fand die Vorstellung, verborgene Talente zu entdecken, sehr reizvoll. Ich hatte den Eindruck, nach der Ausbildung sei alles möglich.

KAPITEL 14
CMO-Ausbildung
    Von dem Moment an, an dem ich im Juni 1996 in Clearwater landete, lief alles schief. Tom, der mich vom Flughafen abholen sollte, war nirgendwo zu sehen. Ich hatte kein Geld, keine Telefonnummer von ihm oder jemand anderem, an den ich mich wenden konnte, und bekam langsam Angst. Ohne zu wissen, was ich tun sollte, stand ich am internationalen Flughafen von Tampa. Als Tom schließlich eine Stunde später auftauchte, schien er sich zwar über meinen Anblick zu freuen, wirkte aber etwas abwesend. Er entschuldigte sich für seine Verspätung und meinte, er habe sich in der Ankunftszeit geirrt und hätte gedacht, der Flieger werde eine Stunde später landen.
    Auf der Fahrt zur Base wirkte er sehr gehetzt und ziemlich besorgt, obwohl er freundlich zu mir war. Als wir zur Hacienda kamen, fuhr er an Moms Wohnung vorbei, obwohl ich eigentlich gedacht hatte, ich würde dort wohnen. Stattdessen hielt er vor Block H, wo sich die CMO -Wohnheime befanden. Ich wusste nicht,

Weitere Kostenlose Bücher