Mein Geliebter aus den Highlands
Ewans Cousin Sigimor hat genau dieselbe Vorliebe.« Sie stand auf, streckte sich ein wenig und rieb sich das Kreuz. »Glaubst du, dass du genug geruht hast, um dich auf deine Hochzeit vorzubereiten?«
»Aye, aber ich tue es nicht gern«, murrte Alana. Sie stand vorsichtig auf und wartete einen Moment lang, um zu sehen, wie sie sich fühlte. Erleichtert stellte sie fest, dass ihr nicht mehr schwindelig war. »Gregor und ich müssen noch so viel besprechen. Wir sind erst heute wieder an den Punkt zurückgekehrt, an dem wir vor der Sache mit Mavis waren.«
»Immerhin ist es ein Anfang.« Fiona half Alana beim Ausziehen und glättete das Gewand, das sie bereitgelegt hatte, während Alana schlief. »Ihr könnt eure Probleme auch nach der Hochzeit lösen.«
Alana dachte darüber nach, während Fiona ihr half, ein sehr schönes, dunkelblaues Kleid anzuziehen, das offenbar aus ihren Beständen stammte. Im Garten hatten Gregor und sie nur eine einzige Mauer überwunden – die Mauer, die sie um ihr schwer angeschlagenes Herz errichtet hatte. Bei ihnen beiden war die Leidenschaft gleich wieder entbrannt. Bald würden sie ihre Gelüste wieder ungehindert stillen können. Das würde bestimmt auch ihrem Anliegen, Gregors Herz zu erobern, förderlich sein.
Außerdem musste sie an das Kind denken. Sie fuhr mit der Hand über ihren Bauch, als Fiona sie auf einen Schemel drückte und begann, ihr die Haare zu kämmen. Gregors Söhne waren gute Jungs; sie waren stark und hübsch, aber ihnen würde immer das Schandmal des Bastards anhaften, so ungerecht das auch war. Das wollte sie nicht für ihr Kind. Es war zwar nicht der beste Grund, um einen Mann zu heiraten, aber er war ebenso gut wie viele andere, die einen Mann und eine Frau vor den Priester treten ließen.
»Na komm schon, Alana, schau nicht so besorgt drein«, bat Fiona. »Du weißt doch ganz genau, dass Gregor dich zu seiner Gemahlin machen will. Aye, vielleicht weißt du viele andere Dinge noch nicht so genau, aber es muss doch etwas zwischen euch sein, sonst wärst du jetzt nicht von ihm schwanger.«
»Die Lust, Fiona. Vielleicht ist es bei Gregor nur die Lust. Wir wissen beide, wie leicht ein Mann so etwas bei jeder Frau empfinden kann, die nicht zu hässlich oder zu alt ist.«
Fiona kicherte. »Das stimmt natürlich. Aber wenn die Lust das Einzige wäre, dann hätte Gregor dich als seine Geliebte behalten und Mavis wegen ihrer stattlichen Mitgift geheiratet. Außerdem hätte er dann in den zwei Wochen, als er um dich warb, nicht den Mönch gespielt.«
Alana starrte Fiona überrascht an. »Komisch. Ich dachte, ich hätte mein ganzes Vertrauen in ihn verloren, aber ich habe kein einziges Mal daran gedacht, dass er vielleicht Trost in den Armen einer anderen Frau suchen könnte. Trotz Mavis, trotz der zwei hübschen Burschen, die seiner lüsternen Vergangenheit entstammen, habe ich kein einziges Mal gedacht, dass Gregor mit einer anderen ins Bett gehen würde, während er mir den Hof macht.«
»Und das sollte dir zeigen, dass du Gregor im Grunde deines Herzens vertraust – trotz all der Schmerzen und der Wut, die deinen Verstand in letzter Zeit vernebelt haben.«
»Wahrscheinlich hast du recht.«
»Ganz bestimmt. Und wenn er dir die Treue schwört, dann meint er das auch so. Sein Vater hat es wild getrieben. Er war jeder Gemahlin und jeder Geliebten untreu, bis er Mab traf. Der alte Narr liebt sie aufrichtig, wie du bald sehen wirst, wenn sie von ihrer Reise zurückkehren. Es hat zwar lange gedauert, aber als er Mab heiratete, waren ihm die Ehegelübde heilig. Seine Söhne haben die Katastrophen, die aus der Untreue ihres Vaters entstanden sind, deutlich zu spüren bekommen. Schon allein deshalb wird keiner von ihnen in dieser Hinsicht in seine Fußstapfen treten. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum keiner von ihnen es eilig hat, vor den Traualtar zu treten. Sie müssen sich ganz sicher sein, welche Frau sie heiraten, denn sie wissen genau, dass das das Ende ihres zügellosen Lebens bedeutet. Mein Ewan hat ihnen klargemacht, dass solche vor Gott abgelegten Schwüre ernst genommen werden müssen. Gregor hat das sehr rasch begriffen. Und jetzt hat er seine Wahl getroffen.«
»Viele Möglichkeiten hat er nicht gehabt.«
»Es gibt immer andere Möglichkeiten.«
»In diesem Fall hatte er nur die Wahl, mich zu heiraten oder zuzusehen, wie sich zwischen unseren Klans eine bittere Feindschaft entwickelt.« Alana seufzte. »Aber im Grunde spielt das alles keine
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