Mein geliebter Maerchenprinz
Gleichgewicht. Regina fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, konnte aber kein Wort sagen.
Er ließ sich neben sie auf den Stuhl sinken und machte dem Kellner ein Zeichen. Ohne Regina vorher zu fragen, bestellte er wieder Champagner. Erwartete er, dass sie das bezahlte? Gehörte das zum Vertrag mit einem Gigolo?
Nachdem der Champagner gebracht worden war, leerte Regina ihr Glas hastig, was ihn zu amüsieren schien. „Mache ich Ihnen Angst?“
„Ich mache mir Angst. Ich habe so etwas noch nie getan.“
„Gut. Das beruhigt mich.“ Er lachte. „Machen Sie sich keine Sorgen“, fuhr er fort. „Ich verspreche Ihnen, dass wir nichts tun werden, was Sie nicht wollen.“
Leider waren ihre Gefühle in einem solchen Aufruhr, dass seine Versicherung wirkungslos blieb. Er hob die Hand, um noch ein Glas zu bestellen, aber sie hielt ihn fest. Als ihre Finger sich berührten, war Regina plötzlich wie elektrisiert. Der Kellner sah zu ihnen herüber, und sie schüttelte heftig den Kopf.
Der Fremde nahm ihre Hand und strich mit dem Daumen über ihren Handrücken. Seine Berührung war sanft und verführerisch, und Reginas Sehnsucht nach ihm wurde stärker. Sie kam sich sehr schwach vor und hätte nichts lieber getan, als der Versuchung nachzugeben. Ihre Haut prickelte, ihr Herz klopfte wild, dabei hatte dieser Mann nur flüchtig ihre Hand angefasst. Als er das Kreuz an ihrem Hals berührte, wich Regina vor ihm zurück, weil sie Angst hatte, er könnte spüren, wie schnell ihr Puls schlug.
Dieser Mann war gefährlich. Offenbar war er ein echter Profi, der genau wusste, was er tat. Ein Typ, der gut in seinem Job war, mehr nicht. Dafür wurde er schließlich bezahlt. Alles war unter Kontrolle. Er hatte versprochen, nichts zu tun, was ihr nicht gefiel. Und er würde wohl auch erst aktiv werden, wenn sie ihn dazu engagierte. Immerhin war sein Ziel Geld. Genau wie bei Bobby. Das war leider nur allzu vertrautes Gebiet für Regina.
„Ich heiße Nico Romano“, flüsterte er und streichelte immer noch ihre Hand.
Die Art, wie er seinen Namen aussprach, erregte sie fast genauso sehr wie seine Berührung. Aber war das überhaupt sein richtiger Name? Besaßen Gigolos nicht Künstlernamen so wie Schauspieler oder Schriftsteller?
„Aber Sie wissen ja wahrscheinlich, wer ich bin. Oder zumindest, was ich bin“, sagte er mit einem fast zerknirschten Gesichtsausdruck.
Also hatte sie recht gehabt, und er war tatsächlich ein Mann für gewisse Stunden. Sie errötete leicht und war erleichtert, dass er das nicht so direkt sagte.
„Ja“, sagte sie und sah zu Boden.
„Es gibt keinen Grund, weswegen Sie das stören sollte. Ich bin ein ganz normaler Mann.“
„Wenn Sie das sagen.“ Sie fühlte sich plötzlich schüchtern und unsicher.
„Und wer sind Sie?“, fragte er.
„Carina“, sagte sie hastig. Sie benutzte ihren zweiten Vornamen, um ein wenig Abstand zu ihm zu halten. „Meine Mutter nennt mich Cara.“
„Cara“, wiederholte er begeistert. „In unserer Sprache heißt das Geliebte. Es passt zu Ihnen.“
Regina wurde es noch heißer. Er war wirklich gut. Wie viel mochte ein Gigolo seiner Klasse kosten? Aber sie wollte ihn nicht nach seinem Preis fragen, nur um festzustellen, dass sie ihn sich nicht leisten konnte. Also schob sie diese entscheidende Frage beiseite.
„Haben Sie Hunger?“, fragte er sie. „Oder möchten Sie lieber, dass wir direkt zu Ihrem Hotel fahren?“
„Ich habe spät zu Mittag gegessen“, antwortete sie hastig.
„Ich auch.“
Er legte ihr einen Arm um die Taille. Mit der anderen Hand hob er ihre Hand an den Mund und küsste jeden einzelnen Finger. Dann sah er ihr tief in die Augen. Alles geschah mit unglaublicher Sanftheit, und nichts davon wirkte so, als ob es gespielt oder einstudiert wäre. Regina musste schlucken, als er ihre Hand schließlich freigab.
Sie seufzte insgeheim, war aber froh, dass er sie noch nicht auf den Mund küsste. Dazu war sie noch nicht bereit, und ganz bestimmt nicht in aller Öffentlichkeit.
Plötzlich beugte er sich wieder zu ihr und fuhr mit dem Finger über ihre Lippen. Regina erschauerte, als er seinem Finger mit dem Blick folgte. Dann schluckte er mühsam, und Regina glaubte plötzlich, nicht mehr atmen zu können.
„ Che bella“ , flüsterte er und schob seinen Stuhl zurück.
Er war vielleicht nicht besonders zurückhaltend für einen Mann, der sie gerade erst kennengelernt hatte, aber was hatte sie anderes erwartet? Er war schließlich ein Gigolo,
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