Mein Geliebter, mein Prinz
Auswirkungen auf die Hauptstadt haben. Und zwar schlage ich vor, etwas gegen die Menschenmassen um das Juan-Lopez-Museum zu tun. Das Gedränge ist ein Schandfleck, und es verursacht Verkehrsstaus.“
Hatte er damit gerechnet, dass sie beleidigt reagieren würde? Ihn zurechtweisen und ihm entgegenschleudern würde, dass sie in so einem Moment nicht über die Arbeit reden wolle? Nico kniff die Augen zusammen. Ihre völlig unerwarteten Bemerkungen und ihr sachliches Denken hatten ihn auf dem falschen Fuß erwischt – sodass jetztNico derjenige war, der sich mühevoll auf die verdammten Vorschläge konzentrieren musste statt auf Ellas herrlich weiche Rundungen.
„Und was sollen wir deiner Meinung nach dagegen tun, Gabriella?“, fragte Nico argwöhnisch. „Die Mardiviner sind zu Recht stolz darauf, so eng mit Lopez verbunden zu sein.“
„Das Museum verlegen“, erwiderte sie.
„Erklär mir das.“
Oh, jetzt klang er wirklich wie ein selbstherrlicher Prinz! Aber seltsamerweise gewann Ella ihre Seelenstärke und Entschlossenheit dadurch immer schneller zurück. Sollte sie etwa plötzlich als nervige Spielverderberin auftreten, nur weil sie sich in seinen Armen vor Ekstase kaum hatte halten können und dann einsehen musste, dass es Nico nichts bedeutete? Nein! Ihre wahren Gefühle würde Ella verbergen.
„Solajoya wird auch in Zukunft florieren und voller Leben sein, weil es eine Hafen- und die Hauptstadt ist“, sagte Ella lächelnd. „Touristen, die vor allem nach Mardivino kommen, um die Werke von Juan Lopez zu sehen, müssen nicht in Solajoya untergebracht werden. Also verleg das Museum in einen Ort, der bisher überhaupt nicht von Touristen besucht wird. Einen Ort, der die zusätzlichen Einnahmen gebrauchen könnte. Einen Ort wie das Dorf, das wir gerade besichtigt haben. Warum nicht?“
„Warum nicht?“, wiederholte Nico nachdenklich. „Es klingt zu einfach.“
„Die einfachsten Ideen sind oft die besten.“ Oder auch die schlechtesten. Einem Picknick mit Nico zuzustimmen war einfach gewesen, und sich ihm hinzugeben noch leichter. Aber ganz gleich, wie gut sie es nun hinter einer Maske von professioneller Gelassenheit zu verbergen suchte: Ella blieb mit einem intensiven Schmerz in ihrem Herzen zurück.
Halt dich an das, was du kannst, Ella! ermahnte sie sich. „Dieses Dorf braucht dringend eine Verjüngungskur. Denk dir nur, was die Verlegung mit sich bringen würde. Ein brandneues Museum mit Ausstellungsräumen, in denen die Gemälde und Skulpturen viel besser zur Geltung kommen, und dazu ein oder zwei Restaurants, Läden, in denen Ansichtskarten und Drucke verkauft werden können. Natürlich muss man aufpassen, dass der Charakter des Dorfs nicht zerstört wird. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass du das zulässt.“
„Mensch, vielen Dank für diese Einschätzung, Gabriella“, sagte Nico spöttisch.
„Und? Wirst du es dir überlegen?“
„Ja.“
„Gut.“ Der Tag war gerettet. Ella hatte es geschafft, die Situation zu entschärfen. Jetzt musste sie noch hier wegkommen und sich zusammennehmen. Eilig setzte sie sich auf und wollte sich gerade den Rock hinunterziehen. Doch Nico hinderte sie daran.
„Was tust du denn da, Gabriella?“
„Wonach sieht es denn wohl aus? Ich …“ Ella verstummte, als er mit den Fingerspitzen ihre nackten Brüste berührte und bezaubernde kleine Pfade auf die empfindliche Haut zu zeichnen schien. „Ich … ziehe mich an.“
Heißes Verlangen durchzuckte ihn, als er sie an sich zog und die Handflächen über ihren Po gleiten ließ. Zeit, ihr zu zeigen, wer der Boss war. „Nein, tust du nicht“, widersprach er ruhig.
Ella wollte ihn stoppen.
Nein, wollte sie nicht.
Sie versuchte es.
Nein. Dazu hätte es mehr als ein Kopfschütteln bedurft. Wenn sie wirklich versucht hätte, Nico aufzuhalten … dann würde sie sich nicht winden in bloßer Leidenschaft, während er sie streichelte. Und sie würde ihn auch nichtleise stöhnen hören, wenn sie ihn berührte.
Ihr Herz würde nicht einen Sprung machen vor Freude, jetzt, da er wieder zu ihr kam. Ellas letzter Gedanke war, dass dieser perfekte Liebesakt das Unmögliche zur Realität werden ließ: Sie würde sich danach wie ein ganzer Mensch fühlen. Und gleichzeitig schmerzhaft unvollständig.
12. KAPITEL
Schweigend fuhren sie die Bergstraße hinunter, und Ella empfand die Stille wie angefüllt von unbeantworteten Fragen. Zwischen ihnen war nichts zu spüren von der entspannten
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