Mein Geliebter, mein Prinz
Umgänglichkeit, die Ella erwartet oder sich erhofft hatte nach einem so erfolgreichen Vormittag, der in diesem wunderschönen Zusammensein gegipfelt hatte.
Denn Nico hatte sich zurückgezogen.
Ella sah es ihm an, sobald die Leidenschaft nachgelassen hatte. Sein Blick wirkte inzwischen so kühl und gleichgültig, dass sie zusammengezuckt war. Oh, er hatte ihr durchaus liebevoll die Bluse zugeknöpft, Ella dabei geneckt und aufreizend den Mund über ihre Haut gleiten lassen. Doch es kam ihr falsch vor. Als würde er es nur in der Annahme tun, dass sich ein Liebhaber so benehmen sollte. Echte Nähe herrschte zwischen ihnen nicht. Wahrscheinlich würde Nico nicht antworten, wenn Ella ihn fragte, was in ihm vorging.
Die Vertrautheit war verschwunden, und Ella fühlte sich geschwächt. Als hätte Nico ihr während der letzten Stunden die Fähigkeit genommen, ganz normal mit ihm zu reden.
War dies also das Ende ihres „Auftrags“? Hatte sie das Recht zu bleiben, falls er ihren Vorschlag aufgriff, das Museum zu verlegen? Wollte sie denn wirklich nach Lust und Laune aufgelesen und abgelegt werden? Ein Spielzeug füreinen Prinzen …
Sich auf die Lippe beißend, blickte Ella aus dem Fenster. Die weißen Häuser von Solajoya tauchten am Horizont auf.
Nico warf ihr einen Blick zu.
Und was nun?
Natürlich hatte er eine Wahl. Er konnte es wie ein flüchtiges Abenteuer handhaben. Etwas, das er sehr gewollt und bekommen hatte. Nur war sein Verlangen nach Ella keineswegs gestillt. Trotz ihrer starren, beinah abwehrenden Haltung erregte Ella ihn sogar jetzt. Er wollte sie noch immer liebkosen, die Finger über ihren Körper gleiten lassen, bis sie sich ihm wieder öffnete. In ihrem berauschenden Duft wollte er sich wieder verlieren wie in einer herrlichen Blume.
Nico fluchte leise, als er krachend in einen anderen Gang schaltete. Ella wandte den Kopf und zog fragend die Augenbrauen hoch.
Finster blickte Nico nach vorn auf die Straße. Ich bin ein hervorragender Fahrer, gut genug, um an internationalen Autorennen teilzunehmen, verdammt noch mal! Warum ging er also jetzt mit dem Wagen um wie ein nervöser Schüler bei der Führerscheinprüfung?
Vor dem Hotel „L’Etoile“ atmete Ella tief ein, um sich Mut zu machen, bevor sie Nico ansah. Sie hatte es mit keinem gewöhnlichen Mann zu tun und durfte nicht erwarten, dass er wie einer handelte. Kein langer, sehnsüchtiger Kuss oder das Versprechen, sie anzurufen. Schließlich befanden sie sich in der Öffentlichkeit.
Reiß dich zusammen, Ella, und benimm dich wie eine weltkluge Karrierefrau! befahl sie sich. Wenn es nur eine flüchtige Affäre war, dann würde sie es als etwas sehr Schönes in Erinnerung behalten – jedenfalls, nachdem sie ihren Kummer verwunden hätte. Und den würde Ella sich hier auf keinen Fall anmerken lassen, sondern in Englandheimlich kurieren.
Ella rang sich ein Lächeln ab. Sie musste die Kontrolle übernehmen, Nico einen Ausweg bieten, einen für sich selbst finden. Ein Spielzeug für einen Prinzen? Niemals! „Ich schätze, ich sollte meinen Flug nach Hause buchen.“
„Nach Hause?“, wiederholte Nico stirnrunzelnd.
„Ja, natürlich.“ Sein fast schon beleidigend erstaunter Gesichtsausdruck erleichterte ihr das Lächeln! Klammerten Nicos Geliebten normalerweise wie Kletten? „Wozu sollte ich jetzt noch bleiben? Ich habe eine Liste mit Empfehlungen erstellt, die helfen können, einige Probleme auf der Insel zu lösen. Und du hast es geschafft, Sex mit mir zu haben.“
„Geschafft?“, stieß Nico gekränkt hervor. „Bei dir hört es sich fast an, als hättest du nichts damit zu tun gehabt!“
„So?“ Jetzt amüsierte sich Ella richtig gut. Wie herrlich, statt dieser kühlen Gleichgültigkeit echte Gefühle zu sehen. „Tja, das stimmt offensichtlich nicht. Ich …“
„Wie nett von dir, das zuzugeben!“, unterbrach er sie spöttisch.
„Ich habe bei dem mitgemacht, was passiert ist.“
„Dem Himmel sei Dank“, sagte Nico trocken.
„Aber dass ich jetzt noch bleibe, ist nicht notwendig.“
Richtig, war es nicht. Nico presste die Lippen zusammen. Ursprünglich war Ellas Job sowieso nur einer List entsprungen. Nicht mehr als eine Drohung. Eine Demonstration seiner Macht und Privilegien. Trotzdem hatte Ella ihn beim Wort genommen. Und sie hatte erstklassige Arbeit geleistet. Tatsächlich übertraf Ella all seine Erwartungen. Innerhalb und außerhalb des Schlafzimmers. Ins Schlafzimmer hast du sie doch noch nicht einmal
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