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Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mallory
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Die Wände bestanden aus feuchtem, grob behauenem Stein, als wäre der Tunnel durch eine Felswand geschlagen.
    Hinter einer Biegung war der Gesang mit einem Mal lauter, eindringlich, sich stetig wiederholend, und vor ihr leuchtete ein Licht. Inzwischen konnte sie die Worte verstehen: »Komm zu uns. Komm zu uns. Komm zu uns.«
    Als sie sich näherte, sah sie, dass der Tunnel sich nach links hin zu einer Art Höhle öffnete. Von ihrem Standpunkt aus konnte sie nur einen kleinen Teil davon überblicken, deshalb machte sie noch einen Schritt vorwärts. Durch die Öffnung sah sie Kerzen auf dem Boden stehen und tanzende Schatten.
    Furcht erfasste sie und ließ ihre Knie weich und ihren Kopf ganz leicht werden. Jedes Kind wuchs mit diesen Geschichten auf: Zauberer und Hexen, die mit dem Teufel im Bund standen; entführte Kinder, die nie wieder gefunden wurden; gehörnte Dämonen, die aus der Hölle heraufbeschworen wurden; finstere Rituale mit Blutopfern. Ihre Handflächen wurden klamm, als all die Geschichten, über die sie sich als Kind lustig gemacht hatte, nun durch ihren Kopf jagten.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie sich auf die Knie sinken ließ und vorwärtskroch. Sie war so weit gekommen. Sie wollte sehen, was in der Höhle vor sich ging, bevor sie durch den dunklen Tunnel zurück und die Treppe hinauf flüchtete.
    Bloß ein kurzer Blick. Sie hielt die Luft an, als ihr etwas über die Hand krabbelte. In den Gestank des feuchten Erdreichs mischten sich Weihrauch und ein strenger Geruch nach Moschus. Zentimeterweise kroch sie voran und reckte den Hals, um weiter in die Höhle hineinzusehen.
    Sie erhaschte Blicke auf Tänzer mit Kapuzenumhängen, die sich in dem Teil des Höhlenraums bewegten, den sie einsehen konnte. Sie schienen innerhalb eines Kreises von Kerzen auf dem Boden zu tanzen. Sie kroch ein wenig näher. Mit einem Mal sah sie, dass die Personen keine Kapuzenumhänge trugen, wie sie zunächst vermutet hatte. Sie trugen Masken und Felle von Tieren.
    Maria Muttergottes, stehe mir bei. Maria Muttergottes, stehe mir bei.
    Es konnte kein Zweifel mehr daran bestehen, was das hier war. Sie wurde Zeugin eines Hexensabbats, eines rituellen Treffens von Hexen. Ihr Gesang pulsierte durch Linnets Adern und pochte in ihren Ohren.
    Maria Muttergottes, stehe mir bei. Maria Muttergottes, stehe mir bei.
    Linnet konnte die Kante eines in schwarzes Tuch gehüllten Tisches inmitten des Kreises sehen. Sie drückte sich an die Wand des Tunnels und robbte ein Stückchen vorwärts, bevor sie sich auf die Knie erhob, um zu sehen, was auf dem Tisch lag. Der Mund blieb ihr offen stehen, und sie sog keuchend den Atem ein. Sie kniete wie angewurzelt auf dem Boden, zu schockiert, als dass sie sich hätte bewegen können.
    Eine Frau lag auf dem Tisch. Eine splitternackte Frau.
    Natürlich hatte Linnet bereits andere halb bekleidete oder flüchtig auch völlig nackte Frauen gesehen, wenn sie sich in einer gemeinsamen Kammer umzogen. Aber das war nichts im Vergleich zu dem, was sie jetzt vor sich hatte.
    Die Haut der Frau glänzte vor Öl, und ihre Brustwarzen hatten sich aufgerichtet. Dunkle Locken ihres unbedeckten Haars fielen über das Linnet am nächsten stehende Tischende. Sie lag auf dem Rücken, hatte die Fußsohlen aneinandergepresst und die Knie weit gespreizt.
    Sie trug nichts als eine Gesichtsmaske.
    Linnet wusste intuitiv, dass die Frau nicht gegen ihren Willen hier war. Was auch immer hier ablief, sie machte freiwillig mit.
    Eine großgewachsene Gestalt mit einer Wolfsmaske erschien von der anderen Seite des Raums und hielt eine Schüssel in die Höhe. Während er sich dem Tisch näherte, fingen die anderen an zu singen. »Göttin, Göttin, Göttin.«
    Der Wolfsmann stand am Ende des Tisches, wo die Füße der Frau Sohle an Sohle nah an ihren Körper gezogen waren. Langsam senkte er die Schüssel über ihr, bis sie auf dem Bauch der Frau stand. Dann tauchte er die Finger in die dunkelrote Flüssigkeit in der Schüssel.
    Linnet wusste, dass sie sofort weggehen musste. Das hier war mit Sicherheit Teufelswerk, und sie sollte es nicht sehen. Trotzdem konnte sie nicht den Blick abwenden, als der Wolfsmann Tropfen einer Flüssigkeit, bei der es sich offenbar um Wein handelte, auf die Brustwarzen der Frau träufelte. Linnet schluckte, als sie spürte, wie ihre eigenen Brustwarzen sich unerklärlicherweise zusammenzogen.
    Die Frau auf dem Tisch bewegte die Lippen zum Gesang und schlug mit dem Kopf von einer Seite zur

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