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Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mallory
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François lachend. »Gloucester und seine Geliebte haben einige interessante Bekannte.«
    »Wer ist das?«
    »Der da mit der hohen Stirn und der ausgesprochen großen Nase ist ein berühmter Alchemist aus Oxford«, sagte François. »Gloucester ist ein großer Förderer von Philosophen und Künstlern.«
    »Ist Alchemie nicht auch eine Kunst? Die Kunst der Täuschung?«
    »Aye, die verwandeln dein Silber in ihr Gold«, sagte François. Beide lachten.
    »Der Mann mit dem Spitzbart neben Eleanor ist Roger Bolingbroke, ein Oxforder Sterndeuter«, sagte François. »Und der daneben ist Thomas Southwell, ein Arzt und Kanoniker von Saint Stephen’s Chapel hier im Westminster-Palast. Und der Letzte, der aussieht wie ein Wiesel, ist John Hume, ein Schreiber in Gloucesters Diensten.«
    Es überraschte Jamie nicht, dass François jeden kannte. Falls François jemals an die Küste eines fremden Landes gespült werden sollte, würde er binnen einer Woche die Hälfte der Verbrecher kennen und an die Tafel des Königs eingeladen werden.
    »Gloucester und seine Geliebte haben eine Schwäche für alle alten mystischen Künste.« François beugte sich näher zu ihm. »Ich habe gehört, sie verkehren sogar mit Nekromanten.«
    »Mit Geisterbeschwörern? Das ist nicht dein Ernst.«
    Mit einer nur allzu vertrauten Geste zog François eine Augenbraue hoch und zuckte mit den Schultern.
    »Du bist deiner Zwillingsschwester viel zu ähnlich«, sagte Jamie. »Das ist unangenehm.«
    »Solange es dich nur verärgert, statt den Wunsch in dir zu wecken, mich zu küssen«, sagte François und spitzte die Lippen.
    »Gütiger Gott, François!« Jamie knuffte ihn fest in den Arm.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Jamie, dass Eleanor rasch aus dem Saal schritt und sich dabei flüchtig umsah, als hoffte sie, dass niemandem auffiele, dass sie ging. Einer der Kirchenmänner, mit denen sie gesprochen hatte, schien quer durch den Saal einen Blick mit jemandem zu tauschen. Dann verließen auch die vier Kirchenmänner in rascher Folge den Saal.
    François fluchte leise vor sich hin. Jamie vergaß die Kirchenmänner, als er François’ Blick zu Linnet folgte. Sie war von einem Kreis Männer umgeben, so wie es aussah wohlhabende Händler. Vor seinen Augen nahm sie den Arm eines kleinen, wohlbeleibten Mannes in einer orange-violetten Brokattunika mit passenden Beinlingen, bei deren Anblick Jamies Augen schmerzten.
    »Nicht der Ratsherr«, murmelte François. »Ich schwöre, sie bringt mich noch um …«
    Jamie wusste, dass er nicht fragen sollte, aber er konnte nicht anders. »Weshalb machst du dir dieses Mal Sorgen?«
    »Sie hat sich in den Kopf gesetzt, den Mann zu finden, der unseren Großvater in den Ruin getrieben hat.«
    »Was will sie tun, wenn sie ihn gefunden hat?«
    »Glaub mir, das willst du nicht wissen«, antwortete François, bevor er sich durch die Menschenmenge drängte, um seine Schwester von ihrem Vorhaben abzubringen.
    Linnet hatte normalerweise keine Probleme damit, Männern Informationen zu entlocken. Doch jeder Kaufmann, den sie heute ansprach, wich ihren Fragen aus. Das spürbare Unbehagen ihrer Gesprächspartner bestärkte ihre Vermutung, dass sie ihrem Ziel näher kam. Wer auch immer hinter dem Ruin ihres Großvaters steckte, war jemand, den die anderen nicht verärgern wollten.
    Selbst dieser Drache, Mistress Leggett, schien Angst vor ihm zu haben. Sie ergriff Linnets Arm und zog sie in eine dunkle Nische hinter einer Säule.
    »Ich bitte Euch, Mädchen, nutzt das bisschen Verstand, das Gott Euch gegeben hat«, wisperte die Frau. »Weckt keine schlafenden Hunde.«
    »Mein Großvater wurde bestohlen«, sagte Linnet und riss sich von den riesigen, fleischigen Händen der Frau los. »Ich verspreche Euch, dass ich Gerechtigkeit für ihn erwirke.«
    »Würde Euer Großvater sehen wollen, wie Euer Leichnam die Themse hinuntertreibt?«, fragte Mistress Leggett, ihre Wangen hingen schlaff herunter. »Ich warne Euch ihm zuliebe, denn er war ein guter und ehrlicher Mann: Lasst die Finger davon.«
    »Wenn Euer Ehemann noch lebte, würde er mir helfen.«
    »Ihr habt keine Ahnung, Mädchen«, sagte die Frau. »Mein Mann war an dem schrecklichen Komplott beteiligt. Aber als sie vorhatten, Euch und Euren Bruder in ihre Gewalt zu bringen, musste er etwas unternehmen.«
    Konnte sie sich in Leggett getäuscht haben? Sie erinnerte sich an den Gehstock, der auf die Bodendielen vor dem Bett hämmerte, während ein Mann rief: »Wo sind die Kinder?« Der Stock

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