Mein geliebter Ritter
anderen. Ein tiefrotes Rinnsal bahnte sich auf der glänzenden Haut seitlich der Brust der Frau hinab seinen Weg.
Der Gesang wurde lauter und beharrlicher, als der Wolfsmann wieder die Fingerspitzen in die Schüssel tauchte. Dieses Mal tröpfelte er die Flüssigkeit auf die empfindsame Region zwischen den Schenkeln der Frau. Dreimal wiederholte er das Ritual. Mit jedem Mal wurde der Gesang, ein uraltes Lied aus heidnischen Zeiten, lauter.
Linnet stieß den Atem aus, als eine der fellbekleideten Gestalten vortrat, um dem Wolfsmann die Schüssel abzunehmen. Aber es war noch nicht vorbei. Der Wolfsmann beugte sich über die Frau und senkte sein maskiertes Gesicht zu ihrer Brust, wo er den Wein hingetröpfelt hatte. Die Frau stöhnte, als er ihre Brustwarze saugend küsste.
Während er den Mund zu ihrer anderen Brust senkte und diese küsste, wurde der Gesang wieder lauter, bis er durch Linnets Körper pulsierte. Die Bewegungen der Tänzer waren wild, ein Wirbeln und Springen, das unheimliche Schatten an die Wände warf.
Linnet hielt den Atem an, als der Wolfsmann die Knöchel der Frau umfasste. Dann löste er die Füße der Frau voneinander, wie Linnet es geahnt hatte, und beugte sich hinab, um den letzten Kuss zwischen ihre Schenkel zu platzieren. Dabei warf die Frau den Kopf von einer Seite auf die andere und stimmte in den Gesang ein.
Maria Muttergottes, stehe mir bei. Maria Muttergottes, stehe mir bei. Linnet betete, obschon sie wie festgenagelt am Boden kauerte, unfähig, den Blick von der Szene vor ihr zu wenden. Sie war entsetzt, und gleichzeitig war da ein dumpfes Ziehen zwischen ihren Schenkeln. Es war, als werde sie von einer urzeitlichen Kraft festgehalten, die sie nie mehr loslassen würde.
Dann richtete sich der Mann plötzlich auf und warf das Wolfsfell auf seinen Rücken, indem er die Arme weit ausbreitete. Er war darunter nackt, und sein erigiertes Glied reckte sich in die Höhe. Linnet keuchte und rappelte sich endlich auf die Beine.
Doch dann richteten sich die Augen hinter der Wolfsmaske plötzlich auf sie und erwiderten ihren Blick, als habe er die ganze Zeit gewusst, dass sie dort kauerte und zusah. Ihr Herz pochte im Rhythmus des donnernden Gesangs in ihren Ohren. Der Wolfsmann hielt seine Augen weiterhin fest auf sie gerichtet, während er die Schenkel der Frau umfasste und mit einem heftigen Stoß in sie eindrang.
Linnet schrie und rannte blind in die Dunkelheit. Eine Hand hielt sie ausgestreckt und ertastete sich damit ihren Weg durch den Tunnel. Der Gesang verfolgte sie, hallte von den Wänden wider und umgab sie von allen Seiten.
Maria Muttergottes, stehe mir bei. Maria Muttergottes, stehe mir bei.
Endlich erblickte sie ein schwaches Licht weit über sich. Sie stellte sich vor, wie die maskierten Dämonengestalten sie jagten, nach ihren Füßen griffen, doch sie schaute sich nicht um. Angst schnürte ihr die Kehle zu, während sie die Stufen hinaufstolperte, dem Licht entgegen.
12
Nach einem Geheimtreffen mit dem Bischof nebenan in Westminster Abbey kehrte Jamie in den Palast zurück. Er war der Politik überdrüssig. Fest entschlossen zu fliehen, mied er den großen Saal, der noch immer voller Menschen war, und lenkte seinen Schritt in Richtung Privatpalast. Die meisten Gäste Gloucesters waren Londoner und würden heute Abend in ihre eigenen Häuser zurückkehren. Deshalb war der Gästeflügel fast leer und zum Glück still.
Als er sich seinem Gästezimmer näherte, durchbrach das Klacken rennender Schritte die Stille. Mit der Hand am Heft seines Schwertes folgte er dem Geräusch zur nächsten Ecke – und sah Linnet. Sie blickte über die Schulter und rannte genau in ihn hinein.
»Aahhh!« Linnet stieß einen markerschütternden Schrei aus, als er sie auffing.
Ihre Pupillen waren so groß wie Untertassen, und ihr Brustkorb hob und senkte sich mit hektischen Atemzügen, als hätte sie sich fürchterlich erschreckt. Sie war unsagbar schmutzig.
»Linnet, was ist passiert?«
Sie öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, doch dann schüttelte sie bloß den Kopf.
Mit größter Mühe gelang es ihm, seine Stimme ruhig zu halten. »Bist du verletzt?«, fragte er.
Als sie wieder den Kopf schüttelte, entspannte er sich ein wenig.
»Komm, mein Zimmer ist gleich hier.« Er legte ihr den Arm um die Schulter und führte sie zur Tür. »Wir machen dich erst einmal sauber und suchen dann François.«
Ihr Kopfputz saß schief, und ein Dutzend kleiner Zöpfe hatte sich gelöst und
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