Mein geliebter Ritter
sie wandern und wünschte sich, sie wäre in der Stimmung, zu ihm ins Bett zurückzukehren. Innerlich aufseufzend, sah er ihr zu, wie sie splitternackt durch das Zimmer marschierte und seinen Umhang vom Haken an der Tür nahm. Ihre Augen sprühten Funken, als sie sich umdrehte und sich eng darin einwickelte.
Linnet war definitiv nicht in der Stimmung, noch einmal mit ihm zu schlafen. Trotzdem hatte er allen Grund, zufrieden zu sein. Ihre Wut war ein sehr gutes Zeichen.
Er verbarg sein Lächeln vor ihr, während er sich ankleidete. Dann nahm er das Handtuch, das sie vorhin benutzt hatten, und fing an, den Schmutz von ihren Schuhen zu putzen. Gütiger Gott, wo war sie nur gewesen? Die Schuhe rochen nach Fluss.
Er gab sich größte Mühe damit, dann kniete er sich neben sie. »Gib mir deinen Fuß.«
Sie riss ihm ihre Schuhe aus den Händen und ging zur Tür. »Lass uns gehen.«
»Linnet«, sagte er und ergriff ihren Arm, »was ist passiert, bevor wir …«
»Nichts ist heute Nacht passiert.« Sie drehte sich um und blickte ihm in die Augen, um sicherzugehen, dass er begriff, was sie damit sagen wollte. »Nichts von Bedeutung.«
Als sie vor ihm zur Tür hinausstürmte, hörte er sie vor sich hin murmeln: »Du Scheißkerl.«
Jamie ging mit ihr den Korridor hinunter. Er war sich seiner Sache mehr als sicher. Er hatte Linnet genau dort, wo er sie haben wollte. Ha! Sie würde es keinen Tag aushalten, bevor sie wieder in sein Bett gekrochen käme.
Er würde sich Zeit nehmen und so tun, als habe er keine Pläne für die Zukunft. Früher hatte er den Fehler gemacht, sie zu bedrängen und ihr genau zu sagen, was er wollte. Dieses Mal würde er sich einen Weg in ihr Herz bahnen, bis sie sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen konnte.
Es war wie eine Belagerung. Dafür brauchte man Geduld. Ständige Bombardierungen halfen, dachte er lächelnd. Irgendwann waren die Mauern überwunden, und das Tor öffnete sich.
Beim Barte der heiligen Wilgefortis, sie würde ihm gehören. Linnet würde nicht einmal wissen, wie es passiert war. Doch wenn das alles hier vorüber war, dann wollte Jamie ihr Liebhaber und ihr Ehemann sein.
13
Linnet saß auf dem Fenstersitz in ihrem privaten Salon, die Knie angezogen und das Kinn auf die Arme gelegt, und dachte verträumt an die vergangenen drei Tage und Nächte. Sie seufzte tief und fühlte sich zufriedener als jemals zuvor.
Als Jamie am Morgen nach ihrem Streit zu ihr gekommen war, hatte sie ihm die Tür vor der Nase zuknallen wollen. Doch irgendwie … konnte sie es nicht tun.
Sein Anblick hätte das Herz einer Nonne zum Schmelzen gebracht. Mit seinen Augen, die die Farbe dunkelblauen Samtes hatten und in starkem Kontrast zu seinem dunklen Haar standen, mit den geradezu gemeißelt wirkenden Linien und Flächen seines Gesichtes, verfügte Sir James Rayburn über eine Attraktivität, die selbst gestandene Matronen dazu brachte, sich auf der Straße nach ihm umzudrehen.
Seit ihrem sechzehnten Lebensjahr hatte sie eine Schwäche für Jamie Rayburn, und das würde sich wahrscheinlich nie ändern. Es war etwas Solides, Vertrauenerweckendes an Jamie, das sie noch mehr anzog als sein Äußeres. Er prahlte nie, doch er bewegte sich mit einer Selbstsicherheit, die deutlich machte, dass er sich vor keinem Kampf fürchtete und dass er immer die gute Seite wählen würde, egal wie die Chancen auch standen.
Als sie ihn also in ihrer Tür stehen sah, löste sich die Wut, die in ihrer Brust getobt hatte, in Luft auf. Sie hätte sich von seiner Anmaßung beleidigt fühlen müssen, da über seiner Schulter ganz selbstverständlich ein Beutel mit den Habseligkeiten hing, die er für eine Übernachtung bräuchte. Stattdessen hatte sie seine unmissverständliche Botschaft befriedigt: Jamie war zu ihr gekommen, um zu bleiben.
Ihre Haut hatte gekribbelt, als Jamies Blick vom Scheitel bis zur Sohle über sie wanderte. Dann hatte er ohne ein weiteres Wort die Tür hinter sich zugezogen, ihr Handgelenk ergriffen und war mit ihr die Treppe hinaufgestürmt. Sie protestierte mit keinem Wort. Mit einem untrüglichen Instinkt war Jamie an einigen Zimmern vorbeigegangen und hatte sie direkt in ihr Schlafzimmer geführt.
Ihr Herz hatte heftig in der Brust geschlagen, als er sie in die Arme riss und, an die Innenseite der Schlafzimmertür gepresst, leidenschaftlich küsste. Bald waren sie auf den Boden gefallen. Bei diesem ersten Mal hatten sie es nicht bis zum Bett geschafft.
Drei Tage später hatte sie
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