Mein geliebter Wuestenprinz
es Ihnen‘ wäre gewesen: ‚ Zein al-Hamdulillah – Danke, gut ‘“, sagte die Ärztin. „Mir ist klar, dass Sie unsere Sprache nicht sprechen. Aber wenn Sie begonnen haben, sich für die Falknerei zu interessieren, sollten Sie vielleicht auch die Sprache der Beduinen lernen. Sie sind schließlich die Vorfahren der Emire von Zayed. Finden Sie nicht?“
Jayne war überrascht über die direkten Worte und wusste nicht, was sie erwidern sollte. Sie konnte der Frau ja kaum mitteilen, dass Tariq und sie bald geschieden sein würden, auch wenn das Scheidungsdatum ihr mittlerweile immer gleichgültiger wurde …
„Ich habe versucht, Arabisch zu lernen, als ich vor fünf Jahren das erste Mal hierherkam“, gestand Jayne. „Es war so schwierig. Außerdem dachte ich, wir würden nicht in Zayed leben.“ Sie war so naiv gewesen. Erst nach einer Weile hatte sie begriffen, dass Tariq das Amt seines Vaters übernehmen würde. Jayne hatte sich von einem Leben in London, das sie sich so wundervoll ausgemalt hatte, verabschieden müssen. Außerdem war es kompliziert gewesen, jemanden zu finden, der sie in der Sprache unterrichtete. Niemand hatte etwas mit einer Frau zu tun haben wollen, die der Emir ablehnte.
Jayne war nie willkommen gewesen.
Und Tariq war zu beschäftigt, um es zu merken.
Sie fand damals keine Freunde, konnte kein soziales Netz aufbauen. Und ihr Ehemann war nur selten zu Hause, weil sein Vater dafür sorgte, dass er von einem Staatsbesuch zum nächsten, von einer Besprechung zur nächsten reiste. Jayne dagegen blieb allein in Zayed zurück, den Intrigen ausgeliefert, allein und unglücklich.
Der einzige Mensch, der freundlich zu ihr gewesen war, war Roger. Er hatte sich als Buchrestaurator um die Folianten und Erstausgaben in der Bibliothek des Emirs gekümmert. Doch am Ende hatte diese harmlose Freundschaft Jaynes Ehe zerstört.
Aber das alles konnte sie Dr. Jirah nicht sagen.
„Ich habe gehört, dass Sie versucht haben, Arabisch zu lernen, aber schnell wieder aufgegeben haben.“
„Es war ein Teufelskreis“, gab Jayne zu. „Weil ich nicht so gut sprach, habe ich mich vor dem Emir blamiert. Und dann war ich zu feige, es noch einmal zu versuchen.“
Farrah winkte ab. „Wen interessiert, was der Emir denkt. Sie sollten an Ihren Ehemann denken, meine Liebe. Es ist nicht so wichtig, dass sie flüssig und grammatikalisch richtig sprechen. Hauptsache, Sie sprechen überhaupt. Das zeigt Ihren guten Willen. Und bald finden Sie Freundinnen, von denen Sie rasch mehr lernen werden. Von mir zum Beispiel.“
„Wirklich?“
„Aber mit Vergnügen. Deshalb bin ich hier.“ Die Ärztin lächelte ihr aufmunternd zu. „Außerdem habe ich noch ein anderes Anliegen, aber das kann warten.“
„Damals habe ich Einladungen immer abgelehnt, weil ich mich ja nicht unterhalten konnte. Bald kamen dann auch gar keine mehr“, bekannte Jayne.
„Es lag sicher nicht daran, dass man Sie nicht einladen wollte. Wenn Sie jedoch bereits einmal abgelehnt haben, fürchtete man wahrscheinlich, dass Sie auch ein zweites Mal Nein sagen würden. Das gilt bei uns als grob unhöflich. Ich vermute, man wollte Sie nicht in diese unangenehme Situation bringen.“
„Oh.“ Das warf ein ganz neues Licht auf die Sache. Jayne hatte geglaubte, dass die Leute sie einfach nicht mochten. Wie dumm ich war, dachte sie kopfschüttelnd. Wie naiv.
„Es ist übrigens sehr hilfreich, wenn man sich ein Hobby zulegt“, fuhr Farrah fort. „Wenn die Männer ihren Geschäften nachgehen, verbringen die Frauen oft den Abend gemeinsam.“
„Und was ist Ihr Hobby?“, fragte Jayne.
„Ich stricke Babyschühchen für die Kinder, die ich zur Welt bringe. Es gibt ziemlich viele davon.“ Sie lächelte. „Und manchmal ist die Gesellschaft ziemlich langweilig. Deshalb hoffe ich, dass wir beide Freundinnen werden könnten.“
„Wo waren Sie bloß, als ich das erste Mal nach Zayed kam?“, beschwerte sich Jayne scherzhaft. Sie wünschte, sie hätte diese sympathische Frau schon damals kennengelernt.
„Ich habe in einer Klinik in London gearbeitet, um meine Ausbildung abzuschließen.“
„Na gut“, meinte Jayne. „Ich überlege mir etwas, um nicht ständig Däumchen zu drehen. Vielleicht sollte ich sticken lernen. Das wollte ich immer schon.“ Sie konnte ihrer neuen Freundin natürlich nicht sagen, dass sie bald abreisen und Zayed für immer verlassen würde.
„Gut“, erwiderte Farrah amüsiert. „Wissen Sie, warum ich auch gekommen bin?
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