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Mein glaeserner Bauch

Mein glaeserner Bauch

Titel: Mein glaeserner Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Hey
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Ultraschalluntersuchung. Überprüft werden hier die Herzaktivität, die Lage und die zeitgerechte Entwicklung des Kindes.
    Manche Frauen entscheiden sich für die Schwangerenvorsorge durch eine Hebamme statt durch einen Arzt oder eine Ärztin in einer gynäkologischen Praxis. Denn auch Hebammen können Blut abnehmen, den Urin auf Eiweiß und Zucker untersuchen, die Lage des Kindes kontrollieren und Herztöne abhören. Und sie nehmen sich Zeit für Gespräche, die erst die besondere Qualität einer umfassenden Betreuung ausmachen, denn soziale, emotionale und psychische Faktoren können, neben medizinischen Aspekten, durchaus Einfluss auf das Geschehen während der Schwangerschaft haben.
    Viele Frauen – auch ich gehörte dazu – wissen nicht einmal, dass sie einen Anspruch auf umfassende Hebammenhilfe haben. Wissen nicht, dass sich die Zuständigkeit der Hebamme dem Gesetz nach von der Feststellung der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit erstreckt. Faktisch sichert der Gesetzgeber in Deutschland jeder Frau das Recht auf Hebammenhilfe zu. Hebammen können normale Schwangerschaftsverläufe und Geburten auch in eigener Verantwortung begleiten, ohne dabei einen Arzt hinzuziehen zu müssen.
    Kombinierte Modelle, das heißt Schwangerenvorsorge durch Arzt und Hebamme, sind ebenfalls möglich. Da Hebammen jedoch keinen Ultraschall durchführen, ist die Hinzuziehung eines Arztes bei Risikoschwangerschaften sogar Pflicht. Sowohl die Hebamme als auch der Arzt werden von der Krankenkasse bezahlt. Bei Auffälligkeiten in der Schwangerschaft überweist dann die Hebamme in die Facharztpraxis.
    Viele Hebammen sehen die Zunahme der medizinischen Prozeduren und die Technisierung der natürlichen Vorgänge in der Schwangerschaft und bei der Geburt durchaus kritisch. Nach ihrer Einschätzung wird ein Großteil der Frauen damit verunsichert und erlebt sich, unbegründet, als risikoschwanger.
    Gestützt auch durch weltweite Forschungsergebnisse, setzt sich der Bund Deutscher Hebammen deswegen dafür ein, dass die derzeitige Dominanz der Technik in der Geburtshilfe durch ein sachgerechtes Zusammenspiel von Hebammen und Medizinern ersetzt wird. 23

F ür den Ultraschalltermin muss ich, wie immer, lange im Wartezimmer ausharren. Die Ärztin ist eine bekannte Gynäkologin, ich bin Kassenpatientin und kein Notfall. Die pastelligen Bilder an den Wänden des hellen Raums hat jemand sorgsam ausgewählt. Besonders auffällig ist jedoch ein Keine-Angst-vor-Falten-Poster, mit dem sich die Ärztin als Expertin für Anti-Aging-Verfahren empfiehlt. Ich kann mir nicht vorstellen, davon jemals Gebrauch zu machen. Aber ich teile ja auch nicht ihre Ansicht, dass Frauen in den Wechseljahren Hormone nehmen sollten, weil die Natur nicht vorgesehen habe, dass wir danach überhaupt noch weiterleben.
    Meine Ärztin ist eine attraktive Frau, jenseits des Klimakteriums, die ihr Alter geschickt überspielt. Mit ihren kupferrot gefärbten Haaren ist sie eine imposante Erscheinung, besonders wenn sie, mit seitwärts gestellten schlanken Beinen, von ihrem Drehstuhl aus lächelnd doziert, und ich selbst, wie eine Käthe-Kruse-Puppe mit den Füßen baumelnd, vor ihr auf der Untersuchungsliege sitze. Nie habe ich sie im weißen Kittel erlebt. Meistens trug sie kniekurze Chanelkostüme und auffällig großen Ohrschmuck.
    »Da liegt Ihr Kind in seiner ganzen Schönheit«, sagte also die Ärztin, als ich mit entblößtem Unterleib wieder auf ihrer Behandlungsliege lag. Sie hatte kühles Gel auf meiner Haut verteilt, und jetzt glitschte der Schallkopf in ihrer Hand auf meinem Bauch hin und her. »Babyfernsehen« hatte eine Kollegin lachend die Möglichkeiten der Sonographie genannt, als ich die Redaktion verließ.
    Die Hektik im Büro war in diesem Moment weit weg und ich bemerkte zufrieden, wie entspannt ich war. Was für ein wunderbares Gefühl, mir Leon in meinem Bauch vorzustellen! Die Ärztin schallte ruhig und konzentriert. Nur ein leichtes Klicken verriet, dass sie erste medizinisch relevante Messpunkte gefunden hatte.
    Wie sah unser Kind jetzt aus, wie viel war es gewachsen? Was musste ich tun, damit es ihm gut ging? Oder was sollte ich besser lassen? Könnte es ihm schaden, dass mein Blutzuckerspiegel manchmal unregelmäßig war? Der Termin für den Blutzucker-Belastungstest war schon vereinbart. Was konnte ich sonst noch tun, um Gefahren von meinem Kind abzuwenden? Ich würde mich mit der Gynäkologin beraten und mich auf ihre Erfahrung verlassen, wie der

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