Mein glaeserner Bauch
Schwangerenvorsorge übertragen werden, auf das immer gleiche psychische Grundbedürfnis zurückführen. Ein Grundbedürfnis, für das in traditionellen Gesellschaften eigene Rituale entwickelt wurden, um unkontrollierbare Mächte zur beschwichtigen.
Auch die Ethnologin Angelica Hensel betrachtet die Pränataldiagnostik als ein Ritual in der Schwangerenvorsorge, das für viele Frauen von Anfang an selbstverständlich ist. Einst begleiteten weise Frauen die Schwangere, sagten ihr, was sie tun oder lassen muss und wie sie sich schützen kann. Heute hat der Arzt oder die Ärztin diese Rolle übernommen. Und wenn die Schwangerschaft gut ausgeht, ja, dann hat der Abwehrzauber doch gewirkt.
MUTTERPASS
BUNDESAUSSCHUSS DER ÄRZTE UND KRANKENKASSEN
HINWEISE FÜR DIE SCHWANGERE
Schwangerschaft und Geburt sind natürliche Vorgänge und stellen keine Krankheit dar. Manchmal können sie allerdings mit einem erhöhten Risiko für Mutter und Kind belastet sein. Eine sorgfältige Schwangerschaftsbetreuung hilft, einen großen Teil dieser Risiken zu vermeiden oder rechtzeitig zu erkennen, um Gefahren abzuwenden.
Voraussetzung dafür ist jedoch Ihre regelmäßige Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen!
Die in Ihrem Mutterpass aufgeführten Untersuchungen dienen der Gesunderhaltung von Mutter und Kind und entsprechen langjähriger geburtshilflicher Erfahrung und modernen medizinischen Erkenntnissen.
Dieser Mutterpass enthält die während der Schwangerschaft erhobenen wichtigen Befunde. Er wird Ihnen nach jeder Vorsorgeuntersuchung wieder mitgegeben. Die Angaben im Mutterpass dienen der Information von Arzt und Hebamme sowie Ihrer und Ihres Kindes Sicherheit.
Der Mutterpass ist Ihr persönliches Dokument. Sie allein entscheiden darüber, wem er zugänglich gemacht werden soll. Andere (z. B. Arbeitgeber, Behörden) dürfen eine Einsicht nicht verlangen.
Bitte:
Nutzen Sie die Ihnen gebotenen Möglichkeiten, um sich und Ihrem Kind Sicherheit zu verschaffen!
Vergessen Sie nicht, dieses Heft zu jeder ärztlichen Untersuchung während der Schwangerschaft, zur Entbindung und zur Untersuchung des Kindes mitzubringen!
Lassen Sie sich helfen, wenn Sie Sorgen haben!
Beraten Sie sich mit Ihrem Arzt und befolgen Sie seine Ratschläge! 21
Ich stelle nicht grundsätzlich die Schwangerenvorsorge infrage, denn manche Gefährdung des ungeborenen Kindes und auch der werdenden Mutter kann durch rechtzeitiges Erkennen verringert werden. Schwangerschaft ist keine Krankheit. Aber einige Erkrankungen können besser behandelt werden, wenn man sie frühzeitig entdeckt. Schwangerschaftsdiabetes gehört dazu oder auch eine gefährliche Blutarmut beim Fötus, weil eventuell eine Blutgruppenunverträglichkeit mit der Mutter besteht.
Selbst ein Flüssigkeitsstau in den Nieren oder im Gehirn des Fötus und Fehlbildungen im Magen-Darm-Trakt sind in besonders spezialisierten Krankenhäusern, den sogenannten perinatalen Zentren, gegebenenfalls schon vor der Geburt behandelbar. Perinatale Zentren halten neben der geburtshilflichen Abteilung eine angeschlossene Neugeborenen-Intensivstation bereit. Nur in äußerst seltenen Fällen ist jedoch ein chirurgischer Eingriff im Mutterleib möglich. Denn die Gefahr, dass es dabei zu einer Fehl- oder Frühgeburt kommt, ist groß.
Es ist üblich, mit Hilfe von Ultraschall die zeitgerechte Entwicklung des Ungeborenen zu beobachten oder auch nach besonderen Auffälligkeiten zu schauen. Dies kommt Kindern und Müttern durchaus zugute. Wenn zum Beispiel vorgeburtlich bereits ein angeborener Herzfehler bei ihrem Kind diagnostiziert wurde, ist die Schwangere für die Entbindung in einer Spezialklinik besser aufgehoben, weil das Neugeborene dort von Fachleuten besser versorgt werden kann. Doch all dies sind eher Ausnahmen.
Obwohl die meisten Schwangerschaften unauffällig verlaufen und die Kinder gesund zur Welt kommen, werden bis zu drei von vier Frauen in Deutschland als Risikoschwangere eingestuft. Frühere Krankheiten der werdenden Mutter, Probleme, die bei vorhergehenden Schwangerschaften aufgetreten sind, oder auch Komplikationen im Verlauf der jetzigen Schwangerschaft spielen dabei eine Rolle. Auch wenn die Patientin älter ist als vierunddreißig, gilt sie automatisch als Risikoschwangere. Die Liste der möglichen Risiken ist im Laufe der Jahre immer länger geworden, wenn auch viele der Ursachen selten vorkommen.
Durch eine intensivere Vorsorge und engmaschigere Kontrollen sollen die Risiken minimiert werden, wenn
Weitere Kostenlose Bücher