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Mein Herz in Deinen Händen

Mein Herz in Deinen Händen

Titel: Mein Herz in Deinen Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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hat, hat keiner für richtig gehalten.«
    Er zog eine Augenbraue hoch, als überrasche der Gedanke ihn. »Es war ihr egal, was die anderen dachten.«
    »Nein.« Pepper betrachtete sich in dem vergilbten, verzogenen Spiegel über der Frisierkommode. Ihr Gesicht war verzerrt, die Stirn zu breit, das Kinn zu schmal, die haselnussbraunen Augen übergroß und ungläubig. Zum ersten Mal, seit sie den Schuss gehört hatte, der Otto Bjerke getötet hatte, schwand ihre Angst, und eine bittere Trauer erfasste sie.
    »Du konntest es nicht wissen.« Es war eine Feststellung, doch es klang wie eine Frage.
    Die Welt war aus den Fugen, aus der Achse geworfen, wegen General Napiers Verbrechen, Mrs Dreiss’ Tod und dem Mann, der hinter ihr stand, so vertraut und doch so fremd. Ihre Blicke trafen sich im Spiegel. »Nein.«
    Er hatte einen Ausdruck im Gesicht, einen Zug um die Lippen, als wisse er nicht, ob er ihr glauben konnte. »Ich bin in der Küche, falls du mich brauchst.«
    Er ließ sie allein, damit sie weinen konnte, wie sie vermutete, aber der Schmerz war zu neu. Zu schockierend. Sie konnte nicht weinen. Sie konnte nicht einmal fühlen. Neun Jahre lang hatte sie geglaubt, einen Platz zu haben, an den sie zurückkehren konnte, wenn sie es zu etwas gebracht hatte, und einen Menschen, vor dem sie mit ihrem Erfolg prahlen konnte, und der darüber glücklich sein würde. Sie hatte es tausend Mal in Gedanken durchgespielt.
    Sie würde in einem riesigen Auto vor der Ranch vorfahren – einem Mercedes, einem BMW, nein, sie würde in einem Helikopter einfliegen – Geschenke bringen, und Mrs Dreiss’ Augen würden vor Stolz leuchten. Mrs Dreiss würde sie auch nicht ausschimpfen, weil sie ausgerissen war. Mrs Dreiss war eine überzeugte Verfechterin von »Vergessen und vorbei«. Während des Jahres, das Pepper bei ihr verbracht hatte, hatte sie ihr mehr als einmal gesagt, dass sie nicht zurückblicken soll, die Zukunft lag vor ihr. Lange, bevor Pepper General Napier und ihre Grundsätze entdeckt hatte, hatte sie Mrs Dreiss und deren gesunden Menschenverstand erlebt.
    Mrs Dreiss hatte nach ihren Überzeugungen gelebt. Sie hätte niemals jemanden hintergangen. Nicht wie dieses Miststück, diese Mörderin Napier.
    Pepper ging ans Bett und betrachtete das Muster des Quilts.
    Anstatt im Triumph war sie zurückgekehrt, weil sie eine Zuflucht brauchte, und sie war sicher gewesen, hier ein Zuhause zu haben, in das sie sich flüchten konnte, wenn das Leben zu kompliziert wurde.
    Ihre Zuflucht existierte nicht mehr. Mrs Dreiss war fort, und Pepper blieb nur die bittere Erkenntnis, dass sie bekommen hatte, was sie verdiente. Kein Stolz, keine Hilfe, keine Liebe.
    Mrs Dreiss war fort.
    Pepper zog mit schmerzverzerrtem Gesicht die Stiefel aus. Sie krabbelte ungelenk auf das Bett, rollte sich auf dem Quilt zusammen, grub den Kopf in die Kissen und trauerte um die Frau, die einen rebellischen Teenager aufgenommen und ihm den Kopf zurechtgesetzt hatte. Mrs Dreiss hatte Pepper dazu gebracht, sich selbst anzusehen und zu entscheiden, ob sie sich ändern wollte – oder sterben.

4
     
    Dan ging auf die Veranda hinaus und bemühte sich, die Tür ganz leise zu schließen. Er fröstelte in seinem T-Shirt. Es war kalt draußen, wie immer bei Nacht so hoch in den Bergen. Er klappte seine Brieftasche auf und holte einen kleinen flachen Ohrhörer und ein Mikrofon heraus. Er ging in die Ecke der Veranda. Eine Million Sterne leuchtete hell auf ihn herab, keine Wolke und keine Luftverschmutzung trübten sie. Hier oben konnte ein Mann zum Himmel aufblicken und die Ewigkeit sehen – und gleichzeitig wissen, dass die Hölle hier auf Erden existierte.
    Er wusste es. Er hatte dort gelebt. Er lebte immer noch dort.
    Irgendwo dort am Himmel schwebte der Satellit, der seine Anrufe empfangen und an einen ganz bestimmten Ort weiterleiten würde, in ein ganz bestimmtes Büro, an ein ganz bestimmtes Telefon. Er drückte den Rufknopf und lauschte auf eine Serie aus Pfeif- und Summtönen.
    »Lieutenant Graham.« Colonel Donald Jaffes Stimme drang klar an sein Ohr, und obwohl es in Washington, D.C. zwei Stunden später war, hörte der Colonel sich wach an. »Gibt es irgendwelche Probleme?«
    »Ich habe einen Eindringling gestellt.« Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, ging Dan die Stufen hinunter zur Einfahrt. Er sah die Auffahrt entlang, an deren Ende die Garage lag und den Hügel hinunter zur Scheune. »Eine Frau, mit der ich als Teenager bekannt

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