Mein Herz schlaegt fur uns beide
doch an, nicht wahr?
Ich wusste wirklich nicht, was ich sagen sollte. Er hatte recht, es war lustig gewesen. Einmal, als wir alle zusammen unterwegs waren, hatte auch meine Mum diese blöde Strohhalmnummer gebracht. Nur hatte sie sich die Strohhalme in den Mund gesteckt, sodass sie zwei Vampirzähne aus Stroh hatte. Ich kicherte los, als mir einfiel, wie Laura so gelacht hatte, dass sie ihren Erdbeershake über den Tisch gespuckt hatte.
Dad hatte recht. Es war lustig, und was die anderen dachten, war mir egal. Es war mir total egal! An diesem Abend musste ich Rory die Gutenachtgeschichte vorlesen, weil Mum sich schon wieder mit Kopfschmerzen hingelegt hatte. Nachdem ich Dad, der in der Badewanne ein Buch las, Gute Nacht gesagt hatte, kroch ich wieder in Lauras Bett. Ich war fast eingeschlafen, als ich plötzlich das Gefühl hatte, dass ich nicht allein war.
Stimme: Das ist mein Bett.
Ich: Und?
Stimme: Jetzt schläfst du schon zum zweiten Mal in meinem Bett. Was ist denn mit deinem los?
Ich: Deine Decke ist weicher und … was spielt das denn überhaupt für eine Rolle, du brauchst es ja doch nicht mehr.
Stimme: Woher willst du das denn wissen?
Ich setzte mich ganz schnell auf, und obwohl kein Licht mehr brannte, konnte ich mich im Zimmer doch umsehen. Ich glaubte, einen Schatten oder so zu sehen. Ich knipste das Licht an. Aber da war nichts … keine Gestalt. Kein Schatten. Überhaupt nichts Gespenstisches. Ich schaltete das Licht wieder aus und legte mich aufs Bett, aber nach einer Weile überlegte ich mir die Sache anders, stand auf und ging in mein eigenes Bett.
Stimme: So ist es schon besser. Ach, und obwohl wir nicht mehr Geburtstag haben, alles Gute zu unserem Geburtstag.
Ich: Alles Gute zu unserem Geburtstag.
Stimme: Nacht.
Ich: Nacht, Laura.
In dieser Nacht träumte ich, dass Laura und ich gegen das fiese McDonald’s-Strohmonster kämpften. Aber in meinem Traum trug ich eine Augenklappe und Laura hatte keine glatten braunen Haare, sondern wilde rote Locken.
8. Kapitel
Am Montag war wieder alles ganz normal. Lexi kam zu spät in die Schule und Erin und Greta tauschten ihre superspeziellen glitzernden Schlüsselringe. Als Miss Cauber die Namen aufrief, versuchte ich, Lexi anzulächeln, aber sie sah nicht in meine Richtung, und dann klopfte Miss Cauber mit dem Bleistift auf den Tisch.
Miss Cauber: Jetzt alle mal zuhören. Gestern war für jemanden ein ganz besonderer Tag. Oder?
Miss Cauber sah mich an und meine Wangen wurden glühend rot.
Miss Cauber: Wollen wir dann alle ein verspätetes Geburtstagslied singen?
Das machen wir so auf St. Thomas. Wenn du Geburtstag hast, gehst du in der Klasse nach vorn, alle stehen auf, und dann singen wir »Happy Birthday«, ganz laut. Miss Cauber lächelte und zeigte auf mich.
Miss Cauber: Na komm schon, Emma.
Ich rührte keinen Finger. Gestern war nicht mein Geburtstag. Ich hatte einen neuen Geburtstag. Mein Geburtstag war am 5. Juli. Warum hatte meine Mum das Miss Cauber nicht gesagt? Jetzt sahen mich alle an, und ich merkte, wie mein Herz loshämmerte, wie immer, wenn ich nervös bin. Aber ich war eigentlich gar nicht nervös, ich war sauer. Ich wollte nicht, dass die anderen jetzt dieses blöde Geburtstagslied für mich sangen.
Miss Cauber: Geburtstagskind von gestern, komm her!
Aber noch ehe ich etwas sagen konnte, fingen die anderen alle mit »Happy Birthday« an, und aus irgendeinem Grund schienen sie diesmal ganz besonders laut zu singen. Miss Cauber klatschte dazu, und sogar Josh, der die schlimmste Singstimme auf der ganzen Welt hat, machte mit. Ich merkte, dass ich immer wütender wurde, und dann riss ich den Mund auf und brüllte mit der lautesten Stimme, die ich je benutzt hatte:
»Aufhören! Aufhören! Aufhören! Hört mit diesem blöden Lied auf. Gestern war nicht mein Geburtstag! Mein Geburtstag wird nie, nie, nie wieder am 1. März sein. Ich habe einen neuen Geburtstag. Ich habe einen nagelneuen Geburtstag. Am 5. Juli! Am 5. Juli! Am 5. Juli!«
Ich zitterte am ganzen Leib, und als ich mit Brüllen aufhörte, hatten die anderen sich alle wieder gesetzt.
Miss Cauber hatte ihren Bleistift fallen gelassen und starrte mich mit weit offenem Mund an. Sogar Mr Fincher, der in der Klasse gegenüber unterrichtete, kam nachsehen, was hier los war.
Ich blickte in die vielen Gesichter, die mich anstarrten. Alle sahen aus, als ob jemand gleich neben ihren Ohren in eine Riesentrompete geblasen hätte. Sie sahen richtig verängstigt aus, und es war
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