Mein Herz schlaegt fur uns beide
schön, dein Name ist der feinste Name auf der ganzen Welt. Ich muss das wissen, schließlich habe ich ihn ausgesucht, und deine Mum, na, deine Mum ist …
Ich umarmte Dad ganz fest und bohrte mein Gesicht in seine Seite. Ich liebe Dads Umarmungen, sie sind die besten Umarmungen auf der Welt, vor allem, wo Mum offenbar vergessen hat, wie eine Umarmung geht. Dad schaute auf mein Gesicht herunter und wischte mir mit einem Papiertaschentuch die Tränen von der Wange.
Dad: Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass du so traurig bist.
Ich weiß nicht, warum er das sagte, es war ja nicht seine Schuld. Dad machte nie etwas falsch, aber meine Mum schien aus irgendeinem Grund immer sauer auf ihn zu sein. Sie war sauer auf ihn, weil er so viel arbeitete, sie war sauer auf ihn, weil er nicht den Mülleimer ausleerte, und im vorigen Monat war sie total sauer auf ihn, weil er seinen Becher auf dem Badewannenrand hatte stehen lassen, so sauer, dass sie den Becher quer durch die Küche feuerte und er an der Wand zerbrach. Dad sagte nichts dazu. Er meinte nur, ich solle mit Rory nach oben gehen, und dann konnte ich hören, wie sie sich ewig über diese Sache stritten. Mum sagte immer wieder etwas über Laura, und Dad sagte immer wieder etwas über Geld, und am Ende sangen Rory und ich ein Froschlied, bis sie endlich aufhörten.
Dad schaute auf mich herunter und lächelte, sein Gesicht war total stachelig, und er hatte jede Menge Toastkrümel um den Mund.
Dad: Also, da morgen ein ganz normaler alltäglicher langweiliger Feld–Wald-und-Wiesen-Sonntag ist, willst du sicher nicht ins Kino gehen, bei McDonald’s essen und danach bei Oma vorbeischauen, oder?
Ich sprang vom Stuhl.
Ich: Doch, will ich! Ja, das will ich! Aber ohne Rory, bitte? Nur du und ich?
Dad: Möchtest du nicht sonst noch jemanden einladen?
Sonst noch jemanden, dachte ich, ich weiß niemanden, den ich einladen möchte, zu einem Es-ist-aber-gar-nicht-mehr-mein-Geburtstags-Ausflug. Dann ging mir auf, dass ich auch niemanden hatte, den ich zu meinem neuen Geburtstag im Juli einladen könnte, und da wurde mein Magen wieder so komisch. Ich: Nur wir, bitte.
Dad: Na gut. Nur wir beide.
Dad und ich hatten den schönsten Tag aller Zeiten, auch wenn es nur ein langweiliger alter Gar-nicht-mehr-richtig-mein-Geburtstag-Tag war.
Morgens gingen wir mit Rascoe spazieren, und das bedeutete: Wir mussten über die Brücke zum Park auf dem anderen Ufer. Rascoe freundete sich sofort mit einem anderen Hund an, der fast doppelt so groß war wie er, und die beiden jagten zusammen in den Wald. Meine Güte, dachte ich, sogar mein Hund findet leichter neue Freunde als ich.
Dann gingen wir ins Kino, und Dad kaufte den riesengrößten Becher Popcorn, den ich je gesehen hatte, aber als wir hineingingen, sah ich Greta und Lexi vor dem Süßigkeitenstand in der Schlange stehen. Ich gab mir große Mühe, mich unsichtbar zu machen, damit sie mich nicht entdeckten.
Nach dem Kino gingen wir über den Parkplatz, und obwohl ich von dem ganzen Popcorn total voll war, aß ich auch noch einen Hamburger, weil wir das wirklich nur alle paar Monate dürfen. Mum sagt: »Dieser Kram ist für niemanden gut. Da ist nichts Gesundes drin.« Aber ich sage dann immer: »Meine Güte, Mum, das soll ja auch nicht gesund sein, sondern lecker!«
Dad und ich setzten uns an ein Fenster und ich schlürfte an meinem Erdbeershake. Als ich wieder aufschaute, hatte mein Dad sich zwei Strohhalme in die Nase und einen in jedes Ohr gesteckt. Ich prustete los, aber dann sah ich Greta und Lexi am Tisch gegenüber sitzen, deshalb hörte ich sofort auf. Sie starrten uns an, und plötzlich hatte ich gar keine Lust, noch aufzuessen. Ich hatte nicht einmal Lust auf ein Eis, und für Eis hab ich sonst immer Platz, egal, wie voll ich bin.
Im Auto auf dem Weg zu Oma
Dad: Was ist denn los, Küken?
Ich sagte nichts, sondern starrte weiter aus dem Fenster.
Dad: Küken?
Ich: Nenn mich nicht so. Gackere ich vielleicht?
Dad: Nein.
Ich: Hab ich eine Menge Federn?
Dad: Nein.
Ich: Hab ich Angst vor Füchsen und schmecke ich lecker mit Kartoffelpüree?
Dad: Okay, okay, Miss Edwards! Was ist denn los mit dir?
Dad schaltete das Radio aus, und zuerst dachte ich, er würde mich zusammenstauchen, aber ich war wirklich sauer auf ihn und auf seine blöden Strohhalme.
Ich: Musste das mit den Strohhalmen sein? Musst du mich so blamieren?
Dad: Aber du hast es lustig gefunden, oder?
Ich: Na ja, schon, aber …
Dad: Nur darauf kommt es
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