Mein Herz schlaegt fur uns beide
Aber jetzt, meine edle Enkelin mit den perfekten Grübchen, ist es Zeit zum Schlafen, und wenn du ganz viel Glück hast, lese ich dir eine Gutenachtgeschichte vor.
Ich rannte zum Bett, zog die Decke beiseite und wartete. Ich konnte mich nicht erinnern, wann mir zuletzt jemand etwas vorgelesen hatte. Immer, immer las ich nur für mich.
Als Opa dann endlich kam, setzte er sich aufs Bett. In der Hand hielt er ein alt aussehendes Buch, das ich wirklich noch nie gesehen hatte. Es hieß Tom Flemming und das gemalte Meer . Auf dem Einband war ein riesiges Segelboot und hoch oben auf einem der Segel stand ein Junge mit einer Augenklappe. Ich wollte Opa schon von Lexi erzählen, als er eine winzige Brille aufsetzte und das Buch aufschlug. Und sowie er den ersten Satz gelesen hatte, war ich mit Tom Flemming in seinem verzauberten Boot auf See, ich konnte die salzige Seeluft riechen, ich konnte die Möwen schreien hören, und obwohl ich Höhenangst hatte, war ich es, die auf das Hauptsegel kletterte. Ich konnte fast den Wind in meinen struppigen Haaren spüren.
Am nächsten Morgen hatte mein Dad die struppigen Haare und roch wie ein Anker von unten. Er lag noch immer in dem Möbelzauberbett, als ich zum Frühstück kam.
Ich: Puh! Wie siehst du denn aus, Dad?
Er zog sich die Decke über den Kopf und stöhnte.
Opa: Dein Dad ist ein bisschen spät ins Bett gekommen.
Opa reichte mir ein Glas Orangensaft.
Opa: Dein Dad hat einen Kater, hmmm?
Dad stöhnte, und als ich in sein Gesicht schaute, fand ich, dass er ziemlich krank aussah.
Opa: Dein Dad fühlt sich nicht so wohl, hmmm, James?
Opa schien plötzlich sehr laut zu reden.
Ich: Musst du dann heute früh ins Bett gehen?
Opa drehte sich zu mir um und lachte.
Opa: Ich glaube, das ist eine sehr gute Idee. Und ich glaube auch, dein Dad kann heute hierbleiben, wo er doch wirklich nicht gesund aussieht. Aber was machen wir so lange? Was würdest du gern unternehmen, Emma?
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich sah mich im Hausboot um und dann sah ich meinen stinkenden, stöhnenden Dad an.
Ich: Können wir einfach rausgehen? Rausgehen und die Gegend erforschen?
11. Kapitel
Mein erster Tag in Oxford begann wackelig. Wir wollten ja auf Entdeckungsreise gehen, aber vorher musste ich lernen, mit einem Erwachsenenrad zu fahren, ohne gegen Opas Lenker zu brettern. Ich fand es sehr schwer, die Gänge zu schalten, geradeaus zu fahren, zu sehen, was die anderen machten, und mir dabei ganz, ganz große Mühe zu geben, nicht über den Rand des Leinpfads in den Kanal zu schauen. Es war ganz schön schwer, das alles auf einmal zu schaffen.
Als mir mein Helm über die Augen rutschte, knallte ich von hinten gegen Opas Rad, und wir beide landeten aufeinander neben einer kleinen Brücke. Aber Opa war nicht sauer, und es tat auch nicht weh, deshalb lagen wir nur kichernd auf dem Boden.
Opa: Hast du denn zu Hause kein Fahrrad?
Ich hob mein Rad auf und zog den Riemen an meinem Helm fester.
Ich: Mum sagt, die sind gefährlich.
Wir stiegen wieder auf unsere Räder.
Opa: Na, hier sind wir in Oxford und hier fahren fast alle Rad.
Wir fuhren über die Brücke, vorbei an kleinen Häusern, und als wir nach links abbogen, sah ich, was er gemeint hatte. Da waren ganz viele Leute auf Fahrrädern. Hunderte!
Die Leute fuhren auf Rennrädern und auf Mountainbikes, aber viele hatten auch einfach solche Räder wie Opa. Alle Räder hatten Lenkergriffe, die sich nach hinten zum Fahrer hinbogen, und eine Art Einkaufskorb vorn. Ich sah eine Frau, die hatte einen Laib Brot in ihrem, und einen Mann, bei dem ein Paar Turnschuhe aus dem Korb lugte, aber das Beste war eine ganz schön alte Frau, die keinen Helm trug, wie man das soll, sondern einen riesigen Strohhut. Die Hutkrempe war mit bunten Blumen geschmückt und in ihrem Korb saß ein winziger flauschiger, weißer Hund. Als sie an mir vorüberfuhr, sah ich, dass ihm die Zunge aus dem Mund hing und dass seine Vorderpfoten den Rand des Korbes gepackt hielten. Es sah aus, als ob er rief: »Schneller, Oma, schneller!« Rascoe würde das großen Spaß machen, dachte ich. Auch wenn er ein fetter alter Kerl ist. Für ihn würden wir ein Rad mit einem riesigen Einkaufswagen vorn dran finden müssen, keinen kleinen Korb.
Ab und zu hielten wir an und stiegen von den Rädern, weil Opa mir die verschiedenen Gebäude erklären wollte. Ich wusste, ich hätte zuhören sollen, aber ich sah mich ständig nach den anderen Rädern um. Zu gerne hätte ich noch
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