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Mein Herz schlaegt fur uns beide

Mein Herz schlaegt fur uns beide

Titel: Mein Herz schlaegt fur uns beide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzie Moore
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gegen meinen Arm, und meine Schrift verschmiert. Ich wollte keine Linkshänderin sein. Ich wollte nicht anders sein als Laura. Ich wollte nie Linkshänderin sein – bis jetzt.
    Opa hob meinen Rucksack auf und zeigte auf das Hausboot.
    Opa: Das, meine edle Enkelin, ist für die nächsten drei Tage dein Zuhause.
    Edel? So hatte mich noch niemand genannt. Ich war immer Lauras Schwester gewesen. Ich war immer der »andere Zwilling« gewesen. Ich sah zu Opa hoch und lächelte mein strahlendstes Lächeln.
    Opa: Und sieh dir das an! Sieh dir dieses Lächeln an. Genau wie Zwillinge, nicht wahr?
    Dad legte den Kopf schräg und sah mich an.
    Dad: Ja, da hast du wohl recht.
    Natürlich musste Opa mich mit Laura vergleichen … ich hatte wieder dieses komische Gefühl, als Opa sich bückte und mir in die Augen blickte.
    Opa: Du siehst genau aus wie meine Mutter. Dieses Lächeln. Diese Grübchen. Genau wie deine Urgroßmutter Joy. Sie war einer der wunderbarsten Menschen auf der Welt. Joy, wie der Name schon sagt. Joy bedeutet Freude, weißt du.
    Und in diesem Moment wusste ich, dass das Boot zwar nur für drei Nächte mein Zuhause sein würde, dass ich aber schon jetzt für immer dort bleiben wollte.
    Wart ihr je auf einem Hausboot? Ich hoffe, ihr könnt eines Tages mal eins besuchen, denn es ist etwas ganz Besonderes. Wenn man darauf herumläuft, bewegt es sich ein bisschen, und drinnen ist alles viel kleiner, was perfekt ist, wenn man winzig ist, wie ich. Opa und Dad sahen dafür richtig komisch darin aus. Wie Riesen oder so was. Sie sahen aus, als ob sie zu groß gewachsen wären oder das Hausboot um sie herum geschrumpft.
    Opa nahm meinen Rucksack und zeigte mir mein Schlafzimmer. Es war gerade groß genug für ein winziges Bett, das an der einen Seite festgemacht war. Über dem Bett hing ein kleines Regal voller Fotos. Ich sah eins von meinem Dad, auf dem er als kleiner Junge auf einem Traktor saß, und es gab zwei von mir und Laura und ein schwarz-weißes von einer älteren Frau. Ihr Gesicht kam mir irgendwie bekannt vor und am Kragen ihrer Bluse steckte eine Brosche mit den Buchstaben JK.
    Ich lugte aus dem kleinen runden Fenster und sah, dass es gerade angefangen hatte zu regnen. Ich schaute mich in dem Zimmerchen um und fand, dass es zwar nur genug Platz für einen Menschen gab, dass es aber das schönste Schlafzimmer war, das ich je betreten hatte. Abgesehen von dem Geruch, meine ich. Ich versuchte gerade, herauszufinden, woher der kam, als Opa sich bückte und unter dem Bett ein Paar überaus stinkiger Socken hervorzog.
    Opa: Oh, tut mir leid. Ich glaube, die haben noch nie eine Waschmaschine gesehen!
    Noch besser, dachte ich, hier jammert kein Mensch darüber, was alles sauber gemacht werden muss.
    Als Dad für uns beim Chinesen etwas zu essen holte, führte Opa mich auf dem Boot herum, was nicht lange dauerte. Ich zählte, dass es nur fünfundzwanzig Schritte vom einen Ende des Hauses bis zum anderen waren. Es gab ein Badezimmer, mein Zimmer, Opas Schlafzimmer und im Hauptteil des Bootes eine winzige Küche mit einem kleinen Tisch und zwei Stühlen. An der einen Seite des Bootes waren rechteckige Fenster, die auf den Kanal blickten. Ich setzte mich auf die eine Bank.
    Opa: Die kann man als Bett aufklappen. Da wird dein Dad heute Nacht schlafen.
    Ich sah die Bänke an und konnte mir nicht vorstellen, wie sie zu einem Bett werden sollten wie durch eine Art Transformer. Aber nachdem wir gegessen hatten (ich hatte mich mit unglaublich leckeren kleinen Pfannkuchen und knusprigen Entenstücken vollgestopft), putzte ich mir die Zähne und wusch mir das Gesicht im kleinsten Badezimmer auf der ganzen Welt, und dann zeigte Opa mir, wie man aus den Bänken ein Bett machte. In der einen Minute waren da zwei Bänke, in der nächsten ein Bett! Ich sah voller Staunen zu, weil es mir vorkam, als ob mein Opa da irgendeinen Möbelzauber vorgeführt hätte.
    Ich: Wow. Das ist cool! Kann ich nicht lieber hier schlafen?
    Er schüttelte den Kopf und lachte.
    Opa: Heute nicht, aber vielleicht das nächste Mal, wenn Rory mitkommt, kannst du dann hier draußen schlafen.
    Ich dachte eine Sekunde darüber nach und wusste, dass ich Rory niemals herkommen lassen wollte. Das hier war mein neuer besonderer Ort. Ich schlug die Arme übereinander und runzelte die Stirn.
    Ich: Rory macht noch immer ins Bett.
    Opa sah mich aus zusammengekniffenen Augen an, griff nach seinem Becher und fuhr mir durch die Haare.
    Opa: Schön und gut. Dann nur wir.

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