nicht kaufen sollten. Dad sagt, davon sei Opa reich geworden, aber auch schrecklich unglücklich. So unglücklich, dass er eines Donnerstagnachmittags das Büro verließ, seinen Schlips von der London Bridge warf, sich in den Zug nach Oxford setzte und nie mehr zurückkehrte. Jetzt hat er sein Büro, wo immer er will, und ich glaube, er muss nichts tun, was er nicht tun will.
Opa schaute auf und winkte mich zu sich.
Opa: Siehst du, ich bin bei etwas, das Hotmail heißt.
Hotmail? Wieso kam mir das bekannt vor? Ich versuchte, mich zu erinnern.
Ich: Was ist Hotmail?
Er nahm die Brille ab und sah mich ein wenig überrascht an.
Opa: Willst du mir weismachen, dass dein fünfundsechzig Jahre alter Opa mehr über Computer weiß als du?
Mir war das plötzlich schrecklich peinlich.
Opa: James, ihr habt doch zu Hause Internet, oder?
Mein Dad ließ sein Buch sinken und seufzte.
Dad: Natürlich, Dad, aber der Drache will, dass sie alles ganz altmodisch lernen.
Ich wusste genau, wer der Drache war. Das war Dads schrecklicher Name für Mum. Der Name, den er manchmal benutzte, wenn sie sich stritten, und ich fand das furchtbar. Opa mochte den Namen auch nicht. Er machte ein sehr ernstes Gesicht, drehte sich zu Dad um und sprach mit ihm so ähnlich wie Miss Cauber, wenn sie Josh und Merrick zusammenstaucht.
Opa: He! Junger Mann! Was sind denn das für Wörter? Ich kann mich nicht erinnern, dass ich dir so was beigebracht habe. Ich will das nie wieder hören. Fee ist für mich wie eine Tochter, also will ich nie wieder solche kindischen, verletzenden Sprüche hören, vor allem nicht vor den Ohren deiner Kinder. Ist das klar?
Dads Wangen wurden knallrot und er nickte so halbwegs. Er sah ein bisschen aus wie Rory, wenn Mum ihn ausgeschimpft hatte, weil er die Zahnpasta auf den ganzen Klodeckel ausgequetscht hat. Es war irgendwo komisch zu sehen, wie Dad von einem anderen Erwachsenen runtergeputzt wurde.
Ich: Wenn Mum … na ja, ein Drache ist, was bist dann du, Dad?
Opa lachte.
Dad: Die Prinzessin, die im Turm eingesperrt ist?
Wir prusteten alle los und ich stellte mir für einen Moment meinen Dad in einem weiten rosa Prinzessinnenkleid vor.
Dann erklärte Opa mir alles über E-Mails und Mailadressen. Ich hatte davon ja schon gehört, aber bisher hatte es mich nie richtig interessiert. Ich wollte sofort meine eigene Mailadresse, aber offenbar hatte ich einen sehr beliebten Namen. Wir versuchten alle möglichen Varianten, aber alle waren schon von anderen Mädchen belegt, und das machte mir nur noch mal klar, wie langweilig und öde mein Name in Wirklichkeit war. Nach einer Weile schlug der Computer andere Adressen für mich vor. Wir gingen die Liste durch und schließlich zeigte Opa auf eine.
Opa: Der da! Der ist genau richtig. Das war mein Spitzname in der Schule.
Ich sah die Adresse an:
[email protected]. Eddie? Ich sah zu Opa hoch.
Opa: In meiner Schule wurden alle beim Nachnamen genannt und in meiner Klasse gab es zwei Edwards. Und am Ende war ich dann für alle nur noch Eddie.
Opa erklärte, wie das mit den Mails funktionierte. Er zeigte mir, wie man sich ein- und ausloggt und wie man ein Passwort festlegt und dass die kleinen gelben Umschläge bedeuten, dass eine Nachricht für mich da ist. Ich starrte eine Weile auf den Bildschirm, aber ich kannte niemanden, dem ich eine Mail schicken könnte. Dann fiel mir ein, was ich am letzten Schultag gesehen hatte. Eine Mailadresse kannte ich! Ich könnte Lexi eine Mail schicken. Es gab tausend Dinge, die ich sie fragen wollte. Aber diesmal würde ich nichts über ihre Augenklappe sagen, und da sie nicht mal im selben Zimmer war wie ich, konnte ich sie auch nicht wie eine Idiotin anglotzen.
Ich blieb ewig lange so sitzen, starrte den Bildschirm an, und als Opa zurückkam, hatte ich nur die Adresse geschrieben.
Opa: Lexi? Ist das jemand aus deiner Schule?
Also erzählte ich ihm alles über Lexi. Ich erzählte ihm, wie ich ihr auf dem Schulweg begegnet war. Ich erzählte ihm, dass sie sich mit vielen anderen Mädchen angefreundet hatte und dass sie an meinem neuen Geburtstag Geburtstag hatte. Ich erzählte ihm, dass sie irgendwie anders war. Es klang, als ob ich sie kannte, aber ich kannte sie ja gar nicht. Ich erzählte ihm, dass sie eines Tages versucht hatte, mir zu helfen, als ich außer mir gewesen war, aber dass mir nie eine coole Bemerkung einfiel, nicht so wie anderen Mädchen, nicht so wie Laura. Ich spürte, wie mir Tränen über die Wangen liefen.
Opa