sagte eine Weile gar nichts. Er zog ein Taschentuch aus seiner Jeanstasche, wischte mir die Tränen ab, und ich sagte mit sehr leiser Stimme, dass ich sie angestarrt hatte, dass ich sie sogar ganz schön viel angestarrt hatte. Und dass ich, egal, wie sehr ich mir auch Mühe gab, dass ich am Ende doch immer nur blöden Kram redete, dabei wollte ich doch nur wissen, warum Lexi eine Augenklappe trug.
Opa holte tief Luft und machte ein sehr nachdenkliches Gesicht.
Opa: Wir könnten doch mit etwas Kurzem und Einfachem anfangen?
Und deshalb war meine allererste E-Mail sehr kurz und sehr einfach.
An:
[email protected] Von:
[email protected] Hallo, Lexi.
Meine Osterferien sind ganz toll, und Deine? Emma.
12. Kapitel
Weil es unser letzter Tag war, zogen wir alle zusammen los, damit Dad mir das Haus zeigen konnte, in dem er aufgewachsen war. Er zeigte mir die Schule, die er besucht hatte, und dann das College, wo er Mum kennengelernt hatte. Wir blieben am Eingang zu einem alten Gebäude stehen und Dad legte die Hand an eine der großen Holztüren.
Dad: Hier habe ich deine Mum zum ersten Mal gesehen. Das ist genau die Stelle, wo sie alle ihre Bücher fallen ließ und mich dabei fast umgehauen hätte.
Ich: Und was hast du gemacht?
Laura und ich hatten immer so gern Geschichten darüber gehört, wie Mum und Dad jünger waren, und einmal war Mum auf den Dachboden gegangen und hatte einen Karton voller alter Fotos geholt, aus ihrer Zeit an der Uni. Wir hatten uns kringelig gelacht, als wir Mum mit einer ungeheuer hohen Frisur sahen und Dad in seinen Clownshosen. Er sah immer komisch aus auf alten Fotos, als ob jemand ihn auf den Kopf gestellt und heftig geschüttelt hätte. Aber es gab auch viele Fotos, auf denen Mum aussah, als hätte Rory ihre Klamotten ausgesucht.
Dad: Was ich gemacht habe? Was ich gemacht habe, nachdem deine Mum einfach in mich reingerannt ist?
Opa lachte.
Opa: Er wurde sicher rot wie eine Rote Bete, hob alle ihre Bücher auf und bat um Entschuldigung.
Dad seufzte und sah mich wieder an.
Dad: Genau das habe ich getan. Ich war ein bisschen schüchtern, weißt du. Ich wusste damals nicht so recht, was ich mit Mädchen reden sollte, schon gar nicht, wenn sie so hübsch waren wie deine Mum.
Opa: Was heißt, du hast das damals nicht gewusst? Du weißt es doch bis heute nicht!
Dad lachte und Opa stieß die Tür auf. Mir kam sie ein bisschen vor wie der Eingang zu einer Burg und an der Tür stand ein Mann mit einem komischen Hut. Dad und Opa redeten ewig lange mit ihm, und endlich ging der Mann dann in sein Büro, und als er zurückkam, brachte er einen sehr großen, alt aussehenden Schlüssel mit. Dad nahm meine Hand und wir gingen durch den Torweg direkt in einen Garten. Ein Garten mitten in einem Gebäude! So einen Garten hatte ich noch nie gesehen. Das Gebäude passte perfekt drumherum. Die Grashalme sahen aus, als seien sie alle genau gleich lang. Sie sahen aus, als seien sie heute Morgen grün angestrichen worden. Wir gingen um den Garten herum, über einen Fußweg, durch einen Steinbogen und eine Wendeltreppe hoch. Es war wirklich wie in einer Burg.
Vor einer anderen Holztür blieben wir stehen und Dad nahm den alten Schlüssel und öffnete die Tür mit einem lauten Knall. Ich ging in den Raum und sah mich um. An den Wänden gab es keine Tapeten oder Farbe oder so, die Wände waren auch aus Holz. Sie waren mit wunderschönem honiggelbem Holz bedeckt. Sie rochen sogar wie Omas Brennholzkorb.
Auf der einen Seite des Raumes war ein riesiges Bücherregal mit Fächern voller Bücher. Es gab große Lederbücher wie die Schulbibel, winzige Bücher mit orangefarbenem Rücken, auf einigen waren Nummern, römische Zahlen oder seltsam aussehende Buchstaben zu lesen. Auf der anderen Zimmerseite waren drei hübsch geformte Fenster, vor denen ein großer Schreibtisch stand, und als ich darauf zuging, sah ich, dass man von hier aus auf den schönen viereckigen Garten blicken konnte.
Zwei Stunden lang vergaß ich die Mail total, die ich verschickt hatte, und als wir zum Hausboot zurückkamen, war es so spät, und ich war so müde, dass ich einschlief, ohne noch mal in meinen Posteingang zu schauen. In dieser Nacht träumte ich, dass ich auf einem Hausboot war, das jede Menge Bücherregale hatte, und Laura fuhr auf dem Rad den Leinpfad entlang, und in ihrem Korb lag ein riesiger grün gestreifter Kuchen.
Als wir uns am nächsten Tag von Opa verabschiedeten, sagte er, er würde mir jede Woche eine