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Mein Herz schlaegt fur uns beide

Mein Herz schlaegt fur uns beide

Titel: Mein Herz schlaegt fur uns beide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzie Moore
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kleinen weißen Umschlag in der Hand. Mum griff nach dem Supergeheimen Buch und drehte es um. Sie drehte es um und stellte es auf den Kopf, so, wie ich es ihr gezeigt hatte. Sie sah mich an und zwinkerte. Ich wusste genau, was sie vorhatte. Sie legte die rote aschige Haarsträhne in den kleinen weißen Umschlag, schlug eine neue Seite auf, klebte den Umschlag darauf und schrieb darüber:
    Samstag, 25. Mai
    Der dritte Zwilling
    Als Hannah Lexi abholen kam, redete sie ewig mit Mum, und ich beobachtete sie oben von der Treppe aus. Hannah gab Mum eine Dose mit etwas, was aussah wie Plätzchen, und als sie etwas sagte, lachten sie beide und umarmten einander. Mum sah zu mir hoch und lächelte.
    Später an diesem Abend half ich Mum mit Rory. Ich wusch ihm die Haare und sorgte dafür, dass er keinen Seifenschaum in die Augen bekam, ich spielte mit seinen Entchen und sang sein Lieblingsfroschlied. Er weinte und jammerte nicht, kein einziges Mal.
    Ich: Hab ich auch so gebadet, als ich klein war?
    Mum schaute mich überrascht an.
    Mum: Du? Ha! Du glaubst vielleicht, Rory stellt sich an. Du hast dich sogar mal unter unserem Bett versteckt und ich konnte dich nirgends finden. Und einmal hast du in die Badewanne gekackt und ich musste das ganze Wasser ablassen.
    Ich fand es wunderbar, wenn Mum mir von früher erzählte, vor allem davon, wenn ich frech gewesen war.
    Mum: Jawoll, sobald deine Haare nass wurden, hast du dich in ein Monster verwandelt.
    Sie hob Rory aus der Badewanne und wickelte ihn in ein riesiges flauschiges Badetuch.
    Ich lachte und sah zu, wie Mum Rory trocken rieb. Das gefiel ihm nun wieder. Er musste schrecklich kichern. Laura war genauso gewesen. Ich wickelte mir einfach das Handtuch um die Schultern und setzte mich auf den Boden, aber Laura kletterte auf Mums Knie, damit sie sie rubbeldiwupp trocken rieb. Sie lachte und sagte: »Schneller, Mum, schneller.« Ich konnte mich total gut daran erinnern, wie wir gebadet hatten. Wir badeten immer zusammen und ich musste bei den Wasserhähnen sitzen. Laura saß mir gegenüber. Von Angesicht zu Angesicht.
    Ich versuchte, mich an ihr Lächeln zu erinnern, aber ich sah es nicht. Ich schloss die Augen. Ich konnte sehen, wie sie in ein Handtuch gewickelt dasaß. Ich konnte ihren Kopf und ihre Beine sehen, aber als ich versuchte, ihr Gesicht zu erkennen, konnte ich mich nicht daran erinnern. Ich war dabei, sie zu vergessen. Ich konnte ihr Lachen nicht mehr hören. Ihr Kichern war verschwunden. Ihr Grinsen verblasste in meiner Erinnerung. Ich sprang auf und sah Mum an.
    Ich: Ich kann mich nicht erinnern! Ich kann mich nicht an ihr Lächeln erinnern. Ich kann mich nicht daran erinnern, wie sie gerochen hat. Es verschwindet. Es verschwindet!
    Ich spürte, wie mein Herz wieder loshämmerte und die Tränen über meine Wangen liefen. Ich rannte in mein Zimmer, legte mich auf Lauras Bett, presste mein Gesicht in ihr Kissen und versuchte, sie noch einmal zu riechen, aber da war kein Geruch. Sie verschwand!
    Gleich darauf kamen Mum und Dad ins Zimmer. Ich drehte mich um. Dad setzte sich auf mein Bett und Mum kniete vor mir. Sie hob die Hand an ihren Hals und berührte das herzförmige silberne Medaillon, das Dad ihr zum Geburtstag geschenkt hatte, und als ich mich aufsetzte, öffnete sie den Verschluss und nahm die Kette ab.
    Mum: Schau mal.
    Sie hielt mir das Medaillon hin, und als sie das kleine Herz öffnete, sah ich zu. Ich sah zu, wie sie den darin verborgenen winzigen Bilderrahmen aufklappte. Sie hielt ihn vor mein Gesicht und ich sah drei kleine Bilder. Die alberne Laura. Die lächelnde Laura und die schmollende Laura. Ich kannte das letzte. Ich erinnerte mich sehr gut daran. Es war am Strand aufgenommen worden. Wir hatten gebadet, und als wir gehen mussten, hatte Laura den ganzen Strand zusammengebrüllt.
    Ich: Der Strand.
    Mum lächelte und Dad reichte ihr eine orangefarbene Flasche. Eine Flasche mit Sonnencreme. Sie drehte den Deckel ab und hielt mir die Flasche unter die Nase und ich konnte den wunderbaren Kokosduft riechen. Ich schloss die Augen und sog den süßen Geruch ein. Kokosnuss, Sand und das Rauschen der Brandung. Ich sog den wunderbaren Duft ein und sah noch einmal Lauras Gesicht.
    Ich: Laura!
    Ich schloss die Augen und sah sie. Ich sah ihr Lächeln, ich hörte ihre Stimme. Ich hörte sie sagen: »Ich gehe hier nie, nie wieder weg. Das ist mein Strand.«
    Mum: Manchmal machen Erinnerungen traurig, aber sie können uns auch helfen, wieder glücklich zu sein.

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