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Mein Herz schlaegt fur uns beide

Mein Herz schlaegt fur uns beide

Titel: Mein Herz schlaegt fur uns beide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzie Moore
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starrte nur in die Luft und sah zu, wie die Asche meiner Schwester zu Boden sank.
    Die weiche, graue Asche landete auf dem Teppich, auf dem Sofa, auf dem Stuhl, auf dem Tisch, auf den Bildern. Überall. Laura war einfach überall.
    Ich sah, wie die Asche um mich herumfiel, wie sie auf mich fiel. Laura war in meinen Haaren, auf meinen Kleidern und auf meiner Haut. Ich sah die winzigen grauen Flecken, kleiner als die Sommersprossen auf Lexis Nase, aber ich hörte rein gar nichts. Ich hörte nicht, wie Mum nach Kehrblech und Handfeger schrie. Ich hörte nicht, wie mein Dad Rory anbrüllte, und ich hörte Rory nicht weinen.
    Ich drehte mich um, und obwohl ich von der Asche meiner Schwester bedeckt war, ging ich langsam nach oben in mein Zimmer und zog die Tür hinter mir zu.
    Als ich mein Zimmer betrat, hörte ich ein dumpfes Geräusch. Ich schaute zu Lauras Bett hinüber und sah, dass darunter etwas hervorlugte. Ich bückte mich danach. Es war unser Supergeheimes Buch. Ich weiß nicht, wie es unter Lauras Bett geraten war. Vielleicht hatte ich es vom Schrank gestoßen, als ich vom Nachttisch gefallen war.
    Ich hob es auf, setzte mich auf Lauras Bett und schloss die Augen.
    Bald ging die Zimmertür auf. Es war Mum. Ich drehte mich von ihr weg.
    Mum: Du musst … du musst es abwaschen.
    Ich schaute zu ihr hoch. Sie hatte noch immer etwas Asche in ihrem Gesicht und auf ihrer Strickjacke. Ich sah sie an und brüllte:
    Ich: ICH WERDE MICH NIE IM LEBEN WIEDER WASCHEN! NIE! NIE WIEDER! LASS MICH IN RUHE!
    Sie starrte mich eine Weile an, dann ging sie wieder nach unten.
    Sie verließ mich. Wie immer.
    Ich packte unser Supergeheimes Buch und schlang die Arme um meine Knie.
    Ich hörte nicht, dass Mum zurückkam.
    Ich hörte nicht, dass sie leise und sanft meinen Namen sagte, genau wie früher.
    Sie kniete vor mir nieder, und ich konnte sehen, dass sie weinte. In der einen Hand hielt sie die hässliche kleine Urne, in der anderen eine kleine silberne Bürste. Es war eine weiche silberne Babybürste, die nicht größer war als meine Hand. Es war meine silberne Babybürste.
    Ich sah Mums Hand an und dann schaute ich ihr in die Augen. Sie beugte sich zu mir vor und meine Augen ließen ihre nicht los.
    Mit einer Hand wischte sie die Asche von meinem Pullover und zurück in die Urne. Ich spürte, wie die weichen Borsten behutsam die Asche wegwischten. Wisch, wisch, wisch. Von meinen Armen, meinen Haaren, meinem Gesicht. Wisch, wisch, wisch. Mum sah mich an, schob mir mit einer Hand eine Haarsträhne hinter die Ohren, mit der anderen hob sie die silberne Babybürste an die Lippen und küsste ihre Rückseite.
    Mum: Ich liebe dich, mein Kleines.
    Ich sah sie an, ohne zu atmen, und dann spürte ich ihre Arme um mich, wie sie mich umfingen. Ich schmiegte meinen Kopf in ihre Wärme und dann atmete ich wieder. Sie drückte mich an sich, ich drückte sie an mich, und ich wollte sie nie wieder loslassen.
    Mum: Es tut mir so leid, ich konnte mich nicht entscheiden. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Dein Großvater hatte seine besondere Stelle, er wollte zum Fluss gebracht werden. Aber ich weiß nicht, was Laura sich gewünscht hätte. Ich weiß nicht, was ich machen soll.
    Ich bewegte ein wenig den Kopf und aus dem Augenwinkel sah ich unser Supergeheimes Buch. Ich hob es auf und zeigte Mum, was bislang nur Laura und ich gesehen hatten. Als wir umblätterten, fiel mir ein Bild ins Auge. Ich weiß nicht, warum, aber mir kam eine Idee, und ich wollte schon etwas sagen, überlegte mir die Sache dann aber anders, und dann lernte ich etwas Neues.
    Ich lernte, dass man manchmal richtig traurig und richtig glücklich auf einmal sein kann. Denn als Mum Lauras viele Zeichnungen sah, als wir die Seiten gemeinsam umblätterten, lächelte und weinte sie.
    Und ich auch.

23. Kapitel
    Mum und ich saßen auf Lauras Bett, und wir lachten über meine albernen Geschichten, als Lexi ins Zimmer kam. In ihrer einen Hand hielt sie eine Schere, in der anderen eine Haarsträhne. Na ja, es war mehr als nur eine Strähne. Es war ein ganzes Haarbüschel.
    Lexi: Hier.
    Mum und ich schauten die Haarnudel an, die vor uns herumbaumelte.
    Lexi: Seht ihr, da ist noch was. Da sitzt noch was, seht ihr?
    Ich beugte mich vor und konnte sehen, dass das Haarbüschel wirklich ein bisschen grau war. Ich hielt ihr die Hand hin und sie ließ es auf meine Handfläche fallen.
    Mum: Ich habe eine Idee.
    Sie ging nach unten, und als sie zurückkam, hielt sie einen Klebestift und einen

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